Ein Eisstadion, das nicht nur mit Eissport begeistert? Über Nutzungen abseits von Puck und Publikumslauf diskutierte der Kaufbeurer Stadtrat bereits, als die neue Arena noch gar nicht errichtet war. Der Wunsch jedenfalls ist da, aus dem Bau eine Arena für alle Menschen zu machen. Vor allem die Freien Wähler sprechen sich seit jeher für eine Multifunktionshalle aus, in der Veranstaltungen auch im Sommer die Besucher anlocken.
Die Hürden vor einer Nutzung in der eisfreien Zeit sind allerdings hoch, möglicherweise zu hoch, wie sich in der jüngsten Sitzung des Stadtrats zeigte. Prüfen möchte man nun, ob es Veranstalter aus der Privatwirtschaft gibt, die das Stadion wenige Wochen im Jahr anderweitig nutzen wollen.
Der Wunsch ist da, aber...
Das Problem: Die Sportstätte ist für den Eissport konzipiert und zugelassen. "Grundsätzlich sind derzeit nur sportliche Veranstaltungen möglich", sagt Markus Pferner, Vorstandsvorsitzender des Kommunalunternehmens (KU) Eisstadion. Nichtsportliche oder gar kommerzielle Veranstaltungen, also Konzerte, Messen oder Freizeitevents, müsste sich die Stadt aufwendig von der EU-Kommission genehmigen lassen. Letztlich soll damit der Wettbewerb gewahrt werden. Einfach ausgedrückt: Würde die Stadt oder ihr Kommunalunternehmen mit Steuergeldern subventionierte Veranstaltungen organisieren, hätten andere Hallenbetreiber oder Veranstalter möglicherweise das Nachsehen.
Hier siehst Du, mit welchem Spektakel die neue Arena im vergangenen Jahr eröffnet wurde.

Eine Ausnahme hiervon bilden laut Pferner Nutzungen mit "rein marginaler, untergeordneter" Bedeutung. Darunter fallen eine denkbare Tänzelfesteröffnung bei Regen ebenso wie die Eisrevue zur Eröffnung und das kostenfreie Public Viewing während der Eishockey-WM - Veranstaltungen, die das Rathaus mit dem Bayerischen Wirtschaftsministerium abgestimmt hatte.
Viele rechtliche Grauzonen
Jurist Holger Schröder von der Kanzlei Rödl & Partner, die beratend für die Stadt tätig ist, stellte eine ganze Reihe von Szenarien vor, denen unterschiedliche Verfahren auf EU-Ebene vorgeschaltet wären. Fazit: Selbst mit einer Eisrevue und einer Boxveranstaltung könne sich die Stadt in eine "Grauzone" manövrieren. Schröder riet, sich jede Veranstaltung genau anzusehen.
Weitere Einschränkungen auf dem Weg zu einer Multifunktionsarena sieht Pferner im eng getakteten Jahresablauf. Nach dem Ende der ersten Wintersaison im April folgten Reinigungsarbeiten, Reparaturen und eine sportliche Sommernutzung "in einem eng begrenzten Zeitraum". Von Mitte Juli an wird die Betonpiste bereits wieder heruntergekühlt, bevor Anfang August Grundeis, Markierungen, Werbung und Nutzeis aufgebracht werden können. Mitte August beginnt erneut das Training des ESVK. "In dieser Sommersaison wären andere Veranstaltungen bereits aus Zeitgründen gar nicht möglich gewesen", abseits rechtlicher und finanzieller Fragen, sagte Pferner.
Hinterher soll niemand sagen, wir hätten es nicht versucht.Stadtrat Thomas Jahn
Zudem setzten Sommerveranstaltungen eine personelle Aufstockung im KU und weitere hohe Investitionen im Stadion voraus. Den Vorschlag Richard Drexls (FW), auch während der Eiszeit Phasen für andere Veranstaltungen zu suchen, wies Oberbürgermeister Stefan Bosse zurück: "Völlig jenseits jeder Realität."
CSU-Fraktionschef Dr. Thomas Jahn schlug vor, den Markt nach möglichen Pächtern in der Sommersaison abzuklopfen, die Genehmigungsverfahren übernehmen und auch Zwänge wie eine denkbare Tänzelfesteröffnung im Stadion berücksichtigen. Breite Zweifel gab es im Gremium, ob die Halle für wenige Wochen im Jahr wirtschaftlich zu betreiben ist. "Niemand wird sich auf so viele Einschränkungen einlassen", sagte Bosse. Auch SPD-Fraktionsvorsitzende Catrin Riedl sah wenig Aussicht auf Erfolg. Dennoch gab es einhellige Zustimmung zu diesem sogenannten Interessensbekundungsverfahren. "Hinterher soll niemand sagen, wir hätten es nicht versucht", sagte Jahn. Das Ergebnis sei zwar absehbar, meinte auch Drexl. "Aber Angebot schafft auch Nachfrage."