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Mit 18 Jahren Vorsitzender!

Pfarrgemeinderat Seeg

Mit 18 Jahren Vorsitzender!

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    Johannes Kugler paukt derzeit noch für seinen Abschluss an der Kaufbeurer FOS.
    Johannes Kugler paukt derzeit noch für seinen Abschluss an der Kaufbeurer FOS. Foto: Anton Reichart

    Er dürfte einer der jüngsten Vorsitzenden eines Pfarrgemeinderates in Deutschland sein. Johannes Kugler steht mit seinen 18 Lebensjahren kurz vor dem Fachabitur an der Fachoberschule (FOS) Kaufbeuren. Er wurde nun nicht nur erstmals in den Seeger Pfarrgemeinderat, sondern gleich zu dessen Vorsitzenden gewählt.

    Kugler wohnt im Lengenwanger Ortsteil Enisried, der aber kirchlich zu Seeg gehört. Bis zur dritten Klasse ging er zur Grundschule im Marktoberdorfer Ortsteil Leuterschach. Zwar hatten seine Eltern in Ronried einen Bauernhof in Aussicht. Der aber wäre auf Dauer wirtschaftlich zu klein gewesen. So erwarben sie die Landwirtschaft in Enisried. Johannes besuchte daher ab der vierten Klasse die Grundschule in Seeg und später die Realschule in Füssen. Derzeit steht er quasi im Endspurt am wirtschaftlichen Zweig der FOS in Kaufbeuren.

    Ich war ganz perplex!Johannes Kugler nach seiner Wahl

    Sein privater Lebensweg verlief immer entlang des christlichen Glaubens. Als Drittklässler war er Ministrant in Leuterschach beim damaligen Pfarrer Heinrich Krowicki. Nach dem Umzug nach Enisried 2009 war er zunächst ein Jahr nicht bei den mittlerweile 103 Seeger Ministranten. Ein guter Freund habe ihn gebeten, bei der kleinen Enisrieder Ortsteilkapelle auszuhelfen. Sinnigerweise feiert man hier Johannes den Täufer als Patron. Auch seine 15-jährige Schwester Anita ministriert bei den Seegern.

    Zu Gast bei Angela Merkel

    In der Folgezeit sprang Kugler schon mal als Leiter einer Gruppenstunde ein. Er vertrat da den Mesner Norbert Riedler. Anfang 2016 gewann der junge Ministrant bei einem kirchlichen Preisausschreiben. Er war einer der vier "Lausbuben Gottes", die zu Kanzlerin Angela Merkel nach Berlin reisen durften. Ende Juli dieses Jahres möchte er ein weiteres Mal für sechs Tage nach Rom reisen. Messner Riedler hatte eine Busreise im Visier, Ministrant Kugler hingegen favorisierte statt der anstrengenden Busreise eine Bahnfahrt nach und einen Rückflug von Rom. Kurzerhand organisierten sein Freund Moritz Stocker-Böck und er Anfang dieses Jahres die Bahn-Flug-Reise selbst, Riedler war’s recht.

    Waltraud Müller, mittlerweile selbst im neu gewählten Pfarrgemeinderat, rief ihn eines Tages an, ob er nicht auch kandidieren möchte. Er habe zugestimmt. Nach Auszählung der Stimmen habe Pfarrer Wolfgang Schnabel bei ihm zuhause angerufen und gesagt, dass er gewählt sei. Dann ging es Schlag auf Schlag. Am Folgetag war konstituierende Sitzung des neuen Gremiums. Kugler übernahm den Bereich Jugend. Der bisherige Vorsitzende Florian Paulsteiner meinte, er würde seinen Chefposten gerne abgeben. Es wäre ihm recht, wenn Kugler das übernehmen würde. Die Wahl sei einstimmig gewesen, wohl auch unter der Zielrichtung der Ratsmitglieder, "ein Zeichen zu setzen für frischen Wind." Und seine Reaktion? "Ich war ganz perplex!"

    Bei der nächsten Sitzung des Gremiums am 1. Juni steht die Planung des Pfarrfestes an. Eine Woche vorher werde er sich mit Pfarrer Schnabel besprechen. Der sei bei dessen Wahl zum Pfarrgemeinderat sogar erst 17 Jahre alt gewesen. Vorsitzender sei Schnabel allerdings erst mit etwa 20 geworden. In gewisser Weise hat Ministrant Kugler damit seinen Pfarrer Schnabel überholt.

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