Im Prozess um den Mord an einer Studentin in Aschau im Chiemgau hat der Angeklagte die Aussage zu Beginn der Verhandlung verweigert. Er werde sich "vorab zur Sache und zur Person nicht äußern", sagte einer seiner Anwälte am Donnerstag vor dem Landgericht Traunstein. Die Verteidigung behielt sich allerdings vor, dass der 21-Jährige sich zu einem späteren Zeitpunkt äußern könnte.
"Vielleicht denken Sie drüber nach", sagte die Vorsitzende Richterin Jacqueline Aßbichler an den Angeklagten gerichtet. "Was bei diesem Indizienprozess fehlen wird, wird immer die Motivation, die besondere Situation" sein, betonte sie. "Das ist wie ein Puzzle."
Mordprozess um die getötete Studentin in Aschau beginnt am Donnerstag
Ein Passant hat am Nachmittag des 3. Oktobers vergangenen Jahres die Leiche einer jungen Frau im Fluss Prien entdeckt. Sie hatte sich am frühen Morgen von einem Club in Aschau im Chiemgau auf den Heimweg gemacht - doch zuhause kam sie nie an. Eine abgerissene Armbanduhr, die unweit des Clubs und nahe bei einem Ring der Frau entdeckt wurde, schien eine Spur zu sein - aber sie verlief im Sande. Sechs Wochen nach der Tat wurde ein junger Mann festgenommen. Der inzwischen 21-Jährige muss sich von Donnerstag (12. Oktober) an wegen Mordes vor dem Landgericht Traunstein verantworten.
Die junge Frau hatte in dem Aschauer Club "Eiskeller" gefeiert und sich am frühen Morgen auf dem Heimweg gemacht. Etwa zwölf Stunden später wurde ihre Leiche zehn Kilometer entfernt in einem Ortsteil von Prien am Chiemsee im Fluss entdeckt.
Mordprozess: Angeklagter wurde zunächst als Zeuge vernommen
Der Angeklagte war zunächst als Zeuge vernommen worden, weil er in der Tatnacht in der Nähe des Clubs gejoggt war. Dann verdichteten sich Hinweise auf eine mutmaßliche Täterschaft. Seit seiner Festnahme Mitte November 2022 sitzt er in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, die junge Frau auf ihrem Heimweg vom "Eiskeller" verfolgt, aus sexuellen Motiven überfallen, auf den Kopf geschlagen und verletzt in den Bärbach geworfen zu haben, der in die Prien mündet. Die junge Frau soll ertrunken sein. Der Angeklagte äußerte sich bisher nicht zu den Vorwürfen.
Das Gericht habe nun zu überprüfen, ob das, was die Staatsanwaltschaft seinem Mandanten vorwerfe, sich auch wirklich so zugetragen habe, sagte der Verteidiger des jungen Mannes, Harald Baumgärtl.
Tote Studentin in der Prien: Spaziergängerin fand das Handy
Die Ermittlungen hatten sich sehr aufwendig gestaltet. Eine bis zu 60-köpfige Soko "Club" fahndete nach dem Täter. Die Ermittlerinnen und Ermittler vernahmen nahezu 700 Besucher des Nachtclubs, die am Tatabend dort gefeiert hatten. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Gunther Scharbert, Sprecher der Staatsanwaltschaft Traunstein in der Zweigstelle Rosenheim, umfassen die Akten etwa 20 000 Blatt.
Anfang November 2022 bat die Polizei in der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY... Ungelöst" bundesweit um Mithilfe von Zeugen. Unter anderem wurde fieberhaft nach dem Besitzer der Uhr gesucht, die mit abgerissenem Armband am Bärbach in der Nähe des vermuteten Tatorts gefunden worden war. In der Nähe hatten die Ermittler einen Ring der Getöteten entdeckt. Doch der Besitzer hatte nichts mit der Tat zu tun.
Die Gewalttat erschütterte die Gemeinde tief. Viele Menschen trugen sich im Rathaus in ein Kondolenzbuch ein. Bei der Trauerfeier für die junge Frau war die Pfarrkirche bis auf den letzten Platz gefüllt.
Ende Mai 2023 fand eine Spaziergängerin das Handy des Opfers in einem Fluss. Ermittler konnten das Mobiltelefon auslesen, wie das Gericht mitteilte. Inwiefern die Ergebnisse in dem Verfahren relevant sind, wollte das Gericht bei der Beweisaufnahme während des Prozesses prüfen.