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Mindestens 600 Menschen demonstrieren gegen Gasbohrungen in Reichling

Reichling

Mindestens 600 Menschen demonstrieren gegen Gasbohrungen in Reichling

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    „Koa Gas!“, also „Kein Gas!“ fordern die Demonstrantinnen und Demonstranten in Reichling. Dort sind Bohrungen geplant.
    „Koa Gas!“, also „Kein Gas!“ fordern die Demonstrantinnen und Demonstranten in Reichling. Dort sind Bohrungen geplant. Foto: Christian Rudnik

    Etwa 600 Menschen kamen laut Polizei am Samstag aus ganz Bayern nach Reichling, um gegen die geplanten Gasbohrungen zu demonstrieren. Das Vorhaben sorgt seit Monaten für Kritik von Seiten diverser Klimaschutzorganisationen. Ein Greenpeace-Sprecher spricht von etwa 1200 Menschen, die vor Ort waren, um gegen die Bohrungen zu protestieren. Acht Busse aus mehreren Städten waren angereist. Dazu kamen noch viele, die privat mit dem Auto oder dem Rad gekommen waren. Mit Bannern wie „Mit Vollgas in die Klimakatastrophe?! Gasbohrung stoppen!“ oder „Nicht nur russisches Gas ist scheiße“ machten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ihrem Ärger über das Vorhaben in Reichling und andere geplante Gasbohrungen Luft. Mit großen gelben Lettern trugen sie ihre Forderung „Koa Gas“ durch Reichling. Unter den Demo-Teilnehmern war auch Schauspieler und Umweltaktivist Hannes Jaenicke, der vorab auch auf Instagram für die Demo geworben hatte. In einigen Wochen sollen die umstrittenen Bohrungen beginnen.

    Gegen Gasbohrungen Demo gegen Gasbohrungen in Reichling / starke Verkehrseinschränkungen vor Ort / ab Reichling Mitte bis zur Gasbohrstelle Richtung Rott
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    Mehrere hundert Gegner der geplanten Bohrungen ziehen durch Reichling in Richtung Rott zum Bohrplatz. Die Bilder der Demo.

    Entlang der Demo-Strecke standen auch viele Reichlinger und Reichlingerinnen, die sich eher aus Neugierde den Zug ansahen – denn so eine große Demo gab es hier wohl noch nie. Ein mächtiges Polizeiaufgebot sicherte über mehrere Stunden den Ort. Mit großen Bauhoffahrzeugen waren sämtliche Zufahrten zugeparkt, um den Zug vor möglichen Angriffen zu schützen. Der Zug und die darauffolgende Versammlung mit Kundgebungen an der Bohrstelle verliefen friedlich, wie die Polizei mitteilte. Ärger gab es nur wegen eines X-Schildes, das vom Bürgermeister abgenommen worden war.

    Klimaaktivisten fordern Gasausstieg und Abschied von fossilen Energien

    Die Demonstranten und Demonstrantinnen liefen von der St. Nikolaus-Kirche weg durch den gesamten Ort bis hinaus zum eineinhalb Kilometer entfernten Bohrplatz, auf dem schon in wenigen Wochen ein 40 Meter hoher Bohrturm stehen könnte. Lu Eberl vom Veranstalter Fridays for Future Bayern warnte vor den Folgen der geplanten Gasbohrungen: „Die Klimakrise eskaliert, wir befinden uns bereits mitten drin – auch hier in Bayern, wenn beispielsweise der Bodensee im April austrocknet. Wir brauchen einen Ausstieg aus allen fossilen Energien, wir brauchen einen Gasausstieg.“ Kasimir Buhr, Energie-Referent des BUND Naturschutz in Bayern, mahnte: „Wer jetzt noch neue fossile Infrastruktur baut, legt sich auf viele weitere Jahre fest, in denen Öl und Gas verbrannt werden.” Saskia Reinbeck von Greenpeace Bayern appellierte an den bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger: “Stoppen Sie die Gasbohrungen und bauen Sie die erneuerbaren Energien im Freistaat konsequent aus.“

    Neben dem künftigen Bohrplatz versammelten sich die Demonstranten und Demonstrantinnen nach dem Demonstrationszug.
    Neben dem künftigen Bohrplatz versammelten sich die Demonstranten und Demonstrantinnen nach dem Demonstrationszug. Foto: Manuela Schmid

    Auch einige Bürger aus Reichling kamen bei der Kundgebung zu Wort. Der Reichlinger Michael Darchinger sagte: „Das macht mich einfach sprachlos, dieser Skandal hier.“ Eine Bürgerin bedankte sich bei den Umweltverbänden für deren Unterstützung und meinte: „Die Proteste gegen die Gasbohrungen gehen vom Süden Deutschlands bis in den hohen Norden.“

    Buhrufe gab es von der Menge, als Klimaaktivist Chris Baier berichtete, dass Gemeindechef Johannes Hintersberger ein Protest-„X“ zerstört habe. Gegenüber dem LT sagte Hintersberger dazu auf Anfrage, dass das Schild in der Untergasse an einem Verkehrsschild gehangen habe, und an einem Verkehrsschild dürfe kein Schild hängen. Daher habe er es aus Ordnungsgründen entfernt. Das war nicht die einzige Kritik am Bürgermeister.

    Greenpeace fordert Widerruf von Bürgermeister nach „Terroristen“-Aussage

    Innerhalb der Ortsgrenzen kam es bereits vor der Demo zu verbalen Ausschreitungen. So bezeichnete Bürgermeister Johannes Hintersberger die Aktivisten als „Terroristen“. Das könnte nun Konsequenzen haben. Stefan Krug, Leiter des Landesbüros Greenpeace Bayern, sagte in einer Stellungnahme: „Je länger die Auseinandersetzung um die Gasbohrung in Reichling dauert, umso mehr verliert Reichlings Bürgermeister Hintersberger die Fassung.“ Seine Verunglimpfung von Teilnehmenden einer angemeldeten Demonstration als „Terroristen“ sei nicht hinnehmbar.

    In einer Pressemitteilung von Greenpeace fordert die Organisation eine Unterlassung und einen Widerruf von Hintersberger. Dort heißt es unter anderem: „Als Unterstützer der Kundgebung fordern wir Herrn Hintersberger auf, sich zu mäßigen und sich beim Anmelder der Demonstration, Andreas Kohout von Fridays for Future, für diese Entgleisung zu entschuldigen. Greenpeace hat Andreas Kohout einen Anwalt zur Seite gestellt. Wir verlangen eine Richtigstellung und die Rücknahme der verleumderischen Aussagen des Bürgermeisters im Gemeindeblatt.“ Hintersberger sagte auf Anfrage, es handele sich um ein laufendes Verfahren, daher könne er sich nicht dazu äußern.

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