Im Prozess um vergiftete Getränkeflaschen in Münchner Supermärkten will die Beschuldigte sich vor Gericht nicht zu den Vorwürfen gegen sie äußern. Sie werde "keine Angaben zur Sache" machen, sagte ihre Anwältin Birgit Schwerdt am Dienstag vor dem Landgericht München I.
Vorwurf der Staatsanwaltschaft in München: Versuchter Mord
Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau versuchten Mord in fünf Fällen vor. Sie soll Getränke in Münchner Supermärkten und bei einer Kulturveranstaltung mit Gamma-Butyrolacton (GBL), sogenanntem Liquid Ecstasy, versetzt haben - und zwar in einer so hohen Dosis, dass diejenigen, die davon tranken, hätten sterben können. Das GBL bestellte sie laut Ermittlern im Internet. Das Motiv: unklar. Die Frau soll psychisch krank sein.
Die 57 Jahre alte Deutsche äußerte sich zu Prozessbeginn zu ihren persönlichen Verhältnissen. Sie berichtete von ihrer Schulzeit, ihrem Psychologiestudium und verschiedenen Auslandsaufenthalten - und davon, dass ihre Eltern kaum mit ihr gesprochen hätten, dass sie wegen psychischer Probleme in Behandlung gewesen sei und nach dem Tod ihres Bruders begonnen habe, zu viel Alkohol zu trinken.
Die Staatsanwaltschaft hält die Frau für schuldunfähig. Ihr droht damit voraussichtlich keine Haftstrafe, sondern die weitere Unterbringung in einer geschlossenen Psychiatrie.
Fall mit vergifteten Getränken in München sorgt für Aufsehen
Der Fall hatte 2020 für Angst und Aufsehen gesorgt in München. Drei Kunden hatten die vergifteten Flaschen 2020 gekauft und daraus getrunken. Zwei Frauen im Alter von damals 34 und 42 Jahren mussten laut Polizei sofort medizinisch behandelt werden. Auch einem 48-Jährigen soll es nach dem Verzehr schlecht gegangen sein. Die Dosis der Lösungsmittel hätte nach Einschätzung der Ermittler tödlich wirken können.
Urteil am 10. Dezember erwartet
Die Polizei warnte die Bevölkerung - und fasste nach einigen Wochen die Tatverdächtige. Nach ihrer Festnahme kam heraus, dass sie auch noch für zwei andere Fälle verantwortlich sein könnte: 2018 soll sie bei einer Ausstellungseröffnung im Münchner Gasteig Apfelschorle vergiftet haben. Zwei damals sieben und zehn Jahre alte Kinder wurden bewusstlos, nachdem sie davon getrunken hatten.
Für den Prozess hat das Landgericht München I 14 Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil könnte demnach am 10. Dezember fallen.
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