Dass Kühe schwimmen können, mag der eine oder die andere schon mal in einem Western gesehen haben. Kurze Strecken vielleicht. Außerdem gelten sie per se als wasserscheu. Und dann geistert da noch die Mär vom fehlenden Schließmuskel am Anus herum, weshalb die Mägen der Tiere angeblich voller Wasser laufen würden. Ein etwa 400 Kilo schweres Jungrind aus einem Oberhausener Bauernhof hat am Sonntagmittag an der Staustufe Bittenbrunn sämtliche Vorurteile über die Fortbewegungsfähigkeiten seiner Artgenossen in einer spektakulären Aktion im Nu über den Haufen geworfen.
Kuh aus Oberhausen schwimmt in der Donau bei Neuburg
Die namenlose Kuh war beim Weidetrieb mit seiner Herde im Bereich des Oberhausener Kindergartens einfach ausgebüxt. Zum ersten Mal draußen auf der Weide, ließ es sich nicht mehr von einem Zaun aufhalten, durchbrach diesen mit einem schwungvollen Anlauf und machte sich auf den Weg Richtung Donau. Durch Wiesen, vorbei an der Kläranlage und durch einen Flutgraben, folgte das Tier einfach nur seinem Instinkt. Die Besitzer versuchten zwar, ihm zu folgen, aber ein Rind lässt sich in freier Wildbahn nun mal kaum mehr aufhalten.

„Klassisches Fluchtverhalten“ nennt dies Neuburgs Feuerwehrkommandant Markus Rieß, selbst ein gelernter Landwirt. „Da stellt man sich besser nicht in den Weg.“ Auf Höhe Finkenstein erreichte die Kuh schließlich die Donau, stürzte nicht etwa ab, sondern ging kurzerhand baden – und das sogar freiwillig! Was dann passierte, verblüffte nicht nur Markus Rieß, sondern auch alle anderen herbeigerufenen Rettungskräfte der Neuburger Polizei, der Feuerwehren Neuburg und Bittenbrunn sowie der Wasserwacht. „Die Kuh ist bis ans andere Ufer geschwommen, und das sind immerhin rund 250 Meter“, berichtet Rieß. „Dass sie so gut schwimmen kann, das hat mich wirklich überrascht. Ich war total baff!“
Rind geht baden in der Donau und muss gerettet werden
Das Rindvieh durchquerte nach Angaben des Neuburger Kommandanten zunächst einmal den Fluss, stand dort kurze Zeit im seichten Wasser und machte schließlich wieder kehrt, weil ihm die Umgebung offenbar nicht vertraut vorkam. Also alles wieder zurück. Die beachtliche Strecke durchmaß das Tier mit einer ähnlichen Technik, wie dies Hunde im Wasser tun, nämlich seine vier Beine rhythmisch zu bewegen. Wie die meisten Säugetiere können Kühe also tatsächlich schwimmen. Lediglich Primaten und Menschen müssen diese Fähigkeit zunächst erlernen. Die amerikanischen Cowboys nennen derartige Aktionen bei Hochwasser auch „Big Swimming“, es gibt sogar Berichte über Rinder, die Flüsse oder Seen durchqueren mussten, um sich zu retten oder eine neue Weide zu erreichen. Beides traf im Fall der entlaufenen Oberhausener Kuh jedoch nicht zu. Die Rettungskräfte wussten bei diesem keineswegs alltäglichen Einsatz zunächst nicht, ob diese nicht womöglich doch irgendwann untergehen würde.

So holten Helfer die Kuh aus dem Wasser
An der Staustufe Bittenbrunn wurde zunächst das Boot der Feuerwehr ins Wasser gelassen, in dem auch die Besitzer des Tieres Platz nahmen. Erste Versuche, die Kuh einzufangen, scheiterten jedoch, wobei das Jungrind eine erstaunliche Ausdauer an den Tag legte und tatsächlich wieder in die Flussmitte zurückschwamm. „Eigentlich hätte die Kuh da schon das goldene Schwimmabzeichen verdient gehabt“, scherzte ein Wasserwachtler. Als schließlich zwei Wasserretter in die Donau gingen, gelang es diesen irgendwann, den Schwanz zu ergreifen. Markus Rieß streifte dem Tier vom Boot aus dann noch ein Halfter über. „Zum Glück weiß ich aus der Landwirtschaft noch, wie das geht“, schmunzelt der Chef der Neuburger Feuerwehr.
Stück für Stück ging es von da an weiter Richtung rettendes Ufer. Keine Hektik, den Stresslevel des Tieres nicht noch weiter unnötig erhöhen. Allerdings brauchte es erneut zwei Anläufe, um den Vierbeiner aus dem Wasser zu bekommen. Rieß: „Erst mit einer Sichtblende über dem Kopf, die das Tier, das immer noch voller Energie war, beruhigen konnte, haben wir es schließlich geschafft.“
Über eine Treppe erreichte das Jungrind wieder festen Boden unter den Füßen, wobei ein Flusskilometerschild kurzzeitig als improvisierte Anbinde-Station herhalten musste, bis der Tiertransporter eingetroffen war.
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