Nächtlicher Einsatz der besonderen Art für die Einsatzkräfte der Obergermaringer Feuerwehr: In einer örtlichen Kiesgrube trafen sie auf den Berliner Rapper Sido und Jan Gorkow aka. Monchi von der Politpunkband Feine Sahne Fischfilet.
Die Film- und Musikproduktionsfirma Inmotion AG aus dem Kaltental produzierte dort das Musikvideo für Sidos Single „Leben vor dem Tod“ aus dem kommenden Album „Ich und keine Maske“. Der Rapper hat sich dafür Gorkow ins Studio und ans Set geholt. In dem Clip geht planmäßig ein Auto in Flammen auf, weshalb die Sicherheitswache der Feuerwehr nötig war. Ein Gespräch mit Kommandant Benjamin Biechele.
Yo Digga, wassup – fetter Einsatz! Herr Biechele, begrüßt man sich bei der Obergermaringer Feuerwehr künftig auch im Rapper-Jargon?
Biechele: Nein, nein. Ich denke, wir bleiben beim guten alten bayerischen Servus.
Wussten Sie und Ihre Einsatzkräfte vor diesem denkwürdigen Auftritt eigentlich, was Sie erwartet?
Biechele: Nein, das ist alles seinen üblichen Gang gegangen. Das Unternehmen Inmotion hat die Dreharbeiten bei der Gemeinde angemeldet. Wir haben dann aus dem Rathaus die Anordnung für eine Sicherheitswache bekommen. Niemand ahnte etwas. Nur, dass ein Film gedreht und ein Auto angezündet wird.
War die Überraschung positiv oder negativ?
Biechele: Total positiv. Das sagen auch die Einsatzkräfte. Nach fünf Minuten wussten wir ja alle Bescheid. Ich betone aber, dass wir ganz normal unserer eigentlichen Aufgabe nachgegangen sind.
Was war ihre Aufgabe?
Biechele: Sicherheitswache bedeutet, dass wir im Notfall sofort eingreifen können. Es ging ja um ein brennendes Auto. Alles lief hoch professionell und kontrolliert ab. Ein Pyrotechniker war vor Ort. Unsere Aufgabe bestand darin, den Experten beim Aufbau zu unterstützen. Da etwas Wind aufkam, haben wir auch das Equipment gesichert. Natürlich wurde kontrolliert, dass der Wagen komplett von jeglicher Betriebsflüssigkeit befreit war, wie es Vorschrift ist. Schließlich haben unsere Kräfte den Brand abgelöscht und die sachgerechte Entsorgung begleitet.
Jetzt wird es aber Zeit, über die Protagonisten zu reden. Wie fanden Sie Sido und Jan Gorkow?
Biechele: Der eine oder andere musste schon zweimal hinsehen und sich die Augen reiben. Unsere jüngeren Einsatzkräfte kennen die beiden ja. Von Sido habe ich gehört. Vom Rapper-Image jedenfalls keine Spur. Beide waren total nett, haben mit uns geplaudert und für den Einsatz gedankt.
Gorkow schlägt im Video ein Büro kaputt, ein als Polizeibeamter verkleideter Komparse steckt einen Streifenwagen in Brand. Darunter machen es Rapper nicht. Ein Aufruf zu Gewalt soll das aber ausdrücklich nicht sein, sondern der Appell, den Alltag hinter sich zu lassen. Ein Problem für Sie?
Biechele: Mit dieser Botschaft nicht. Aber ich betone noch einmal: Wir sind bei politischen und gesellschaftlichen Themen neutral und machen uns wie auch immer geartete Aussagen in den Songs der beiden Musiker ausdrücklich nicht zu eigen. Bei einer Sicherheitswache geht es eben ausschließlich um die Sicherheit.
Wie gefällt Ihnen eigentlich das Video?
Biechele: Das Video ist sehr professionell und gut gemacht. So viel kann ich sagen, auch wenn es nicht unbedingt mein Musikgeschmack ist. Etliche unserer Einsatzkräfte sind begeistert. Wenn aber Sido und Monchi eine Botschaft haben, dann habe ich auch noch eine.
Nur zu.
Biechele: Dass wir einmal an der Produktion eines Rap-Videos beteiligt sein würden, hätte ich selbst nicht gedacht. Der Einsatz zeigt, wie vielfältig die Aufgaben bei der Freiwilligen Feuerwehr sind. Wer sich für das Ehrenamt interessiert, soll sich einfach melden. Es gibt auch ohne Sido und Monchi genug zu tun.
Sido, Jan „Monchi“ Gorkow und der Song „Leben vor dem Tod“ sind von der
in Bilder umgesetzt worden. Bei dem Kaltentaler Unternehmen dreht sich alles um die Film-, Fernseh- und Fotoproduktion. Das Angebot reicht von der Konzeption bis zur Postproduktion. Vorstand und Kameramann Bastian Ried sieht das Unternehmen als „Ideengeber, Geschichtenerzähler, Bildgestalter“.
Inmotion hat sich längst weit über das Allgäu hinaus einen Namen gemacht. Musikvideos wurden unter anderem für Adel Tawil produziert. Große Autohersteller zählen zu den Kunden. Viele Aufträge für Produkt-, Werbe- und Imagefilme kommen auch von Unternehmen aus dem Allgäu – etwa vom Buchloer BMW-Veredler Alpina und aus dem Kaufbeurer Stahlbauunternehmen Markthaler.
Mit „Leben vor dem Tod“ hat Inmotion laut Ried bereits das zweite Video für Sido gedreht und nach inhaltlichen Vorgaben des Regisseurs komplett produziert. Ein 30-köpfiges Team war damit beschäftigt. Fünf Tage dauerte die Organisation. Zwei Tage verbrachte das Team im Studio und am Set. Einen Tag wurde gedreht. „Beide waren sehr unkompliziert“, sagt Ried. Die Musiker haben in München übernachtet und kamen für den Dreh in Allgäu.
Der Gute-Laune-Song „Leben vor dem Tod“ stammt aus Sidos achtem Album „Ich und keine Maske“, das Ende September erscheinen soll. Mit Feature-Künstler und „Feine Sahne Fischfilet“-Leadsänger Monchi thematisiert er die Endlichkeit des Lebens, ruft zu Lebensfreude, Spaß und dem Ausbruch aus vorgegebenen Strukturen des (Arbeits-)lebens auf. In Rappermanier geht dabei auch eine Büroeinrichtung zu Bruch und ein Wagen in Flammen auf.
Das nächste Mal weilt Sido am 8. September im Allgäu. Er tritt beim Bayern 3-Dorffest in Unterthingau auf.