Der Tag der Arbeit ist kaum vorbei, da ruft die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di zum Streik auf: Beschäftigte von Sozial- und Erziehungsdiensten sollen erneut bundesweit ihre Arbeit niederlegen. Den Auftakt der Streiks machen an diesem Montag die Beschäftigten der Sozialarbeit.
Tarifverhandlungen sozialer Sektor: Verdi will mit Streiks Druck erhöhen
Wenn am 16. und 17. Mai in Potsdam die Tarifverhandlungen für den sozialen Sektor in die dritte Runde gehen, sollen die kommunalen Arbeitgeber unter Zugzwang stehen. 330.000 Beschäftigte von Sozial- und Erziehungsdiensten sind es, um die sich die Tarifverhandlungen drehen. Die letzte Runde am 22. März war ergebnislos vertagt worden. Zuvor waren die Verhandlungen pandemiebedingt zwei Jahre pausiert und im Februar wieder aufgenommen worden.
Warnstreiks: Wie lange, wann und wo streikt Verdi?
Gestreikt wird an insgesamt drei Tagen – jeden Tag ein anderer Bereich. Den Auftakt machen am Montag die Beschäftigten der Sozialarbeit. Am Mittwoch folgen die Kitas und Ganztagsschulen. Am Donnerstag ist ein Warnstreik der Beschäftigten der Behindertenhilfe angekündigt.
Die Verhandlungen führt Ver.di zusammen mit dem Beamtenbund dbb. Am Verhandlungstisch sitzen auf der anderen Seite Vertreter der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände.
Verdi-Streik in Bayern: München, Nürnberg, Regensburg, Ingolstadt und Augsburg betroffen
Von den Kita-Streiks am Mittwoch werden neun bayerische Städte betroffen sein: München, Nürnberg, Fürth, Erlangen, Regensburg, Augsburg, Ingolstadt, Landshut und Forchheim. Die Eltern sollten frühzeitig einen Ersatz für die Betreuung organisieren. Zum Teil sei mit den Kommunen aber auch schon über einen Notdienst gesprochen worden.
Über alle Details würden die Eltern rechtzeitig informiert werden, verspricht die Gewerkschaft. Der Streikaufruf gilt aber nur für kommunale Kitas und Horte. Die Einrichtungen von Kirchen, Wohlfahrtsverbänden oder Privatfirmen sind von den Streiks nicht betroffen. Sie haben einen anderen Tarifvertrag.
Warum Warnstreiks? Das fordert Verdi
Natürlich möchten die Beschäftigten, dass ihre Arbeit finanziell mehr anerkannt wird. Aber: Bei den Warnstreiks geht es nicht nur um einen höheren Lohn, sondern auch um bessere Arbeitsbedingungen, etwa für mehr Zeit für die Vor- und Nachbereitung von Erziehungsarbeit. Außerdem soll der Fachkräftemangel endlich angegangen werden. Außerdem fordern die Angestellten Zeit für die Begleitung von Praktikanten sowie einen Anspruch auf Weiterqualifizierung.
Die Situation in den Kitas sei seit Jahren angespannt, kritisierte Fachbereichsleiterin Manuela Dietz von Verdi Bayern. Um angemessen pädagogisch mit den Kindern arbeiten zu können, fehlten 173.000 Fachkräfte. Aufgrund der Arbeitsbedingungen verlassen 25 Prozent der Berufsanfänger in den ersten fünf Jahren wieder den Erziehungssektor. "Die Beschäftigten sind schlicht und einfach am Limit." Keine andere Berufsgruppe erkranke häufiger an Burnout, so Dietz. So würden derzeit rund 20 Prozent des Personals wegen Krankheit fehlen.
"Unverhältnismäßig": VKA kritisiert Warnstreiks von Verdi
Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände kritisierte dagegen, die Streiks seien unverhältnismäßig und belasteten die Eltern zusätzlich. Welche Rechte berufstätige Eltern im Streikfall haben, lesen Sie hier. Außerdem würden Erzieher kommunaler Kitas deutlich mehr verdienen als die anderer Träger. Das Einstiegsgehalt nach der Ausbildung liege regelmäßig bei 3.142 Euro monatlich.
Streiks in Deutschland: Amazon legt Arbeit nieder
Außerdem hat Verdi in mehreren Bundesländern Beschäftigte des US-Onlinehändlers Amazon zu Streiks aufgerufen. Sieben Versandzentren beteiligen sich am Dienstag an den Streiks, so Verdi.
Die teils mehrtägigen Streiks betreffen die beiden Versandzentren in Bad Hersfeld und Koblenz sowie die Standorte Leipzig, Rheinberg, Graben und Werne.
Schon seit Jahren fordert Verdi für die Amazon-Beschäftigten vergebens, dass sie einen Tarifvertrag bekommen und nach dem Tarif für den Einzel- und Versandhandel bezahlt werden. Die Amazon-Mitarbeiter fordern laut Verdi außerdem Auskunft über die Daten, die der US-Riese über sie gespeichert hat.
Amazon-Streik: Werden Pakete ausgeliefert?
Die Forderungen weist Amazon seit Jahren zurück und beteuert, auch ohne Tarifvertrag ein guter Arbeitgeber zu sein. Amazon biete "attraktive Jobs mit guten Perspektiven", erklärte das Unternehmen mit Blick auf den bevorstehenden Streik.
Obwohl so viele Versandzentren von den Streiks betroffen sind, erwartet Amazon keine Auswirkungen auf die Lieferung von Paketen.