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Nach Kuh-Unfall bei Buching: Könnten an diesem Stollen auch Menschen abstürzen?

Experten untersuchen

Nach Kuh-Unfall bei Buching: Könnten an diesem Stollen auch Menschen abstürzen?

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    Von Gittern versperrt und mit einem Warnschild versehen ist der Zugang zum ehemaligen Michael-Stollen in Buching-Pfefferbichl. Nur wenige Meter entfernt von dort ist vor einem Jahr Kuh Regina in einem Erdloch verschwunden. Mittlerweile ist sie wohlauf - das freut auch Landwirt Markus Grieser.
    Von Gittern versperrt und mit einem Warnschild versehen ist der Zugang zum ehemaligen Michael-Stollen in Buching-Pfefferbichl. Nur wenige Meter entfernt von dort ist vor einem Jahr Kuh Regina in einem Erdloch verschwunden. Mittlerweile ist sie wohlauf - das freut auch Landwirt Markus Grieser. Foto: Benedikt Siegert/Matthias Becker
    Ganz schön tief! In dieses Loch stürzte Kuh Regina. Immer wieder tauchen im Bereich des früheren Stollens solche Löcher auf.
    Ganz schön tief! In dieses Loch stürzte Kuh Regina. Immer wieder tauchen im Bereich des früheren Stollens solche Löcher auf. Foto: Jürgen Vollmer

    Begonnen hat alles mit einer Kuh. Vor fast einem Jahr verschwand die damals neun Jahre alte Regina spurlos von ihrer Weide bei Pfefferbichl, einem Ortsteil von Halblech. Fünf Tage später fand sie ein Wanderer nichts ahnend in einem Erdloch. „Als es an dem Tag bei mir an der Tür klingelte und dieser Mann mir erzählte, dass er eine Kuh in einem Loch gefunden hat, habe ich erst einmal gelacht“, erinnert sich Josef Alletsee.

    Doch trotz seiner Zweifel machte er sich auf zur vermeintlichen Unglücksstelle nur wenige Meter entfernt von seinem Haus. Denn es ist seine Wiese, auf der Markus Griesers Vieh damals grast. „Ich hab mich dann gebückt und tatsächlich hat mich aus sechs Metern die Kuh angeblickt“, erzählt der 82-Jährige. Er verständigt sofort Eigentümer Grieser. Dieser holt einen Bagger und eine Seilwinde zu Hilfe. Und binnen weniger Minuten ist das Tier wieder an der Oberfläche. Völlig wohlbehalten. Grieser hatte schon nicht mehr damit gerechnet, das Tier noch lebend zu finden.

    Was folgt, ist schnell erzählt. Nach einem Bericht unserer Zeitung werden viele überregionale Medien auf die kuriose Kuh-Geschichte aus dem Allgäu aufmerksam. Unter anderem macht Regina in der S üddeutschen Zeitung und FAZ Schlagzeilen. „Ehemalige Urlaubsgäste aus ganz Deutschland haben uns Zeitungsausschnitte geschickt“, sagt Alletsee. Mit dem großen medialen Echo beginnt sich auch das bayerische Bergamt Süd für die Geschichte zu interessieren.

    Wer anderen eine Grube gräbt...

    Denn Alletsee ist sofort klar, dass das trächtige Tier in einem ehemaligen Stollen eingebrochen sein muss. Ende der 40er Jahre war nahe Pfefferbichl Braunkohle abgebaut worden. „Die Not war damals groß und die abgebaute Kohle viel zu jung, sodass sie nicht gut brannte“, sagt der 82-Jährige. Also wurde der Bergbau schon bald wieder eingestellt. Was blieb, waren die Stollen Andreas I und II sowie ein drittes Tunnelsystem namens Michael. Zwei der Gänge verlaufen laut Alletsee von West nach Ost und damit unter der heutigen Ortsverbindungsstraße OAL1 von Buching Richtung Roßhaupten hindurch.

    Und genau dort sollen nun ab der nächsten Woche Probebohrungen stattfinden. „Um das Risiko weiterer Einbrüche abschätzen zu können, erkundet das Bergamt Südbayern mit externen Sachverständigen nun den genauen Verlauf der unterirdischen Vorkommen“, sagt Verena Gros, Pressesprecherin der Regierung von Oberbayern. Denn genaue Pläne für das betreffende Areal gibt es nicht mehr. Sechs Wochen werden die Arbeiten in Pfefferbichl dann voraussichtlich andauern.

    „Mittels der Bohrungen sollen die tatsächliche Lage und der Zustand der Stollen ermittelt und bei Bedarf umgehend Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden“, sagt Gros. Man will verhindern, dass nach der Kuh Regina vielleicht bald auch Menschen in Löcher absinken könnten oder sogar die ganze Straße absackt.

    Unmittelbar nach dem Vorfall im Mai 2018 war laut Alletsee schon das ehemalige Bergbaugebiet eingezäunt und mit weiteren Warnschildern vom Bergamt Südbayern versehen worden. „Vorher hat sich eigentlich niemand so wirklich dafür interessiert“, sagt der Senior.

    Über die Jahre seien auf seinem Grundstück immer wieder Löcher aufgetreten. Die habe man dann aber meist sofort wieder mit Kies oder Erde aufgefüllt. Er schätzt, dass sich die Stollen auf eine Fläche von 15 bis 20 Hektar erstrecken könnten. Angelegt worden waren sie einst von Heimatvertriebenen, die nach dem Krieg nach Buching gekommen waren. „Die wollten einst bis zur Peterskapelle vor alles abbauen“, sagt Alletsee. Dieses Vorhaben hätten die Bergleute dann aber wegen der minderwertigen Qualität der Braunkohle recht bald verworfen.

    Bleibt also nur noch eine Frage: Wie geht es Regina? Die hat nur wenige Wochen nach ihrem Einbruch in das Erdloch ein gesundes Kalb zur Welt gebracht. Laut Familie Grieser erfreut sich das Tier derzeit bester Gesundheit und sei „glücklich und zufrieden.“

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