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Lässige Lilly: Kaufbeurerin (14) spielt Hauptrolle in Kinofilm

Erfolg quasi über Nacht

Lässige Lilly: Kaufbeurerin (14) spielt Hauptrolle in Kinofilm

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    Lilly Wiedemann aus Kaufbeuren spielt in dem Kinofilm Einsamkeit und Sex und Mitleid eine Hauptrolle, die Figur der Swentja Pfennig.
    Lilly Wiedemann aus Kaufbeuren spielt in dem Kinofilm Einsamkeit und Sex und Mitleid eine Hauptrolle, die Figur der Swentja Pfennig. Foto: X-Verleih

    Kaderschmiede ist ein hässliches Wort, insbesondere wenn es um Kunst geht. Aber irgendwie drängt sich derzeit das Gefühl auf, dass Kaufbeuren nicht das schlechteste Pflaster (des Allgäus) für angehende Schauspielstars ist. Nachdem der Christopher Nell schon vor einiger Zeit zu höchsten Bühnenweihen am Berliner Ensemble und am Wiener Burgtheater gelangt ist, nahm kürzlich der elfjährige Luis Vorbach in Berlin den Deutschen Filmpreis mit entgegen. Der Streifen „Auf Augenhöhe“ erhielt die Auszeichnung als bester Kinderfilm, und der pfiffige Junge aus dem Stadtteil Neugablonz hat eine der Hauptrollen gespielt (unseren Bericht dazu liest Du hier). Damit nicht genug: Auch der Schauspieler Moritz Rauch (16) aus Kaufbeuren gilt als großes Talent und stand schon vor den TV-Kameras (ein witziges Interview mit ihm, liest Du hier).

    Und dann ist da noch Lilly Wiedemann, ebenfalls aus Kaufbeuren.

    Die 14-Jährige hat Regisseur Lars Montag auf Anhieb so begeistert, dass er ihr ohne große Casting-Ochsentour gleich eine Hauptrolle in seinem neuen Film „Einsamkeit und Sex und Mitleid“ angeboten hat. Die von der Kritik sehr kontrovers besprochene Gesellschaftssatire ist seit vergangener Woche in den deutschen Kinos, und das Multiplex in Wiedemanns Heimatstadt hatte zur Allgäu-Premiere mit der Kaufbeurer Hauptdarstellerin geladen.

    Hier siehst Du den offiziellen Trailer zum Kinofilm "Einsamkeit und Sex und Mitleid":

    Lilly Wiedemann mit Hussein Eliraqui, der den Mahmud spielt.
    Lilly Wiedemann mit Hussein Eliraqui, der den Mahmud spielt. Foto: X-Verleih

    Die Schülerin absolvierte den großen Bahnhof im Kinosaal und das Publikumsgespräch genau so, wie sie auf der Leinwand agiert: ernsthaft, fokussiert, aber für ihr Alter auch unheimlich cool und routiniert. „Ich habe den Film ja jetzt schon etliche Male gesehen“, antwortet sie etwa auf die Frage, ob so ein Heimspiel nicht aufregend sei – zumal mit einem Streifen, in dem es nicht gerade prüde zugeht.

    Es war ausgerechnet der kauzige Allgäuer Kommissar Kluftinger, der Wiedemann den Weg in die große, weite Welt des Kinos geebnet hat. Als nämlich bei einem Casting in der Wertachstadt Darsteller für die Verfilmung des Kluftinger-Krimis „Herzblut“ gesucht wurden, wollte sich die Schülerin die Chance nicht entgehen lassen.

    Der Schauspielerei war sie freilich schon viele früher zugetan. Im Alter von vier Jahren begann sie bei der Kulturwerkstatt Kaufbeuren und blieb dem Kinder- und Jugendtheater, dem übrigens auch „Burg“-Schauspieler Nell angehörte, neun Jahre lang treu. „Große Rollen hatte ich da eigentlich nie“, meint sie schmunzelnd. Aber die Begeisterung für das Spiel wuchs.

    Ich will unbedingt weitermachen, Lilly Wiedemann.

    Also ging sie zum Kluftinger-Casting. Die Probeaufnahmen kamen über eine Agentur zu Regisseur Montag – und der lud sie sofort zur Endrunde für die Besetzung seiner Verfilmung von Helmut Kraussers Roman „Einsamkeit und Sex und Mitleid“ ein. Darin wird bitterböse, teilweise skurril, aber doch auch recht real beschrieben, wie unfähig der moderne, individualistische Mensch geworden ist, vertrauensvollen Beziehungen oder gar Liebe zu entwickeln. Wiedemann bekam die Rolle der Swantje, eines Teenagers, der seine ersten, zunächst recht pragmatischen Erfahrungen mit der Liebe macht. Wiedemann spielte dabei zusammen mit Jan Henrik Stahlberg, Friederike Kempter oder Rainer Bock, die man aus dem „Tatort“ oder anspruchsvollen deutschen Filmen kennt.

    Für die dreiwöchigen Dreharbeiten in Leipzig und Halle an der Saale wurde die Schülerin des Kaufbeurer Marien-Gymnasium freigestellt. Später gab es eine Einladung zur Berlinale, wo „Einsamkeit und Sex und Mitleid“ dem Fachpublikum vorgeführt wurde. Auch im Zuge des Filmstarts war Lilly Wiedemann viel unterwegs. Aufregend sei das natürlich alles, bekennt sie, und: „Ich will unbedingt weitermachen.“ Der Name Lilly Wiedemann ist jetzt jedenfalls bei einer Schauspieler-Agentur gelistet. „Mal sehen, was da kommt“, sagt die coole Kaufbeurerin und lächelt vielsagend.


    P.S.: "Einsamkeit und Sex und Mitleid" läuft derzeit im Corona Kinoplex in Kaufbeuren

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