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Nach Hochwasser vermisster Feuerwehrmann: Familie kämpft für Antworten, Suche geht weiter

Landkreis Günzburg

Familie gibt nicht auf: Suche nach Feuerwehrmann aus Offingen geht weiter

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    Der Gedenkstein an der Mindel für den Feuerwehrmann der Freiwilligen Feuerwehr Offingen.
    Der Gedenkstein an der Mindel für den Feuerwehrmann der Freiwilligen Feuerwehr Offingen. Foto: Alexander Kaya

    Rosen liegen auf dem feuchten Gras, dazwischen flackern Kerzen, es zischt, sobald ein Regentropfen die Flamme trifft. Gestecke mit Schleifen, auf denen „In ewiger Erinnerung“ steht, umrahmen den großen, schwarzen Stein. Inmitten des Arrangements: ein leuchtend gelber Feuerwehrhelm. Auch wenn es auf den ersten Blick so wirkt, es ist kein Grab und auch kein Grabschmuck, der davorliegt. Unter der Erde liegt kein Verstorbener. Es ist ein Gedenkstein, der an dieser Stelle am Ufer der Mindel immer an Denis Root erinnern soll. Sein Name steht in weißen Buchstaben auf dem schwarzen Stein, darüber ein Foto des jungen Mannes, der vor einem Jahr im Hochwasser in Offingen verschwunden und mutmaßlich kurz darauf gestorben ist. Wo Denis Root genau ist, weiß keiner. Alle Suchaktionen, die im vergangenen Jahr stattfanden, verliefen erfolglos. Doch die Familie kämpft, dass die Suche weitergeht.

    Gedenkfeier an der Mindel: Familie Root erinnert an Denis

    In dieser Woche kamen am Gedenkstein an der Mindel-Brücke mehrere Menschen zusammen, Familie, Freunde, Kameraden der Feuerwehren. Noch immer sitzt das Hochwasser und seine Folgen tief bei denen, die davon betroffen waren. Für Denis‘ Mutter Nadja Root hat sich an diesem Tag ihr Leben verändert. Ihr Sohn kommt vom Einsatz nie mehr zurück.

    Am 2. Juni vor einem Jahr stürzte der junge Mann vom Boot bei einem Rettungseinsatz.
    Am 2. Juni vor einem Jahr stürzte der junge Mann vom Boot bei einem Rettungseinsatz. Foto: Alexander Kaya

    Neben dem Gedenkstein liegen die Lieblingskaugummis des damals 22-Jährigen auf einer Dose Red Bull, eine Flasche Gentleman Jack steht auf der anderen Seite. Freunde haben ihm diese Sachen gebracht, sie geben einen Hinweis darauf, wie der junge Mann war, wie er seinen Alltag lebte. Der Verein Big-Foot-Club Offingen hat ihrem Freund das diesjährige Faschingsabzeichen an ein Gesteck gehängt.

    Eine weitere Person ist im Kreis Günzburg im Hochwasser gestorben

    Bei der Hochwasserkatastrophe Anfang Juni 2024 sind nach Kenntnis der Bayerischen Staatsregierung bis zum 8. Juni 2024 vier Menschen tödlich verunglückt. Dabei handelte es sich um eine Einsatzkraft und drei Privatpersonen. Eine weitere Person, Denis Root, gilt noch immer als vermisst. Die Bayerische Polizei führte eine der größten und umfangreichsten Suchaktionen durch, bei der nach eigenen Angaben alle zur Verfügung stehenden und beziehbaren Möglichkeiten vollends ausgeschöpft wurden. Auch seine Familie wurde selbst tätig, schon während der polizeilichen Suchaktionen, aber auch danach. Mit privaten Tauchern, Sonargeräten und Hunden suchten sie die Donau bei Lauingen und die Mindel ab – ein Stiefel wurde vor wenigen Monaten gefunden. Doch die DNA am Schuh passte nicht zu Denis Root. Es war ein herber Rückschlag für seine Angehörigen. Bis heute kann die Familie nicht abschließen. Viele der freiwilligen Helfer sind sich einig: Denis Root liegt irgendwo verschüttet.

    Denis Root wäre nächste Woche 24 Jahre alt geworden.
    Denis Root wäre nächste Woche 24 Jahre alt geworden. Foto: Alexander Kaya

    Am Mittwochmittag sitzt Denis‘ Mutter wie jeden Tag an der Gedenkstelle für ihren Sohn. Am Telefon erzählt sie, dass es weitergehen wird. „Ich werde nicht aufgeben und alles, was in meiner Kraft liegt, tun, dass Denis gefunden wird.“ Sie schrieb erneut einen Brief an den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und bat darum, noch einmal mit Tauchern zu suchen, sie hängte den Einsatzbericht der freiwilligen Helfer mit an. Ihr Kampfgeist zeigte Wirkung. Tags zuvor sind Polizeitaucher des Bereitschaftspolizeipräsidiums aus Bamberg angerückt. Der Plan war, dort zu suchen, wo vor einigen Monaten Spürhunde menschliche DNA witterten, an der Einmündung von der Brenz in die Donau, kurz nach der Staustufe bei Lauingen. Wie Root erzählt, mussten die Taucher wegen des Gewitters leider abbrechen. Doch sie werden noch einmal kommen. Und wenn die Polizeitaucher nichts finden, gebe es noch Plan B. „Dann habe ich noch die freiwilligen Taucher, die losziehen wollen. Ohne die würde ich das alles nicht schaffen.“ Denis‘ Mutter hat inzwischen auch einen Anwalt an ihrer Seite. Der unterstütze sie dabei, dass weiter gesucht werde.

    Feuerwehrmann seit Hochwasser vermisst: Staatsanwaltschaft ermittelt

    Auch die Staatsanwaltschaft Memmingen beschäftigt sich mit dem Fall. Von Amts wegen wurden nach der Hochwasserkatastrophe und dem Verschwinden von Denis Root Vorermittlungen gegen den Bootsführer eingeleitet. Es gehe darum, herauszufinden, wie es zum Unfallhergang genau kam und welche Verantwortlichkeiten auf dem Rettungsboot, auf dem neben Denis noch ein weiterer Feuerwehrkamerad saß, bestanden. Das teilt Sebastian Murer, Pressesprecher und Oberstaatsanwalt, mit. Laut Gerüchten könnten die beiden keine Schwimmweste getragen haben. Unklar ist aber auch, ob diese das Untergehen in der starken Strömung verhindert hätten. Wie Nadja Root berichtete, habe sich ihr Sohn vermutlich den Kopf an einer Brücke gestoßen, als das Boot kenterte. Ergebnisse der Ermittlungen könne Murer noch nicht mitteilen. Er verweist auch auf die Unschuldsvermutung.

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