Ein richtiges Heavy Metal-Festival mitten im Allgäu? Würde das funktionieren? Richtig namhafte Bands in die Region zu locken? Bands, die sonst etwa auf dem größten Metal-Festival Deutschlands, dem legendären Wacken-Open-Air in Schleswig-Holstein, zu finden sind? Um es gleich vorweg zu nehmen, mit „Rock the King“ an diesem Wochenende im Oberallgäuer Buchenberg ist dieses Kunststück gelungen.

6500 Gäste genossen einen exzellenten Konzertreigen, der sich möglicherweise sogar mit dem Titel „höchstgelegenes Metal-Festival Deutschlands“ vermarkten könnte. Denn Buchenberg liegt auf gut 900 Metern. Selbst das unbekanntere kleine Aaargh-Festival bei Leutkirch, das im Juni stattfindet, liegt niedriger.
Aber mit „Rock the King“ kann es sich ohnehin nicht messen. In Buchenberg waren Bands wie „Sabaton“ zu hören. Die Schweden, die als Headliner firmierten, gehören inzwischen zu den Spitzenvertretern der Schwermetallbranche.
Das Publikum in Buchenberg war wie üblich bei Metal-Festivals sehr bunt gemischt. Viele Fahrzeuge mit heimischen Kennzeichen waren zu sehen, aber auch Autos aus Hannover, Berlin, Chemnitz und Innsbruck. Die Metalszene geht bekanntlich angenehm gnädig mit dem Alter um. Und so sah man 15-Jährige neben 65-Jährigen, ohne dass das irgendwie störte.
Friede, Freude, Bier und Brezen
Viele Fans trugen schwarz mit martialischen Aufdrucken, was den einen oder anderen vielleicht erschreckte. Aber das ist Metal-Folklore. Auch in Buchenberg ging es absolut friedlich und freundlich zu. Sorgen und Proteste vor dem Festival erwiesen sich als unbegründet. Die Ordnungskräfte registrierten keine einzige Schlägerei, die Sanitäter hatten in erster Linie mit Sonnen- und Mückenstichen zu tun.
Gab es am Freitag noch einen Wettbewerb unbekannter Bands, startete am Samstagmittag das Festival mit einem Auftritt der Musikkapelle Buchenberg. Wem das seltsam vorkommt – auch das gehört inzwischen zur Festivalszene. In Wacken tritt beispielsweise immer die Kapelle der örtlichen Feuerwehr auf. Und die Blechmusiker werden vom Publikum stets mit guter Laune und Respekt begrüßt. Wacker schlug sich dann die Band „Meister Eder“, die am Vortag als beste Newcomertruppe abgeschnitten hatte und deshalb am Samstag vor großem Publikum auftreten durfte.
Discofox zu Metal-Klängen
Danach ging es Schlag auf Schlag: Neben „Schandmaul“ spielte „Megaherz“ aus München, ein klassischer Vertreter der „Neuen Deutschen Härte“. Zu der gehören auch „Oohmp!“ aus Braunschweig, die ebenfalls am Nachmittag auf der Bühne standen.
Beide Bands leugnen die Nähe zu Rammstein nicht; sie müssen sich auch nicht verstecken, denn es gibt sie schon länger als die deutschen Weltstars aus Berlin. Oohmp! sorgte mit „Augen auf“ und „Mein Schatz“ für einen ersten Höhepunkt des Festivals, bei letzterem Stück waren sogar Paare im Publikum zu sehen, die Discofox tanzten. Auch das ist Metalszene.
Ein, zwei Bierstände mehr hätten lange Warteschlangen vermiedenLucia Gloning
Die Stimmung stieg schnell. Altmeister Udo Dirkschneider, früher Sänger von Accept, hatte die Metalfans mit seiner charakteristischen Reibeisenstimme von der ersten Minute an im Griff. Powerwolf mit ihrem melodischen, teils orchestralen Power Metal überzeugten ebenfalls bei ihrem Auftritt. Doch die T-Shirts der Fans wiesen aus, dass die meisten wohl wegen Headliner „Sabaton“ gekommen waren.
Sänger Joakim Brodén ist ein Bühnentalent, der sein Publikum zumeist in wenigen Minuten auf seine Seite zu bringen weiß. So auch in Buchenberg, wo die Mittelschweden Hits wie „Art of war“ oder „Panzerkampf“ boten, Stücke, die viele Fans Wort für Wort mitsingen konnten.
Wer denkt, dass es bei den Liedern um Kriegsverherrlichung geht, liegt falsch. Brodén erzählt immer wieder Geschichten vom Leid des einfachen Soldaten beispielsweise im Zweiten Weltkrieg, der sinnlos geopfert wird, während Generäle sicher hinter der Front sitzen.
Michaela Bernhard von der Agentur Allgäu Concerts, die das Festival in direkt neben ihrem Haus veranstaltete, zeigte sich gestern begeistert: „Es hat alles geklappt.“ Bei 6500 Besuchern sei sie voll zufrieden. Falls sie wieder gute Bands engagieren könne, sei „Rock the King“ vielleicht auch im kommenden Jahr denkbar, sagte die 26-Jährige.
Verbessert werden könnte dann beispielsweise die Versorgung mit Getränken. „Ein, zwei Bierstände mehr hätten lange Warteschlangen vermieden“, sagte etwa Lucia Gloning, die aus Augsburg angereist war. Trotzdem sei das Festival klasse gewesen, meinte die 20-Jährige. Sie war vor allem wegen Oohmp! und Powerwolf gekommen. „Und nächstes Jahr würde ich bestimmt wiederkommen.“