Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Maulfaule Muhaggl und mehr: Stimmen diese Klischees über uns Allgäuer?

Klischee-Check: Teil 1

Maulfaule Muhaggl und mehr: Stimmen diese Klischees über uns Allgäuer?

    • |
    • |
    Genau so stellt man sich den "klassischen Allgäuer" vor- doch stimmt das wirklich?!
    Genau so stellt man sich den "klassischen Allgäuer" vor- doch stimmt das wirklich?! Foto: Ralf Lienert

    Das sind unsere Experten:

    Martin Folgmann

    (35) ist Gründer der Mundart-Reggae-Band Losamol. Seit 2011 singt und rappt er über unsere Region. Auch über den typischen Allgäuer,

    so wie im Song "I bi z'frieda

    ". Das nächste Mal live im Allgäu siehst Du die Combo am 6. Oktober in Holzhausen.

    Simone Zehnpfennig

    (50) stammt zwar ursprünglich aus Köln, ist aber seit Jahrzehnten glückliche Wahlallgäuerin. Seit 2004 kümmert sie sich bei der Allgäu GmbH als Pressesprecherin um die Öffentlichkeitsarbeit.

    Ulrich Müller

    (67) ist erster Vorsitzender des Buchloer Heimatvereins. Der Wiedergeltinger unterrichtete vor seiner Pensionierung Kunst und Geschichte und betreut heute das Buchloer Heimatmuseum.

    Der Allgäuer ist ein Bergfex. Und die Hüttenwirtin kennt er beim Namen.

    Martin Folgmann: Freilich! Wer diese Berge vor der Nase hat, und nicht wandern geht, ist echt selbst Schuld. Mit dem Wirt und der Wirtin bist Du natürlich per Du. Aber nicht zu streng auf der Hütte einkehren - sonst wird's schwierig mit dem Runterkommen!

    Simone Zehnpfennig: Der Allgäuer geht gerne wandern und er kehrt auch sehr gerne ausgiebig ein. Aber doch nicht bei der nächsten Berghütte - er geht in die letzte! Sonst kann er ja gar nicht gescheit laufen. Die Hüttenwirtin kennt er tatsächlich beim Vornamen.

    Ulrich Müller: Ein Allgäuer hockt sich gerne in eine Hütte, einzelne sind auch wirklich echte Bergfexen. Die Masse der Allgäuer denkt sich aber einfach nur: "Lass die Touristen doch rennen". (lacht) Das Allgäu ist einfach eine Marke geworden, unter uns Allgäuern ist das also nicht unbedingt so.

    Wenn er nicht gerade wandert oder tourt, spielt Martin an der Klampfe.
    Wenn er nicht gerade wandert oder tourt, spielt Martin an der Klampfe. Foto: Stephan Michalik

    Ein Klassiker: Der Allgäuer ist halt doch ein Schwabe und schaut auf jeden Pfennig Cent.

    Folgmann: Der Allgäuer schaut aufs Geld. Ja. Aber was hier zählt, ist die Gemeinschaft: Kommst Du zu mir zum Frisör, geh' ich auch bei Dir zum Zahnarzt. Man schaut aufeinander. Das ist geil!

    Zehnpfennig: Auf jeden Fall! Der Allgäuer wirft zum Beispiel nicht gleich was weg, der fängt an selber zu reparieren und probiert es anders auf die Reihe zu kriegen. Alles nach dem Motto: "Das tut's schon noch". Für mich ist das ein positiver Zug, das zeigt doch Tatkraft und Ehrgeiz. Die Schwaben sind da einfach total kreativ und und überhaupt nicht geizig.

    Müller: Oh ja, das kann man nicht abstreiten. Wenn man den Schwaben hier mit dem Oberbayer vergleicht, ist der Oberbayer doch deutlich aufhausiger. Der haut schonmal ordentlich auf den Putz und lässt's krachen. Allerdings: Wenn Vorteile durch einen Kauf enstehen,dann zückt der Schwabe gerne mal den Geldbeutel. (grinst)

    Simone Zehnpfennig beim Wandern auf dem Gaishorn, am Kreuz ihrer Heimatregion Illerwinkel.
    Simone Zehnpfennig beim Wandern auf dem Gaishorn, am Kreuz ihrer Heimatregion Illerwinkel. Foto: Simone Zehnpfennig

    Obacht, Buaba! Allgäuer Fehla sind besonders schlagfertig und direkt. Ein ganz fieses Vorurteil: Unsere Kühe sind schöner als unsere Fehla.

    Folgmann: Also erst mal: Wir haben die schönsten Fehla überhaupt! Und wer den Spruch bringt, bekommt Ärger mit mir. Aber ja, viele können richtig zupacken - und werden auch g'scheit deutlich. Damit muss man klarkommen! (lacht)

    Zehnpfennig: Dem Spruch muss ich natürlich widersprechen! (lacht) Grundsätzlich kann man das schon sagen, dass unsere Mädels mehr körperliche Arbeit gewohnt sind, denkt man beispielsweise an die Fehla auf den Hütten oder der Alp. Wären sie nicht so, wären sie auch nicht da - das sind einfach tatkräftige Mädels, die Allgäuerinnen!

    Müller: Ich wurde mal von einem Oberbayer angesprochen, ob ich den Spruch "S Allgäu geht los, wo die Küher schöner sind als die Fehla" kenne. Da war ich doch sehr amüsiert. (grinst) Ein Allgäuer Landwirt schätzt sein Vieh. Kühe sind doch auch schöne Tiere, wenn man denen mal so ins Gesicht schaut. Daher kommt wahrscheinlich auch der Spruch. Unsere Mädels sind aber natürlich auch schön!

    Ulrich Müller, 1. Vorsitzender des Heimatvereins Buchloe
    Ulrich Müller, 1. Vorsitzender des Heimatvereins Buchloe Foto: Ulrich Müller

    Der Allgäuer ist maulfaul. Kurze Sätze sind sein Ding.

    Folgmann: (lacht) Da bin ich jetzt wohl der Anti-Stereotyp. (Als Mundart-Rapper sollte Martin auch nicht auf den Mund gefallen sein... Anm. d. Red.) Vor allem auf den Dörfern stimmt das, finde ich. Da hast Du's als Auswärtiger schon schwer, mehr als ein 'Griaß di' zu hören!

    Zehnpfennig: Auf jeden Fall, das ist so! Hier passt es, wenn ich knapp antworte. (lacht)

    Müller: Im Prinzip redet ein Allgäuer echt nicht gerne - damit meine ich, dass er sein Herz nicht auf der Zunge trägt. Wenn er merkt, dass er mit jemandem kann, dann redet er aber auch. Ist auch okay so, man muss ja auch nicht jeden mögen. Die Berliner sind da zum Beispiel das komlette Gegenteil - die plappern dich voll. Übrigens würde ich sagen, dass ich persönlich ein Vertreter dieses Klischees bin. (lacht)

    Ein typisches Lob im Allgäu: "Passt scho!" Mehr gibt's auch nicht.

    Folgmann: Mhh. Ich glaube, da ändert sich gerade etwas. Auch wir werden moderner - und wer hört nicht gerne ein Kompliment oder Lob? Gerade in modernen Allgäuer Unternehmen läuft das mittlerweile anders. Auf der urigen Berghütte dagegen...

    Zehnpfennig: Ja, Komplimente kann man von einem Allgäuer nicht erwarten. Wenn eins kommt,dann fällt das eher nüchtern aus... hat dann aber natürlich auch viel mehr Gewicht!

    Müller: Ein Allgäuer hat das Motto "It gschimpft isch genug g'lobat". Das ist schon verbesserungswürdig (grinst). Schließlich hört doch jeder gerne ein Lob - es heißt ja nicht umsonst "Lob geht na wie a warms Brühle!" (lacht)

    Im zweiten Teil unseres Klischee-Checks klären wir, auf welche Musik die Allgäuer stehen und warum "alle so aussehen, als hätten sie im selben Laden eingekauft". Stay tuned.

    via GIPHY

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden