Fünf bis zehn Norovirus-Fälle pro Tag zählt der Marktoberdorfer Kinder- und Jugendarzt Walter Breiner in seiner Praxis. „Und vor Weihnachten waren es noch mehr“, sagt Breiner. Das Virus ist hoch ansteckend und trifft meist Kinder zuerst.
Etwa sechs bis 50 Stunden nach Kontakt mit dem Erreger setzt die Krankheit sehr plötzlich ein: schwallartiges Erbrechen und starker Durchfall, das alles immer wieder in schneller Folge. Die Erkrankten fühlen sich elend. Mitunter kommen Kopfschmerzen, leichtes Fieber und Kreislaufbeschwerden hinzu.
Nach zwölf bis 48 Stunden klingen die Symptome jedoch meist schon wieder ab. „In aller Regel erholen sich die Erkrankten schnell wieder. Doch bleibt die Ansteckungsgefahr noch zwei Tage lang hoch, auch wenn sich die Betroffenen bereits wieder gesund fühlen“, sagt Breiner.
Gerade wenn Kinder erkranken, hat dies Breiner zufolge „massive Auswirkungen“ für die betroffenen Familien. Da die Kinder etwa eine Woche lang Kindergarten oder Schule nicht besuchen sollten, stellt dies besonders berufstätige Eltern oftmals vor ein Betreuungsproblem.
Kindergärten geschlossen
Weil Noroviren so ansteckend sind, verbreitet sich die Krankheit in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Schulen oder Altenheimen besonders schnell. Gemäß Infektionsschutzgesetz dürfen Kinder unter sechs Jahren, die an einer ansteckenden Magen-Darm-Infektion erkrankt sind oder bei denen der Verdacht einer Erkrankung besteht, Gemeinschaftseinrichtungen nicht besuchen.
Weil im Dezember in mehreren Kindergärten im Ostallgäu etliche Kinder an akuten Magen-Darm-Infektionen erkrankten, wurden auf Anordnung des Gesundheitsamtes Ostallgäu diese Einrichtungen für eine Woche geschlossen. Betroffen waren die Kindergärten in Aitrang, Ebersbach, Friesenried, Kaltental sowie der Kindergarten Am Sonneneck in Kaufbeuren.
Es gab noch neun weitere Einrichtungen, die Magen-Darm-Erkrankungen gemeldet hatten. Jedoch waren die Fallzahlen nicht so hoch, dass eine Schließung gerechtfertigt gewesen wäre, heißt es vom Landratsamt.
In den vergangenen zehn Wochen wurden dem Gesundheitsamt Ostallgäu aus dem Landkreis und der Stadt Kaufbeuren insgesamt 112 Norovirus-Fälle gemeldet. Jedoch liegt nach Angaben des Landratsamtes „die Dunkelziffer bei Norovirus-Infektionen höher“. Die diesjährige Norovirus-Saison hat nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) deutlich früher und heftiger begonnen als in den Vorjahren. Grund für die aktuelle Häufung könnte ein neuer Virustyp sein.
Wenige Grippe-Fälle
Während Kinderarzt Breiner die Norovirus-Situation als „epidemieartig“ beschreibt, ist die Lage bei den Grippe-Fällen überschaubar. „Die Influenzaerkrankungen sind aktuell (noch) als sehr vereinzelt anzusehen“, heißt es vom Gesundheitsamt.
Dies deckt sich mit der Einschätzung des Marktoberdorfer Allgemeinarztes Dr. Markus Strieder. „Es sind Einzelfälle, die zu uns in die Praxis kommen“, sagt Strieder. Da die Grippesaison in etwa von Oktober bis April dauert, lohnt sich laut Strieder auch jetzt noch eine Impfung. Der Impfschutz ist nach 14 Tagen vollständig aufgebaut. Grundsätzlich rät Strieder jedem zu einer Impfung, „der die Grippe nicht haben will“. Besonders sollten sich aber jene impfen lassen, die an einer chronischen Erkrankung leiden oder deren Herz und Lunge durch eine schwere Erkrankung vorgeschädigt ist. Auch Senioren sollten sich laut Strieder unbedingt impfen lassen, da ihr Immunsystem geschwächt ist.
Entwarnung gibt es in den nächsten Wochen weder für Norovirus-Erkrankungen noch für Grippe. So sagt der Mediziner Walter Breiner: „Ich rechne bei beiden Erkrankungen mit steigenden Fallzahlen.“