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Klimawandel im Allgäu: „Der Schutzwald ist in Gefahr“

Risiko am Hang

Klimawandel im Allgäu: „Der Schutzwald ist in Gefahr“

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    Stürme haben dem Bergwald am Burgberger Hörnle auf großer Fläche den Garaus gemacht. Das kann zur Gefahr für die Siedlungen am Fuße des Grünten werden.
    Stürme haben dem Bergwald am Burgberger Hörnle auf großer Fläche den Garaus gemacht. Das kann zur Gefahr für die Siedlungen am Fuße des Grünten werden. Foto: Matthias Becker/Ralf Lienert

    Das wäre dann nicht nur ein hässlicher Anblick, sondern auch gefährlich. Denn, wenn der Bergwald stirbt, kommen die Hänge herunter und die Dörfer am Fuße der Gipfel sind in Gefahr. „Wir müssen unseren Forst in einen Klimawald umbauen“, sagt Sauter.

    Seinen Vortrag hielt der Forstchef im Immenstädter Stadtrat und vor Toni Hofreiter, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag. Beidemale gab es am Ende große Zustimmung – in Immenstadt sogar Beifall. Wobei sich die Immenstädter leicht tun. Denn ihr Wald hat laut Sauter „Vorbildfunktion“. Obwohl auch dort – wie im übrigen Oberallgäu – die Fichte dominiert.

    Problem Fichte Jahrhundertelang war die Fichte der Brotbaum der Forstwirtschaft. Vor allem nach den großen Kriegen wurde sie gepflanzt, um schnell und problemlos an dringend benötigtes Holz zu kommen. „Aber die Fichte mag es kühl und nass“, sagt der Forstdirektor. Und der Klimawandel geht in Richtung warm und trocken. Deshalb sterben in Mitteldeutschland die Wälder großflächig ab. Im Allgäu kommt noch ein weiteres Problem hinzu: Es gibt immer mehr Stürme, die die Fichte umwerfen. Der Flachwurzler hat nicht genügend Halt.

    Gut zu sehen ist das am Burgberger Hörnle. Dort hat ein Sturm eine große Schneise in den Bergwald geschlagen. Die Aufforstung in dem steilen Gelände sei sehr schwer, sagt Sauter. Allerdings müsse sie gelingen, damit der Berg nicht in Bewegung kommt. Ohne Bäume gebe es nur die künstliche Hangverbauung. Sauter: „Das sieht nicht schön aus und kostet viel.“ Pro Hektar 250 000 Euro und mehr.

    Problem Wild Das Beste für einen gesunden Bergwald sei die Naturverjüngung, erklärt der Forstdirektor. Aber die funktioniere nur da, wo der Wildbestand niedrig gehalten werde. „Am Burgberger Hörnle findet eine Naturverjüngung praktisch nicht statt. Deshalb ist der Schutzwald in Gefahr.“ Zwar würden die Fichtentriebe dem Wild – im Vergleich zur Weißtanne oder Laubbäumen – weniger gut schmecken. Doch es gebe einfach zu viel Wild am Grünten. Sauter: „Das ist ein Riesenproblem.“ Und das in den Griff zu bekommen, sei am Grünten schwer, weil der Wald in der Hand von vielen Privatbesitzern sei.

    Das Vorbild Anders sieht es in Immenstadt aus. Dort besitzt die Stadt die größten Flächen selbst und hat eine eigene Forstabteilung mit sechs Mitarbeitern unter Leitung von Gerhard Honold. Wer glaubt, das ist teuer, der irrt. Zwischen 2010 und 2017 habe die Forstabteilung immer Plus gemacht – im Schnitt 100 000 Euro im Jahr, inklusive Personalkosten, rechnet Honold vor. Nur in den vergangenen zwei Jahren gab es ein Minus (86 000 und 40 000 Euro), weil der Holzpreis am Boden ist.

    Die Profis verstehen es, alle Fördertöpfe zu nutzen. Dabei hilft die Bergwaldoffensive. „Zwei Drittel am Immenstädter Horn und im Steigbachtobel sind Schutzwald mit steilen Hängen“, erläutert Mitarbeiter Florian Schwarz. Ohne den Wald wäre die Stadt von Moränen bedroht. Es wurden 12 000 Weißtannen gepflanzt und seit sieben Jahren bejagt die Stadt das Wild selber. Zeitweise wurden doppelt so viele Rehe als früher geschossen, sagt Honold. Mit Erfolg: Der Wald verjüngt sich auf natürliche Weise selber.

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