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Schlechtes Internet und Hackerangriffe: Wie Bayerns Schulen bei der Digitalisierung hinken

Corona-Krise verdeutlicht

Schlechtes Internet und Hackerangriffe: Wie Bayerns Schulen bei der Digitalisierung hinken

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    Die Corona-Krise hat einmal mehr gezeigt, wie viel Nachholbedarf es an bayerischen Schulen bei der Digitalisierung gibt. Das Lernen an Laptop, Tablet und Co. soll in Zukunft eine größere Rolle im Klassenzimmer und daheim spielen.
    Die Corona-Krise hat einmal mehr gezeigt, wie viel Nachholbedarf es an bayerischen Schulen bei der Digitalisierung gibt. Das Lernen an Laptop, Tablet und Co. soll in Zukunft eine größere Rolle im Klassenzimmer und daheim spielen. Foto: Stefan Puchner/dpa (Symbolbild)

    Die Wartung von digitalen Geräten an Schulen wie Computern oder Tablets muss nach Ansicht von Lehrerverbänden in Bayern dringend an externe IT-Experten ausgelagert werden. An vielen Schulen habe die Geräteausstattung eine Größenordnung erreicht, die als Systembetreuer eingesetzte Lehrer nicht mehr bewältigen könnten, sagte der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbandes (bpv), Michael Schwägerl, der Deutschen Presse-Agentur in München im Vorfeld eines Schul-Digitalisierungsgipfels der Staatsregierung am Donnerstag in München. Neben kommunalen Spitzenverbänden wie dem Städtetag sind auch Vertreter von Lehrer-, Eltern- und Schülerverbänden dabei.

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    Corona-Krise zeigte erhebliche Defizite in der Digitalisierung bayerischer Schulen

    "Die Corona-Krise hat uns schmerzhaft vor Augen geführt, wo wir bei der Digitalisierung der bayerischen Schulen stehen", sagte der bildungspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Matthias Fischbach. Der abrupte Wechsel ins virtuelle Klassenzimmer nach den Schulschließungen Mitte März habe den Großteil der Schulen vor eine kaum lösbare Herausforderung gestellt. "Mit Blick auf eine mögliche zweite Corona-Welle im Herbst brauchen die Schulen so schnell wie möglich eine belastbare Planungsstrategie zur bestmöglichen Symbiose von Präsenz- und Distanzunterricht", forderte Fischbach. In der Tat lässt sich momentan noch nicht genau vorhersagen, ob der Unterricht nach den Sommerferien tatsächlich wie erhofft wieder im Normalbetrieb laufen kann. Das hängt vom Infektionsgeschehen ab.

    Schlechte Internetverbindung auf dem Land bereitet die größten Probleme

    Knackpunkt beim Unterricht mit Hilfe digitaler Technik ist vor allem auf dem Land ganz oft die Internetverbindung. Lehrer, Eltern und Schüler fordern deshalb eine leistungsfähige und stabile Verbindung an den Schulen. Auch zu Hause haben Kinder und Jugendliche mitunter nur schlechtes Internet oder nicht genug Datenvolumen, so dass sie zum Beispiel kaum oder sogar gar nicht an Videokonferenzen ihrer Klasse teilnehmen können. Beim Breitband- und insbesondere beim Mobilfunkausbau sei noch Luft nach oben, hatte kürzlich auch Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) eingeräumt. Das sei aber kein Problem der staatlichen Förderprogramme, oft kämen etwa die Unternehmen vor Ort beim Netzausbau nicht hinterher.

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    Es fehlt an Fortbildungen für Lehrer und an der nötigen Software

    Darüber hinaus erhoffen sich die Schulen klare Aussagen zur Rolle der Lernplattform Mebis und zum Einsatz von Software wie MS Teams, die unter anderem eine Zusammenarbeit über Video ermöglicht. Hier seien verlässliche Lösungen nötig, die auch Rechtssicherheit böten, sagte Jürgen Böhm, Vorsitzender des Bayerischen Realschullehrerverbandes (brlv). Auch entsprechende Fortbildungen für Lehrer müssten dringend angeboten werden. Neben der Versorgung von Schülern mit Leihgeräten stehen auch Dienstgeräte für Lehrer auf der Wunschliste, da diese häufig mit ihren privaten Laptops arbeiten. Die FDP fordert auch ein modernes Online-Unterrichtsgesetz.

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    Hackerangriff legte System Mitte März lahm

    Viele der Forderungen sind nicht neu, durch die Coronakrise wurden die Defizite jedoch deutlich. Denn von heute auf morgen wurden die Schulen geschlossen und die Lehrer mussten den Unterricht mit digitalen Hilfsmitteln fortsetzen. Vor allem die Lernplattform Mebis schwächelte aber, weil sie dem Ansturm von Hundertausenden Kindern und Jugendlichen nicht gewachsen war. Hinzu kam ein Hackerangriff, der das System Mitte März erst mal vorübergehend lahmlegte.

    "Das soziale Miteinander im Klassenzimmer ist durch nichts zu ersetzen"

    Doch Computer, Laptop und Tablet sind ist nicht alles: "Digitale Lehrangebote sollten künftig verstärkt als Ergänzung zum Unterricht genutzt werden, auch, um die Kinder und Jugendlichen auf die digitale Arbeitswelt vorzubereiten", hatte Gerlach kürzlich erklärt. Auch die Lehrer sehen digitale Angebote nicht als dauerhafte Lösung. Sie hoffen, ihre Schüler nach den Ferien auch wieder in der Schule zu sehen. "Die persönliche Nähe und das soziale Miteinander im Klassenzimmer sind durch nichts zu ersetzen", sagte bpv-Chef Schwägerl.

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