Fast fünf Monate nach Prozessbeginn um eine angebliche Dämonenaustreibung, mehrfache Vergewaltigung und gefährliche Körperverletzung äußert sich der Angeklagte erstmals zu den Vorwürfen - allerdings hinter verschlossenen Türen. Sein Verteidigerteam hatte zuvor beantragt, die Öffentlichkeit auszuschließen. Diesem Antrag gab das Landgericht Schweinfurt statt und begründete dies mit dem Schutz der Persönlichkeit des 42-Jährigen. So könnten unter anderem angebliche traumatische sexuelle Erlebnisse in der Kindheit des Verdächtigen zur Sprache kommen.
Dem "geistigen Führer" werden Züchtigung, Vergewaltigung und Misshandlung vorgeworfen
Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass der Angeklagte ein "geistiger Führer" einer alternativen Lebensgemeinschaft im Landkreis Schweinfurt ist. Dort soll er vor allem Frauen körperlich gezüchtigt haben, die ihm teils wohl auch sexuelle Dienste erweisen mussten. In seiner Funktion soll der 42-Jährige seine frühere Partnerin im Mai 2023 brutal vergewaltigt und misshandelt haben. Dreimal soll die 30-Jährige in den Räumen der Gemeinschaft bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt worden sein - und das alles, um ihr angebliche Dämonen auszutreiben.
Ein psychiatrischer Gutachter hatte dem Angeklagten im Prozess bescheinigt, er sei durch Drogen zeitweise in einem Wahn gewesen, habe eine Psychose gehabt. Ab wann, ist jedoch unklar. Daher könnte der Mann als teilweise schuldunfähig gelten.
In der WG in Schweinfurt leben wohl zwei Dutzend Menschen
Nach Angaben der Verteidiger soll das mutmaßliche Opfer nichts gegen härteren Sex haben und Vergewaltigungsphantasien hegen.
In der Wohngemeinschaft leben nach deren Angaben ein bis zwei Dutzend Menschen. Ziel sei es, Menschen auf ihrem Weg der Heilung und des Wachstums zu unterstützen. Was genau damit gemeint ist, ist unklar.
Der Polizei ist der Verein hinlänglich bekannt. Zeugen schilderten bei Ermittlungsverfahren nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft, dass gegenüber Gemeinschaftsmitgliedern zur Erreichung bestimmter Verhaltensweisen ein gewisser psychischer Druck aufgebaut worden sei.
In dem Prozess gibt es bereits mehr als 20 Verhandlungstage - ein Ende ist bisher nicht in Sicht.
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