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Kletter-Ass Pia verrät, worauf es beim Klettern ankommt

Köpfchen statt Kraft

Kletter-Ass Pia verrät, worauf es beim Klettern ankommt

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    Pia Ullmann klettert, seit sie elf Jahre alt ist. Eher durch Glück ist sie in eine Kinder-Klettergruppe gekommen.
    Pia Ullmann klettert, seit sie elf Jahre alt ist. Eher durch Glück ist sie in eine Kinder-Klettergruppe gekommen. Foto: Frederik Schissler

    Wie bist du zum Klettern gekommen?
    Vor sieben Jahren hat mich eine Freundin aufs Klettern gebracht. Sie war in einer Kinder-Klettergruppe und hörte auf. Diesen Platz konnte ich dann übernehmen – zum Glück – denn es ist gar nicht so einfach in eine Klettergruppe zu kommen. Es gibt eine lange Warteliste.

    Du leitest auch eine Kinder-Klettergruppe. Seit wann denn?
    Seit zwei Jahren leite ich jetzt unsere Mini-Monkeys. Allerdings mach ich gerade eine Pause, weil wir umgezogen sind – ich habe aber fest vor, wieder einzusteigen.

    Das kostet Kraft: Kopfüber an der Kletterwand! Aber Kraft alleine macht noch keinen guten Kletterer. Die richtige Technik und eine gute Strategie sind Stärken, die Du beim Klettern brauchst.
    Das kostet Kraft: Kopfüber an der Kletterwand! Aber Kraft alleine macht noch keinen guten Kletterer. Die richtige Technik und eine gute Strategie sind Stärken, die Du beim Klettern brauchst. Foto: Tobias Brandner

    Wie alt sind die Kids in eurer Gruppe?
    Wir haben drei Fördergruppen für Kinder. Die ältesten sind die Maxi-Monkeys, dann gibt es noch die Mezzo-Monkeys und die Kleinsten sind bei den Mini-Monkeys, das ist meine Gruppe. Bei uns sind die Kinder zwischen sechs und neun Jahre alt.

    Wie läuft eine Kletterstunde bei euch ab?
    Wie bei jedem Sport, steht erst mal aufwärmen an. Wir gehen mit den Kids draußen laufen oder toben ein bisschen herum. Dann geht´s entweder zum Seilklettern in die große Halle oder wir bouldern.

    Was ist denn Bouldern?
    Beim Bouldern klettert man ohne Seil und Sicherung. Die Wand ist nur drei bis vier Meter hoch und unten liegt eine weiche Matte. Wenn man oben angekommen ist, springt man einfach runter und muss sich nicht abseilen lassen.

    Wo seid ihr geklettert, als es in Kempten noch keine Kletterhalle gab?
    Im Sommer waren wir immer am Kletterturm im Engelhaldepark und wenn das Wetter schlechter wurde, sind wir in die Nordschule gegangen. Dort gibt es in der Turnhalle eine kleine Bolderwand. Das ist aber nicht mit dem zu vergleichen, was wir jetzt haben.

    Geht ihr auch mal nach draußen, um an einem Felsen zu klettern?
    Bei unseren Hüttenwochenenden sind wir in sogenannten Klettergärten. Das ist aber etwas anderes als ein Kletterwald, in dem man über Hindernisse klettert, die in den Bäumen hängen. Ein Klettergarten ist ein Felsen, an dem sichere Routen in unterschiedlicher Länge gesteckt sind.

    Bringt ihr den Kindern in den Gruppenstunden auch das Sichern bei?
    Ja natürlich, denn Sichern ist ein wichtiger Bestandteil beim Klettern und deshalb wollen wir auch, dass die Kids es beherrschen. Wir bilden Dreier-Gruppen: Einer klettert und die anderen zwei sichern. Man nennt das dann Hintersichern. Besonders bei Kindern ist diese doppelte Sicherheit wichtig, falls einer kurz nicht aufpasst. Aber die Kinder lernen bei uns auch wie man Knoten macht und wir bringen ihnen die richtige Technik beim Bouldern bei.

    Es sind nicht die Hände, die nach dem Klettern am meisten wehtun, sondern die Füße. Schuld dran: die viel zu engen Kletterschuhe.
    Es sind nicht die Hände, die nach dem Klettern am meisten wehtun, sondern die Füße. Schuld dran: die viel zu engen Kletterschuhe. Foto: Frederik Schissler

    Was ist der Unterschied, wenn man mit Jugendlichen oder Erwachsenen klettert, im Vergleich zu Kindern?
    Vor allem eines: Erwachsene hören zu. Manchmal kann es ganz schön anstrengend sein, mit einer Horde aufgeweckter Kinder. Wir Betreuer müssen unsere Augen überall haben, damit nichts passiert. Was dazukommt: Einige Kinder sind weitaus unerschrockener als Erwachsene oder Jugendliche - sie können die Höhe und die Gefahren nicht so gut einschätzen. Dann gibt es aber auch die etwas ängstlichen Kids. Deshalb ist ein Fall-Training ganz wichtig, in dem wir zeigen, dass nichts passieren kann.

    Gibt es auch Kletterwettbewerbe an denen ihr teilnehmt?
    Die Fördergruppen gehen regelmäßig auf Wettkämpfe. Gerade in den älteren Gruppen gibt es einige, die im Bayernkader sind. Mal geht es darum eine bestimmte Route möglichst schnell zu klettern, es gibt aber auch die Variante, dass die Rute immer schwieriger wird. Je weiter man kommt, desto mehr Punkte gibt es dann.

    "Gegenseitiges Vertrauen ist beim Klettern ganz wichtig, schließlich hat der Andere dein Leben in der Hand."

    Wieso sollten Kinder klettern?
    Man wird selbstsicherer und kann sich selbst besser einzuschätzen. Denn bei jeder neuen Route muss ich mir überlegen: „Trau´ ich mir das zu? Kann ich das schaffen?“ Außerdem lernt man, einander zu vertrauen, schließlich hat der Andere mein Leben in der Hand. Und auch wenn es jetzt komisch klingt, aber für jemanden der Höhenangst hat, ist Klettern eine gute Möglichkeit diese Angst zu überwinden. Ich spreche aus eigener Erfahrung, denn ich habe immer noch etwas Angst in großer Höhe.

    Was macht für dich die Faszination am Klettern aus?
    Man braucht verschiedene Fähigkeiten, denn mit Kraft allein kommt man die Wand nicht hoch. Klar gibt es Routen, die ganz schön an die Substanz gehen. Besonders wenn man kopfüber an der Decke hängt. Aber es ist eben auch ganz wichtig, sich vorher eine Strategie zu überlegen, denn es gibt ziemlich fiese Griffe, die schwer zum greifen sind.

    Aber am besten ist das Gefühl, wenn man oben ankommt. Gerade bei Routen, die man immer und immer wieder versucht, ist man überglücklich, wenn man es endlich geschafft hat und auch ein bisschen stolz.

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