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Kraftklub, IHR seid einfach 'ne Legende

6000 Fans in der Big Box

Kraftklub, IHR seid einfach 'ne Legende

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    Leadsänger Felix Brummer bringt mit seiner Band Kraftklub die 6000 Fans kräftig in Stimmung.
    Leadsänger Felix Brummer bringt mit seiner Band Kraftklub die 6000 Fans kräftig in Stimmung. Foto: Matthias Becker

    Wenn es irgendwo auf der Welt ein Rezeptbuch gibt mit der Anleitung, wie man eine perfekte Rockshow zusammenstellt: Kraftklub haben es gefunden und aufmerksam gelesen.

    Die Fünf aus Chemnitz haben am Freitagabend vor 6000 Besuchern in der Big Box in Kempten einen umjubelten Auftritt hingelegt – und gezeigt, dass sie in der obersten Liga der deutschen Musiklandschaft angekommen sind.

    Vom ersten Riff des Openers „Hallo Nacht“ bis zum letzten Ton der Zugabe „Songs für Liam“ (inklusive „Hey Jude“-Hommage) hatten sie die euphorisierte Menge beeindruckend sicher im Griff. Die verwandelte sich sofort in ein riesiges hüpfendes, klatschendes, mitsingendes, Pogo tanzendes und irgendwann auch schwitzendes Menschenmeer.

    „Kempten, ihr seid einfach ’ne Legende“ Felix Brummer

    Es war die dritte Show ihrer „Keine Nacht für Niemand“-Tour, benannt nach dem im Juni erschienenen Album, und die erste in einer großen Halle. Dementsprechend hatten Sänger Felix Brummer und seine Gang, uniform in weiße Shirts rote College-Jacken und schwarze Röhrenjeans mit Hosenträgern gekleidet, große Lust, alle, wirklich alle, Zutaten und Effekte auszuprobieren und abzufeuern, die sie in diesem Rezeptbuch gefunden hatten: Sie ließen Fan Melanie auf der Bühne per Glücksrad den nächsten Song ermitteln, ließen es Konfetti und Papierschlangen regnen, Frauen und Männer abwechselnd singen, ließen alle sich hinsetzen und gemeinsam in die Luft springen, gingen crowdsurfen – und spielten einen Großteil der 40-minütigen Zugabe mitten in der Halle über den Köpfen der Fans.

    Es gab den Feuerzeuge-in-die-Luft-Moment („Kein Liebeslied“) und das obligatorische Cover („Song 2“ von Blur, dargeboten mit Andreya Casablanca und Laura Lee von der Vorband Gurr).

    Zwei Stunden und zehn Minuten dauerte der mitreißende Auftritt. „Die längste Kraftklub-Show, die wie jemals gespielt haben“, verriet Brummer. Und sie hätten locker eine weitere Zugabe dranhängen können, denn die 2010 gegründete Combo hatte trotzdem längst nicht alle Hits und Fanlieblinge im Programm untergebracht.

    Doch auch so boten die Jungs mit einem wuchtigen, aber klar abgemischten Sound einen tollen Querschnitt ihres Schaffens, das mit der EP „Adonis Maximus“ begann und sich mit den Alben „Mit K“ (2012) und „In Schwarz“ (2014) bis zur aktuellen Platte steigerte.

    Kraftklub in der Bigbox Allgäu in Kempten

"Keine Nacht für neimand"
Tour 2017

"Keine Nacht für Kempten"

Kraftklub ist eine fünfköpfige Musikgruppe aus Chemnitz
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    Wie steil die Entwicklung der Band nach oben geht, lässt sich an ihren Auftritten in Kempten ablesen: Beim ersten vor sechs Jahren waren sie Vorgruppe von Fettes Brot und „mächtig stolz, dass 30 Leute unsere CD gekauft hatten“ (Brummer), beim zweiten füllten sie die Kultbox mit 800 Besuchern – und diesmal brachten sie 6000 Fans zum Durchdrehen.

    Kraftklub haben eine halbe Million Tonträger verkauft und, was für Künstler heutzutage fast viel wichtiger ist, sogar noch mehr Facebook-Likes. Ihre Musik, die Rockgitarren mit Hip-Hop-Basslinien und Sprechgesang vermischt, trifft ebenso den Zeitgeist wie die Texte.

    Da geht es über und gegen besorgte Bürger („Fenster“), Politikverdrossenheit („Schüsse in die Luft“), Partydrogen („Chemie Chemie Ya“) oder Hipster („Ich will nicht nach Berlin“). Zwischendurch eine Portion Selbstironie und Selbstzweifel, Herzschmerz und Lebenslust. Alles fein abgeschmeckt mit viel Wortwitz, was sie zu so etwas wie „Die Ärzte“ für die Generation Smartphone macht.

    Die sind auch ihre Vorbilder und werden ebenso zitiert wie Element Of Crime und Ton Steine Scherben. Wie im Hop-Hop üblich spielen Kraftklub textlich aber auch immer wieder auf sich selbst an.

    „Kempten, ihr seid einfach ’ne Legende“, ruft Felix Brummer am Schluss ins Mikro – und lässt sich unter großen Gejohle sogar doch noch dazu hinreißen, sein Shirt auszuziehen, „weil ihr so nett gewesen seid“. Auch das steht irgendwo drin im Rezeptbuch für die perfekte Rockshow. Kraftklub haben es gelesen. Und verstanden.

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