Das ist noch mal gut gegangen. Der Ausflug zum Schlittenhang hätte für einen Siebenjährigen aber auch im Krankenhaus enden können.Er hatte sich am Ende des Hangs auf seinem Rutschteller auf vereistem Untergrund wohl unkontrolliert gedreht und war mit dem Kopf auf den Boden gestoßen. Zum Glück kam er mit dem Schrecken davon. Aber der Vorfall gibt zu denken: War das Rodelgerät für ihn überhaupt geeignet? Wäre ein Helm beim Rodeln nicht generell sinnvoll? Und worauf sollte man beim Kauf von Sportgeräten überhaupt achten?

Auf dem Fun-Ufo, wie einer der Gerätehersteller seinen Rutschteller nennt, steht, dass er erst für Kinder ab acht Jahren empfohlen wird. Weiter rät der Hersteller, ihn mit Kopf-, Ellbogen- und sogar Knieschutz zu benutzen. „Auch ich würde Kunden raten, Kindern beim Rodeln einen Helm aufzusetzen“, sagt Anita Lipp vom gleichnamigen Sportgeschäft in Marktoberdorf. Wichtig sei dabei aber auch, dass der Helm gut auf dem Kopf sitzt.
Dass beim Rodeln oft schwerere Verletzungen vorkommen als beim Skifahren – das bestätigt Orthopäde Dr. Claus Huyer. Heuer hatte er schon zwei Patienten, die sich beim Rodeln am Knie oder an den Bändern verletzt hatten. Rodeln werde unterschätzt, meint er. Anders als beim Skifahren trauten sich auch Ungeübte auf schwere Strecken, die Schlitten seien meist nicht auf Sicherheit ausgerüstet – wie etwa ein Ski mit der Sicherheitsbindung – und gerodelt werde oft nach einer Hüttengaudi mit Alkohol. Das sei ein zusätzlicher Risikofaktor.
Auch Kinder, die beim Schlittenfahren verletzt wurden, kommen mitunter zu ihm. Meist seien die Verletzungen bei ihnen aber nicht so schwerwiegend. „Die sind doch noch gelenkiger als mancher Erwachsene“, sagt er. Seine Ratschläge: Nicht betrunken rodeln, nicht zu zweit auf einem Schlitten fahren und den Zustand der Bahn vorher begutachten. „Oft sind diese Bahnen recht holprig, weil man ja auch zu Fuß auf ihnen nach oben läuft.“
Wenn sie mit der Familie auf größere Rodelbahnen geht, dann gehört bei Petra Neth, stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende der Grundschule St. Martin, der Helm zur Ausrüstung. Aber am Schlittenhang vor dem Haus, wo ihre beiden acht- und zehnjährigen Kinder oft mit ihrem Plastikbob runterfahren, hätten sie keine Helme auf. „Man muss die Kirche auch noch mal im Dorf lassen“, sagt Neth. Die Kinder müssten auch lernen, Rücksicht auf andere Rodler zu nehmen und mit den eventuellen Risiken umzugehen.
Zu hart für den Rutschteller
Als Mutter eines Siebenjährigen sagt Stefanie Kuhn, dass sie beim Kauf des Bobs auf die Sicherheit geachtet hat. Er habe eine Bremse und sogar ein Lenkrad. In der Regel tragen ihre Kinder beim Rodeln am Marktoberdorfer Schlittenberg auch einen Helm. Gerade wenn der Untergrund eisiger werde, sei das sicher wichtig. Der Rutschteller werde zurzeit nicht benutzt. Da müsse der Schnee weicher sein. „Denn die Dinger können ja unheimlich schnell werden."
Tipps für Schlittenfahren
- Bei der Gerätewahl sollte auf das TÜV-Siegel oder das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit geachtet werden.
- Das Gerät sollte gut lenkbar sein.
- Es sollte ein Fahrrad- oder Skihelm getragen werden und leuchtende oder bunte Kleidung.
- Die Rodelbahn sollte einen großzügigen Auslauf haben. Tabu sind angrenzende Straßen, Parkplätze, Wasserläufe oder feste Begrenzungen wie Mauern oder Hauswände.
- Der Untergrund sollte nicht gefroren sein, denn dann werden die Rodel oder Rutschteller unkalkulierbar schnell und schlechter zu bremsen.
- Allein rodeln erst im Schulalter. Kinder dürfen laut ADAC prinzipiell nur dann allein rodeln, wenn sie ihren Schlitten sicher lenken und zum Stehen bringen können. Lenkschlitten und Bobs sind verführerisch, aber auf einer festen Schneedecke können sie von leichten Kindern trotz Bremskrallen nicht kontrolliert werden.
- Babys haben auf einer Rodelbahn nichts verloren.