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Lebensmittel aus dem Internet liefern lassen - ja oder nein?

Trend auch im Allgäu?

Lebensmittel aus dem Internet liefern lassen - ja oder nein?

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    Gemüse frei Haus? Was in Großstädten schon an der Tagesordnung ist, scheint im Allgäu noch nicht angekommen zu sein. Die Menschen gehen lieber selber Lebensmittel einkaufen. Dennoch gibt es auch hier bereits einige Angebote - Tendenz steigend.
    Gemüse frei Haus? Was in Großstädten schon an der Tagesordnung ist, scheint im Allgäu noch nicht angekommen zu sein. Die Menschen gehen lieber selber Lebensmittel einkaufen. Dennoch gibt es auch hier bereits einige Angebote - Tendenz steigend. Foto: Uwe Anspach/dpa

    In der Mittagspause schnell das Handy gezückt, im Internet Nudeln, Soße und Salat geklickt, und nach der Arbeit stehen die Lebensmittel schon vor der Haustür. Das ist keine Zukunftsvision, sondern in Großstädten wie München, Berlin und Hamburg schon Realität. Hat Obst, Gemüse und Milch aus dem Internet auch im Oberallgäu eine Chance?

    Fakt ist: Wer das Essen nicht in wenigen Stunden, sondern am nächsten Tag erhalten möchte, kann sich Salat, Milch, Fleisch und Semmeln auch jetzt schon liefern lassen. Das funktioniert bei einer Reihe von Online-Supermärkten wie „Allyouneed“, „Mytime“ oder „Bringmirbio“ nach Angaben der Anbieter auch im Oberallgäu. Die meisten dieser Anbieter versenden die frische Ware über Paketdienste.

    Was Oberallgäuer dazu sagen

    Haben Sie schon einmal Lebensmittel im Internet bestellt?

    Diese Frage haben wir einigen Oberallgäuern gestellt, die sich beruflich oder privat viel mit dem Internet beschäftigen. Heraus kam

    ein klares Nein

    .

    „Dafür haben wir

    keinen Bedarf

    “, sagt

    Gabriel Kolb

    , der für den Sonthofer Internet-Blog „Bergschön“ schreibt. Er kaufe bewusst ein, weil er auch bewusst esse, sagt Kolb. Das Oberallgäu sei

    mit Lebensmitteln gut versorgt

    . Nur ganz spezielle Zusatzprodukte bestelle er im Netz.

    Genauso sieht es auch

    Brigitte Kuschel

    , Inhaberin der gleichnamigen Software-Firma in Akams. „Ich stehe

    auf regionale Produkte

    “, sagt sie. Sie versuche außerdem, Plastikverpackungen zu vermeiden. „Deshalb gehe ich zum Metzger, zum Bäcker und in die Sennerei“, sagt Kuschel.

    Für die Sonthoferin

    Christiane Osterhammer

    hat es auch mit Wertschätzung der Hersteller zu tun, wenn man regional einkauft. „

    Im Internet sehe ich nicht, wer dahinter steckt

    “, betont sie. Nimmt der Onlinehandel zu, seien

    viele Arbeits- und Ausbildungsplätze in Gefahr

    . Deshalb kauft auch Osterhammer Lebensmittel nur vor Ort ein.

    Es gibt aber auch lokale Lieferdienste. Thomas Egger hat sich 2015 mit seinem „Bringtüte“-Service selbstständig gemacht. Der Sonthofer liefert von Oberstdorf bis Immenstadt alles, was es vor Ort zu kaufen gibt. Das heißt, Egger geht für seine Kunden gegen Honorar in den Läden ihrer Wahl einkaufen und bringt die Ware - vom Joghurt über Medikamente bis zur Bierkiste - frei Haus. „Bei mir bestellen in der Regel Senioren, die nicht mehr selbst einkaufen können oder Menschen, die wegen Krankheit nicht außer Haus können“, schildert er. Auf große Resonanz stoße dieses Angebot im Oberallgäu aber nicht. „Die Bestellzahlen sind nicht überragend“, sagt er. In Sonthofen bringt er auch Backwaren der Firma Wirthensohn bis zur Haustür.

    Sein Konkurrent Stefan Harich liefert mit dem „Semmeldienst Allgäu“ frische Ware der Bäckerei Schwarz im Gebiet von kurz vor Kempten bis Oberstdorf und von Burgberg bis Ratholz aus. Mit dem Wachstum der kleinen Firma ist er „sehr zufrieden“, wie er sagt. Als er den Lieferservice 2014 übernahm, bekamen nur Bürger aus Immenstadt und Stein die Semmeln am Wochenende an die Haustür geliefert. Jetzt decke er weite Teile des südlichen Oberallgäus ab, in vielen Orten an jedem Tag. Das Wachstum des Bringdienstes sei jetzt an eine Grenze gestoßen. Wesentlich weiter ausbauen möchte er den „Semmeldienst“ nicht. In Planung sei aber ein „Brotzeitmobil“, das Firmen beliefert.

    Wer Zeit hat und Bio-Lebensmittel bevorzugt, kann sich in weiten Teilen des Oberallgäus einmal pro Woche Gemüse, Obst und andere Bio-Ware an die Haustür liefern lassen. Abo-Kisten mit Bestellservice bieten beispielsweise Bio-Händler aus Marktoberdorf und Mindelheim an. Große Supermärkte mit täglicher Lieferung und Vollsortiment lassen vom ländlichen Raum im Moment noch die Finger. Die Kemptener Supermarktkette Feneberg mischt in München im Online-Geschäft mit. Neben drei Filialen betreibt die Firma dort den eigenen Lieferdienst „Freshfoods“ und betreibt bei „Amazon prime now“ einen Online-Shop.

    „Die Menschen werden in Zukunft immer mehr das Entweder-Oder schätzen - eben die Möglichkeit, auch von zu Hause aus einzukaufen und sich die Lebensmittel nach Hause bringen zu lassen, wenn der Bedarf besteht“, teilt das Unternehmen mit. Im Moment beschränkt sich das Online-Angebot aber nur auf den Raum München. „Wir möchten das Stück für Stück aufbauen. Und wir möchten lernen, wie sich Lebensmittelkäufer im Internet verhalten“, teilte Feneberg-Geschäftsführer Hannes Feneberg bei der Bekanntgabe der Kooperation des Lebensmittelhändlers mit Amazon mit.

    Die Firma Kaes aus Mauerstetten, zu der die Verbrauchermarktkette V-Markt gehört, beobachtet den Online-Lebensmittel-Markt bisher nur. Martin Glöckner, Assistent der Geschäftsleitung, will nicht ausschließen, dass auch der V-Markt einmal einen Internetshop eröffnet. Bei den Themen Frische, Retoure, Pfandrückgabe und den großen Entfernungen im ländlichen Raum sieht es aber noch ungeklärte Fragen. „Im Allgäu hat man eine ganz andere logistische Herausforderung“, sagt Glöckner. Doch er fügt hinzu: „Das bleibt ein spannendes Thema.“

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