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Luftwaffe in Kaufbeuren setzt auf Modernisierung

Trotz geplantem Umzug

Luftwaffe in Kaufbeuren setzt auf Modernisierung

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    Kommandeur Oberst Dr. Volker Pötzsch ist stolz darauf, dass seine Truppe in Sachen moderner Ausbildung inzwischen bundesweit führend ist.
    Kommandeur Oberst Dr. Volker Pötzsch ist stolz darauf, dass seine Truppe in Sachen moderner Ausbildung inzwischen bundesweit führend ist. Foto: Mathias Wild

    In ihrem Privatleben beschäftigen sich junge Menschen gerne mit modernen Computerspielen, die eine virtuelle Welt auf die Bildschirme zaubern. Immer beliebter werden auch Virtual Reality (VR) Brillen (hier verrät Dir unser Autor, wie das funktioniert). Da macht es dann wenig Sinn, in der Ausbildung mit Handbüchern und Arbeitsblättern hantieren zu müssen. Das hat auch die Luftwaffenschule in Kaufbeuren erkannt. Sie arbeitet permanent an der Modernisierung der Lehrgänge. Kommandeur Oberst Dr. Volker Pötzsch ist stolz darauf, dass seine Truppe inzwischen bundesweit führend ist.

    Die Umstellung auf Tablets schreitet voran und für die Technikerausbildung an den Jets gibt es bereits die erste VR Brille. In der Kaufbeurer Schule sind Entwickler, Techniker, Lehrer, Programmierer und Schüler zusammen. „Das ist ein großer Vorteil, wir können dadurch viel schneller neue Techniken entwickeln“, freut sich Pötzsch. Moderne Technik hält derzeit zudem in der Fluglotsenausbildung Einzug, die ab 1. Januar an die Deutsche Flugsicherung (DFS) übergeht (siehe unten).

    Kooperation mit der Industrie

    Die Zusammenarbeit mit dem bundeseigenen Wirtschaftsbetrieb bezeichnet Pötzsch als hervorragend. Deshalb kann es sich der Oberst auch gut vorstellen, bei der Technikerausbildung am Eurofighter eine Kooperation mit der Industrie einzugehen. Daran interessierte Unternehmen finden sich an diesem Dienstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Fliegerhorst ein, um sich zu informieren. Ob es tatsächlich zu einer Zusammenarbeit kommt und ob diese in Kaufbeuren oder anderswo stattfindet, entscheidet sich wohl nicht mehr vor der Bundestagswahl 2017. Voraussetzung wäre, dass die Ausbildung dadurch wirtschaftlicher wird. Zudem spare sich die Bundeswehr dadurch Personal, das es anderswo sinnvoller einsetzen könne, erklärt Pötzsch.

    Auf jeden Fall in Händen der Bundeswehr bleibt die Ausbildung am Tornado. Das Kampfflugzeug soll mindestens bis 2030 fliegen, das heißt bis mindestens 2028 werden Techniker dafür ausgebildet. Laut Pötzsch wird derzeit geprüft, die dafür nötigen Hardware-Simulatoren durch virtuelle und kleinere Technik zu ersetzen.

    Konzept für Umzug auf das Lechfeld

    Diese könnten im Falle eines Falles auch problemlos auf das Lechfeld umgezogen werden. Denn bekanntlich soll der Fliegerhorst Kaufbeuren 2022 schließen. Bisher war geplant, dass die Tornado-Ausbildung weiterhin in der Wertachstadt stattfindet und ein Pendelbusverkehr nach Untermeitingen eingerichtet wird. Doch dies ist laut Pötzsch vom Tisch.

    Wir haben es hier wirklich toll. Wir müssen uns nicht vor anderen verstecken.Oberst Dr. Volker Pötzsch

    Das Konzept für den Umzug auf das Lechfeld steht laut Pötzsch seit einem Jahr unverändert. Ob es umgesetzt wird, bleibt derzeit unklar. Pötzsch, der inzwischen auch Standortältester und damit Repräsentant der Bundeswehr für den Standort auf dem Lechfeld ist, sieht das gelassen: „Wir haben es hier wirklich toll. Wir müssen uns nicht vor anderen verstecken.“ An vielen Stellen im Fliegerhorst werde nach wie vor renoviert und im Prinzip bekomme jeder Lehrgangsteilnehmer inzwischen ein Einzelzimmer. Die Schüler freuten sich, nach Kaufbeuren zu kommen

    Neuer Campus entsteht bis Mitte 2019

    Joachim Keck, Gesschäftsführer von ATM Training, mit den herausgerissenen Gerätschaften des alten Bundeswehr-Towersimulators.
    Joachim Keck, Gesschäftsführer von ATM Training, mit den herausgerissenen Gerätschaften des alten Bundeswehr-Towersimulators. Foto: Mathias Wild

    Um die Fluglotsenausbildung von der Bundeswehr in Kaufbeuren zu übernehmen, gründete die Deutsche Flugsicherung (DFS) eine neue Tochterfirma. Sie heißt Kaufbeuren ATM Training – wobei das ATM für Air Traffic Management steht. Geschäftsführer ist der ehemalige Bundeswehr-Offizier Joachim Keck, der 1978 selbst schon als Fluglotsenschüler auf dem Kaufbeurer Fliegerhorst war.

    Er stellte für das neue Unternehmen 45 Beschäftigte ein, ein Drittel davon waren bisher bei der Bundeswehr in Kaufbeuren tätig. Am 1. Januar übernimmt die DFS die Ausbildung von insgesamt 80 bis 100 Schülern am Tag. Die Bundeswehr stellt ihr dafür zudem 15 Soldaten und bis zu neun Zivilisten bei. Die Lehrgänge finden zunächst noch im bewährten Gebäude im Fliegerhorst statt. Von außen sieht es unverändert aus. Doch im Inneren wird bereits kräftig modernisiert. Von der auch in Kaufbeuren ansässigen Firma UFA kaufte die DFS laut Keck neue Simulatoren. Der Geschäftsführer spricht von einer „Millioneninvestition“. Zudem komme eine neue Towerkanzel mit modernster Technik, die es bisher nur in Israel gebe. Gute zwei Jahre lang wird die Ausbildung voraussichtlich noch im Fliegerhorst stattfinden.

    Mitte 2019 soll der 12,5 Millionen Euro teure neue Campus auf dem Gelände neben dem Offizierscasino bezugsfertig sein. Dort hat die DFS vom Bund bereits eine größere Fläche samt vier Gebäuden gekauft. Die beiden in der Mitte werden abgebrochen. An ihrer Stelle entstehen die neuen Lehrsäle, samt Mensa und Verwaltung. Die Bauarbeiten sollen bereits Ende März nächsten Jahres beginnen.

    Keck macht keinen Hehl daraus, dass die DFS mit ihrer Tochterfirma in Kaufbeuren Geld verdienen will. „Wir sind schließlich ein Wirtschaftsunternehmen“, sagt Keck. Deshalb gebe es großes Interesse daran, zum einen auch Fluglotsen aus anderen Ländern auszubilden. Österreich sei schon dabei, Ungarn im Gespräch. Zum anderen bestehe weiterhin die Hoffnung, Schulungen für Drohnenpiloten anbieten zu können.

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