Vielseitig, detailgetreu und penibel nach Entwicklungs-Epochen sortiert: So präsentiert sich das private Museum von Hans Bienert in Lautrach im Unterallgäu. Die Ausstellung zeigt nicht nur in einer „Technische Zeitreise“ die Entwicklung vom Beginn mit dem ersten Automobil bis in die 1970er Jahren. Daneben sind beispielsweise auch 100 Bügeleisen aller Zeitepochen aus verschiedenen Erdteilen, ein Bereich über die Entwicklung der Telekommunikation, Haushaltsgeräte und unterschiedliche Kaffeemühlen zu sehen.
Zur Entwicklung des Zweirades hat Bienert Gegenstände zusammengetragen, die eine Geschichte vom ersten hölzernen Gefährt bis hin zum Hebammen-Motorrad samt allen üblichen Geburtsinstrumenten erzählen. Alle Fahrzeuge – ob Drehbank oder fliehkraftgesteuerte Ständerbohrmaschine in der Werkstatt – sind voll funktionsfähig.
Ausstellung sucht ihresgleichen
Vor über 20 Jahren fing Hans Bienert an zu sammeln, zu reparieren und originalgetreu zu restaurieren. In dieser Zeit hat er eine Technikausstellung zusammengetragen, die – was etwa den Wert der Exponate und die Größe betrifft – in weitem Umkreis ihresgleichen suchen dürfte: Ein beeindruckendes Sammelsurium, das innovative Technik-Entwicklung abbildet. All das, so ist es auf einer Infokarte zu lesen, können Interessierte nach telefonischer Vereinbarung jederzeit besichtigen.
Kontakt: Wer die Ausstellung von Hans Bienert besichtigen möchte, kann sich im Vorfeld unter 0176 431 421 12 melden. Der Besuch kostet keinen Eintritt, freiwillige Spenden werden zur Fortentwicklung des Museums verwendet.
Beim Eintritt in die 30 Meter lange Ausstellungshalle fällt sofort der Benz-Motorwagen auf: das erste dreirädrige Automobil mit schmalen Speichenrädern und Vollgummireifen. Ein Benzwagen von 1886, mit dem Berta Benz damals von Mannheim nach Pforzheim gefahren ist – eines von insgesamt 111 Original-Replika, das nach klassischen Plänen von Karl Benz im Auftrag der Daimler-AG in England von einer Firma nachproduziert wurde.
Eine 1912 gebaute Tin Lizzie
Die weitere Entwicklung der Automobilgeschichte zeigt unter anderem eine aus dem Jahr 1906 stammende, komfortable Motorkutsche „Holsman Chicago“ (mit Straßenzulassung) mit einem zehn PS starken Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor mit Seitensteuerung. Zur Sammlung gehört überdies der Peugeot Typ 88 und der 1912 gebaute Ford T – genannt Tin Lizzie, bereits ausgestattet mit einem 20 PS starken Viertaktmotor und einem Halbautomatik-Getriebe. Jedes Jahrzehnt ist in der Ausstellung durch mindestens ein Fahrzeug der Epoche vertreten.
Direkt gegenüber wird die Zweirad-Entwicklung dargestellt: Dort finden sich ein eisenbereiftes Holz-Laufrad nach Vorlage des Exemplars des Freiherrn von Drais, ein Hochrad von 1870, ein kleines Bauernhochrad, ein altes Motorrad aus Frankreich sowie eine NSU-Quick, das Hebammen-Motorrad mit Baujahr 1941. Etwas ganz Besonderes ist der Original Phönix-Motor von 1897 – der erste von der Benz AG in Serie gebaute Motor, damals mit einer Auflage von 1000 Stück. Selbst das Benz-Museum in Stuttgart verfügt nicht über einen solchen noch funktionstüchtigen Originalmotor.
Seitlich sind mehrere Standmotoren platziert, an der Decke hängen zudem flugtaugliche Modellflugzeuge. Nicht minder erstaunlich ist die umfangreiche Ausstellung unzähliger Haushaltsgeräte, die Besuchern zum Beispiel zeigt, wie zweitausend Jahre alte chinesische Bügelpfannen aussehen. Viel zu erfahren gibt es auch über die Telefonie, die Entwicklung des Führerscheines sowie des TÜV mit Wurzeln in den traditionellen Dampfkessel Überwachungsvereinen (DÜV), später umbenannt in Technischer Überwachungsverein (TÜV). Mit Fahrschulen um 1900 hat sich Bienert ebenso auseinandergesetzt und auch derzeit ist er schon wieder an der Arbeit: Er restauriert ein Stanley Dampfauto, Baujahr 1911, aus den USA.