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Leidenschaft für coole Schlitten

Tuner-Treffen in Füssen

Leidenschaft für coole Schlitten

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    Autotuner aus Leidenschaft: Alexander Heinze und Jenny Wegmann sowie Angelika Finkenzeller und Florian Rohrmoser.
    Autotuner aus Leidenschaft: Alexander Heinze und Jenny Wegmann sowie Angelika Finkenzeller und Florian Rohrmoser. Foto: Sibylle Mettler

    Die Chromfelgen glänzen, die Frontschürze klebt fast schon am Boden, das bordeauxrot an manchen Teilen leuchtet angriffslustig. Wer diese Karre im Rückspiegel sieht, klammert sich am Lenkrad fest. Das Auto parkt. Die Tür geht auf. Die Frau, die aussteigt, ist dunkel gekleidet, Totenkopf-Tattoo auf dem Arm – und das war’s dann auch schon.

    Ihre Musikanlage ist so laut wie ein Düsenjet

    Mehr Vorurteile gegen Fahrer getunter Autos bedient Angelika Finkenzeller nicht. Ja, die 25-jährige Immenstädterin mag aufgemotzte Wagen und fette Boxen. Die Musikanlage im Kofferraum ihres Audis ist so laut wie ein Düsenjet.

    Aber auf der Straße kriegen Außenstehende die nicht zu hören, betont sie. Und wenn ihr Freund Florian damit zügig einparkt, begleiten ihre sorgenvollen Blicke das kostbare Blech.

    Tuner-Treffen in Füssen

    Angelika Finkenzeller, Florian Rohrmoser, Alexander Heinze, Jenny Wegmann und ihre Freunde stehen auf getunte Autos. Sie wehren sie aber gegen die Vorurteile, wonach jeder, der so einen Schlitten fährt, ein Raser oder ein „hobbyloser Klappstuhlbesitzer ohne Zuhause“ ist, wie Heinze sagt. Die Leidenschaft am coolen Auto leben sie bei organisierten Treffen aus. So eines veranstalten sie kommenden Sonntag, 6. August, in Füssen.

    Bis auf die Federung habe ich alles selbst gemacht.Florian Rohrmoser

    1300 Besucher erwartet

    Die Jugendlichen, die sich in zwei Gruppen namens „Project 875 ERS“ und „N0 supp0rt EST2k15“ organisiert haben, sind nicht nur auf ihre eigenen Autos stolz. Sie rechnen damit, dass 1300 Interessierte zu der Veranstaltung nach Füssen kommen und jede Menge getunter Autos zu sehen sein werden. So wie das von Florian Rohrmoser.

    Früher ging sein BMW E 46 Touring wohl als Familienfahrzeug durch. Dann begann der 29-jährige Metallbauer, daran zu schrauben und zu lackieren. Jetzt ist vom „Mamamobil“ nichts mehr übrig. „Ich habe alles daran gemacht“, sagt Rohrmoser.

    Will heißen, den ursprünglichen Lack bedeckt eine Folie in „Carribean mint matt“ – einer türkisen Farbe, die außer ihm im Umkreis von 100 Kilometern niemand anderes hat. Felgen und Fahrwerk wurden getauscht. Der Motorraum ist lackiert, die Abdeckungen weiß und mit „candy-lila“-farbigen Puzzleteilen verziert.

    Wenn die Rückbank weichen muss

    Als Motorhauben-Aufhalter thront ein ehemaliger Luftfilter mit einer Stahlfeder im Motorraum. Und was definitiv dagegen spricht, dass Eltern damit ihre Kinder kutschieren: Das Ding hat keine Rückbank mehr.

    Wo sonst die Kurzen ihre Breze zerkrümeln, füllen zwei Subwoofer-Lautsprecher, ein Verstärker und drei Sieben-Zoll-Monitore den Raum. Als er es vor sieben Jahren kaufte, kostete das Auto 7000 Euro, erinnert sich der 29-Jährige.

    15.000 Euro hat er schon investiert

    Inzwischen hat er weitere 15 000 Euro rein investiert, schätzt der Sonthofer. „Bis auf die Federung habe ich alles selbst gemacht“, erklärt er mit Stolz. Der Polizei dürfte der 29-Jährige gut bekannt sein – so ein Auto wie seines werde häufig kontrolliert.

    „Das ist ganz normal“, sagt Rohrmoser. Er betont jedoch, dass alles gesetzeskonform sei, das er verbaut hat. Einmal musste er sich deswegen sogar vor Gericht verantworten. „Der Richter hat mir Recht gegeben“, erzählt er.

    Mein Auto wurde zum Teil mit drei Jobs gleichzeitig finanziert.Angelika Finkenzeller

    Alkoholtests lassen sie kalt

    Auch wenn sie von der Polizei mal wieder zum Alkoholtest aufgefordert werden, lässt das Rohrmoser und seine Freunde kalt, wie sie betonen. „Ich will mich am Wochenende nicht vollaufen lassen, sondern Leute kennenlernen“, sagt Angelika Finkenzeller.

    Der Zusammenhalt ist das Wichtigste

    Der Zusammenhalt unter Gleichgesinnten sei für sie das wichtigste am Auto Tunen. Jenny Wegmann (19 Jahre) genießt es, dass sich „im Allgäu jeder umdreht, wenn wir vorbei fahren.“ Und ihr Freund, der 20-jährige angehende Steuerfachangestellte Alexander Heinze, will „aus einem stinknormalen Auto“, einem VW Golf 7 mit besonderen Felgen, Fahrwerk und getauschtem Kühlergrill, „sein eigenes Ding machen“.

    Wie sie das finanzieren? „Arbeiten!“, sagt Rohrmoser. „Mein Auto wurde zum Teil mit drei Jobs gleichzeitig finanziert“, ergänzt seine Freundin Angelika, die nach dem Studium jetzt als Trainee bei einer Versicherung arbeitet.

    Wir sind keine Raser

    Mit Rasern will sie nicht in einen Topf geworfen werden: „Die haben irgendeine Leasing-Karre aus dem Autohaus und geben halt Gas. Tuner haben ihre Autos veredelt und Angst, dass etwas kaputt geht“, sagt die Frau mit dem Totenkopf-Tattoo.

    Sie stehen auf getunte Autos, halten sich aber an Gesetz und Ordnung, betonten (von links) Alexander Heinze, Jenny Wegmann, Angelika Finkenzeller und Florian Rohrmoser. Mit Gleichgesinnten veranstalten sie am Sonntag ein Treffen in Füssen.

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