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"Liiiiienert, Liiiiienert, Foto!"

Rasender Reporter Ralf

"Liiiiienert, Liiiiienert, Foto!"

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    AZ-Fotograf Ralf Lienert in Aktion. So kennt ihn fast jeder auf der Festwoche, die der Kemptener seit 40 Jahren ablichtet. „Ein Foto bitte“ wünschen sich viele von ihm. Foto: Ralf Lienert? Nein, dieses Mal Foto: Martina Diemand
    AZ-Fotograf Ralf Lienert in Aktion. So kennt ihn fast jeder auf der Festwoche, die der Kemptener seit 40 Jahren ablichtet. „Ein Foto bitte“ wünschen sich viele von ihm. Foto: Ralf Lienert? Nein, dieses Mal Foto: Martina Diemand Foto: Martina Diemand

    Als die Gruppe junger Leute ihn aus dem Stiftsszelt kommen sieht, lassen sie ihn nicht vorbei. „Liiiienert, Liiienert, Foto“, rufen sie im Chor und der AZ-Bildchef zögert keinen Moment: „Alle mal zusammenrücken, zu mir schauen,“ dirigiert Ralf Lienert lachend die Jugendlichen aus Lenzfried zum Gruppenfoto. Und weist gleich darauf hin, wo das Bild zu finden ist. Zehn Tage lang, zwölf Stunden und täglich mit über 10.000 Schritten ist der 53-Jährige auf der Festwoche unterwegs. Zum 40. Mal. Jeden Aussteller kennt er, die meisten Gäste ebenso und fast jeder kennt ihn und sein Markenzeichen: „Foto: Ralf Lienert“.

    Vielleicht liegt es am Geburtsdatum, dass Bildredakteur Ralf Lienert dem größten Sommerfest im Allgäu so verbunden ist: Denn geboren wurde der Kemptener 1963 am letzten Tag der Festwoche. Die lässt ihn seit seinem 14. Lebensjahr nicht mehr los. Als Schüler hat er damals für den Fotokurs erste Fotos vom Ballonfahren und den Fontänen im Stadtpark abgelichtet.

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    Auf Diafilm, erzählt Lienert, aber schon in Farbe. 1979 war „li“ (so sein Kürzel) für die Allgäuer Zeitung unterwegs. Im Schlepptau der langjährigen Fotografin Erika Bachmann, die ihn in die Geheimnisse der Zeitungsfotografie einwies. So durfte der „Ralf“ auch die honorigen Gäste, die damals im Weinzelt feierten, fotografieren. Und seinen ersten Prominenten, Franz-Josef Strauß, den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten.

    Mittlerweile kann Lienert gar nicht mehr alle Namen der bekannten Sportler, Politiker, Fernseh- und Filmstars aufzählen, die er schon vor der Kamera hatte. „Doch“, erinnert er sich, Thomas Gottschalk, der „Pop-nach-acht-Moderator“ aus seiner Jugend „war cool.“

    Das Treffen mit ihm bleibt deshalb ebenso unvergesslich wie andere. Mit Astronaut Reinhold Furrer oder Günter Beckstein, der als bayerischer Ministerpräsident derart von einem Ur-Allgäuer im Festzelt geherzt wurde, dass ihm fast die Luft wegblieb.

    Doch es sind vor allem die Bilder von Menschen, die der gelernte Fotograf nicht missen will: das kleine Mädchen mit dem großen Luftballon. Die Seniorin, die mit fast 100 Jahren noch Werkzeuge kauft. Die Jugendlichen, die Party machen. Ja, er habe sich ein bisschen zum Partyfotografen gewandelt, lacht Lienert, der sich auch bei seinem Outfit dem Modetrend angepasst hat: Meist in Lederhose sieht man ihn über die Festwoche hetzen.

    Hier vermisst er einiges von früher: Die sportliche Seite zum Beispiel, die es mit dem Radkriterium gab. Dennoch findet er das „größte Allgäuer Klassentreffen“ vielseitig wie sonst keine Veranstaltung. Doch gerade, weil die Menschen im Mittelpunkt stehen, müsse man sensibel sein. Jemanden bloß stellen – „das darf man nicht.“ Da lieber mal wegschauen, wenn es allzu privat wird, aber dennoch mittendrin bleiben.

    Eine Balance, die Ralf Lienert auf der Festwoche besonders beherrscht. Bis zum letzten Tag. Dem 20. August. Dem Datum, an dem „li“ das Licht der Welt erblickte – in Kempten während der Festwoche.

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