Nach zahlreichen Vorwürfen, Justizvollzugsbeamte sollen Gefangene in Gablingen misshandelt haben, gibt es nun Details zu einem weiteren Verdacht. Mitarbeitende der JVA Gablingen sollen bei einem Einsatz auch in der JVA Neuburg-Herrenwörth Gefangene attackiert haben. Häftlinge des Jugendstrafvollzugs berichten von Schlägen und Würgegriffen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun auch in vier Fällen, die sich in Neuburg abgespielt haben sollen. Gegen mindestens 15 Bedienstete der JVA Gablingen besteht inzwischen der Verdacht auf Körperverletzung im Amt, darunter die ehemalige Gefängnis-Chefin und deren Stellvertreterin..
Misshandlung an vier Häftlingen der JVA Neuburg-Herrenwörth
Der Bayerische Rundfunk berichtet von einem Tag im Oktober 2024, an dem eine Drogenrazzia in der JVA Neuburg-Herrenwörth stattfand. Dem Vernehmen nach sollen Mitglieder der Sicherungsgruppe (SIG) der JVA Gablingen, die in konflikthaften Situationen eingesetzt werden, in der JVA Neuburg-Herrenwörth zum Einsatz gekommen sein. Eben jene Beamten, gegen die bereits wegen mutmaßlicher Übergriffe in Gablingen ermittelt wird.
Dass Beamte der JVA Gablingen in Neuburg im Einsatz waren, ist bereits länger bekannt. Wie unsere Redaktion berichtete, handelte es sich dabei um eine Amtshilfe in der JVA Neuburg-Herrenwörth. Die Sicherungsgruppe aus Gablingen sollte bei einer Drogenrazzia in Neuburg behilflich sein. Dabei soll es zu Übergriffen gekommen sein.
Zwei der betroffenen Häftlinge in Neuburg haben nun mit dem Bayerischen Rundfunk gesprochen und geben an, zu den vier Verletzten zu gehören. Sie berichten von körperlicher Gewalt während der Drogenkontrolle, beide seien geschlagen worden. Dem einen sei die Luft abgedrückt worden, der andere sei danach in eine der berüchtigten Spezialzellen gekommen. Beide Häftlinge berichten, bei der Drogenrazzia in der JVA Neuburg-Herrenwörth sei auch eine Juristin anwesend gewesen, die den Gablinger Beamten der Sicherungsgruppe Anweisungen gegeben habe. Offen ist, ob es sich dabei um die ehemalige Vize-Chefin der JVA Gablingen handelt und welche Rolle diese beim Einsatz in Neuburg spielte.

Keine Aussage zu den Vorwürfen
Nach der Razzia soll sich der Leiter der JVA Neuburg-Herrenwörth an das Bayerische Justizministerium gewandt haben, heißt es. Denn schon da bestand der Verdacht, die Häftlinge seien verletzt worden. Das Ministerium soll darüber auch die Augsburger Staatsanwaltschaft und später den Justizausschuss informiert haben. Laut BR äußern sich jedoch weder die JVA Gablingen noch die Staatsanwaltschaft zu den Vorwürfen, Grund seien die derzeit laufenden Ermittlungen.
Den Folterskandal in der JVA Gablingen hatte unsere Redaktion Ende Oktober 2024 ans Licht gebracht. Gefangene sollen dabei in Spezialzellen über mehrere Tage oder sogar Wochen nackt und teils mit zu wenig Essen eingesperrt worden sein. Auch Prügelvorwürfe gegen Beamte gibt es. Gegen insgesamt mindestens 18 Bedienstete wird ermittelt. Neben der Körperverletzung steht der Verdacht der versuchten Strafvereitelung gegen drei Beschäftigte im Raum. Sie sollen Dokumente geschreddert haben, die möglicherweise relevant waren.
Im Zusammenhang mit den Foltervorwürfen gegen die Beamten der JVA Gablingen äußerte sich ein ehemaliger Häftling von dort in einer Videodoku unserer Redaktion mit Vorwürfen gegen das Gefängnis.
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