Am liebsten liest Luna Backes Geschichten, die sie in ferne oder sogar ausgedachte Länder entführen. „Mir gefällt es, in eine andere Welt einzutauchen“, sagt die Elfjährige. Mit Büchern hat es Luna schon weit gebracht: Unter den Sechstklässlern ist die Schülerin des Kaufbeurer Marien-Gymnasiums die beste Vorleserin im gesamten Regierungsbezirk Schwaben. Kommende Woche nimmt sie am Landesentscheid der Vorlesewettbewerbe in Memmingen teil (siehe Infokasten) .
Drei Minuten lang wird sie dort zunächst aus einem ihrer Lieblingsbücher vorlesen. In „Australien? Australien!“ von Tino Schrödl geht es um einen Jungen, der mit seiner Familie eine Reise durch Australien macht. Und sich ausgerechnet in der Wildnis verirrt. Für den Wettbewerb sei es wichtig, eine gute Stelle zum Vorlesen herauszusuchen, weiß Luna. „Sie sollte spannend oder lustig sein. Den Zuhörern soll ja nicht langweilig werden“, sagt sie und grinst. Beim Vorlesen achtet Luna deshalb auch darauf, das Publikum oft anzusehen.
Der Vorlesewettbewerb auf einen Blick: Veranstalter
ist der Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Ziel ist es, Leselust zu wecken und Lesekompetenz zu fördern.
Ablauf
Zunächst finden Klassenentscheide statt. Danach küren die Schulen ihre besten Vorleser. Es folgen Kreis- beziehungsweise Stadtentscheide. Die nächsten Ebenen sind Bezirke, schließlich Länder und zuletzt findet der Bundesentscheid statt.
Teilnehmer
sind Schüler der sechsten Klassen. Deutschlandweit beteiligen sich rund 570.000 Jugendliche.
Landesentscheid
Dieser findet heuer auf der Kleinkunstbühne Pik in Memmingen statt. Am Dienstag, 9. Mai, treten jeweils die beiden besten Vorleser der sieben Regierungsbezirke an. Oberbayern wird dabei geteilt. Insgesamt nehmen deshalb 16 Schüler am Landesentscheid teil. Der Gewinner zieht in den Bundesentscheid im Juni in Berlin ein.
Jury
Die Jury des Landesentscheids wird mit Personen aus dem Veranstaltungsort besetzt, die etwas mit Sprache zu tun haben. In Memmingen ist heuer unter anderem Kluftinger-Autor Michael Kobr dabei.
Üben mit der Familie und Freunden
Zur Vorbereitung liest sie die Textstelle ihren Geschwistern, Eltern und Freunden vor. Und sie nimmt sich mindestens einmal in einem Video auf. „Beim Anschauen danach merke ich am besten, wo ich zum Beispiel längere Pausen machen muss“, verrät sie. Die Schülerin weiß aber auch, auf was es sonst ankommt: Die Aussprache etwa, die Betonung der Sätze und etwa das Sprechtempo. Das bereitet der Elfjährige übrigens am meisten Sorgen: „Ich lese sehr schnell. Da muss ich mich richtig bremsen. Vor allem, wenn ich aufgeregt bin.“
Mir gefällt es, in eine andere Welt einzutauchen.Luna Backes
Das scheint ihr aber stets gut zu gelingen. Viermal hat Luna ihr Vorlesetalent schon unter Beweis gestellt: Bei Klassen-, Schul-, Stadt- und Bezirksentscheid. Aufgeregt ist sie vor dem nächsten Wettbewerb trotzdem. „Die anderen Teilnehmer sind auch so weit gekommen. Ich weiß nicht, wie gut sie sind“, sagt die Elfjährige. Aufgeregt ist sie aber auch vor dem zweiten Teil des Vorlesewettbewerbs. Da muss Luna aus einem unbekannten Buch vorlesen. „Ich versuche einfach, die Gefühle der Figuren nachzuvollziehen. Dann kann ich sie am besten rüberbringen“, erzählt sie.
Fantasie ist gefordert
Dass ihr bei den Wettbewerben viele Menschen zuhören, macht Luna Backes nichts aus. „Mit meinen Geschwistern führe ich an Weihnachten immer ein Theaterstück auf. Das ist eine gute Übung.“ Zum Landesentscheid wird sie von ihrer Familie begleitet. „Ich glaube, sie ist ganz schön stolz“, erzählt Luna verschmitzt.
Traurig wäre sie übrigens nicht, wenn es am Ende nicht bis zur besten Vorleserin Bayerns reichen würde. Die Lust am Lesen lässt sie sich nämlich nicht verderben. Denn das hilft ihr neben Turnen und zum Beispiel Blockflöte spielen am meisten, wenn sie einmal schlecht gelaunt ist. „Es beruhigt mich einfach“, sagt Luna. Deshalb liest die Elfjährige auch lieber ein Buch als fernzusehen. „Da strenge ich meine Fantasie viel mehr an. Es sieht dann alles so aus, wie ich es mir eben vorstelle.“