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Schlichtenfest im Unterallgäu: Ein Metal-Festival "am Arsch der Welt"

Volle Dröhnung im Wald

Schlichtenfest im Unterallgäu: Ein Metal-Festival "am Arsch der Welt"

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    Vom altdeutschen Wort "Schlichte", was soviel bedeutet wie Waldlichtung, leitet sich der Name des Schlichtenfests ab, das zum vierten Mal am ersten Augustwochenende in Guggenberg bei Ottobeuren im Unterallgäu steigt.
    Vom altdeutschen Wort "Schlichte", was soviel bedeutet wie Waldlichtung, leitet sich der Name des Schlichtenfests ab, das zum vierten Mal am ersten Augustwochenende in Guggenberg bei Ottobeuren im Unterallgäu steigt. Foto: Mona Jaklin

    Frage: Was macht das Schlichtenfest in Guggenberg so besonders?

    Wolfgang Veit: Da ist zum einen der Ort. Eine abgeschiedene Waldlichtung, die meinem Vater gehört. Man kann dort zelten, feiern, trinken und laute Musik hören. Bands und Besucher schätzen die familiäre Atmosphäre: Wir grillen Spanferkel, haben einen Pool, das Campen ist kostenlos. Und dann natürlich die Musik: Von Rock über Black-, Power- bis hin zu Thrash- und Death Metal - die 18 Bands lassen es richtig krachen.

    Wolfgang Veit (l.) ist die treibende Kraft hinterm Schlichtenfest-Open-Air.
    Wolfgang Veit (l.) ist die treibende Kraft hinterm Schlichtenfest-Open-Air. Foto: privat

    Abgesehen von der Größe: Wie unterscheidet sich das Schlichtenfest zum Beispiel von "Rock the King", dem bekanntesten Rockfestival im Gäu?

    Veit: Wir sind deutlich mehr Underground! Eine Viertelmillion für Gagen können und wollen wir nicht ausgeben. Wobei ich sagen muss, dass uns dieses Jahr mit unseren drei Headlinern ein Glücksgriff gelungen ist. Als ich "Nachtblut" im vergangenen Jahr anschrieb, kannte man sie nur in der Szene. Kurz darauf waren sie mit ihrem Album auf Platz 41 der deutschen Charts. Aber auch "Black Messiah" am Samstag und "Mystic Prophecy" am Freitag ziehen ordentlich Leute an.

    Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie?

    Veit: Wenn alles glatt läuft und das Wetter mitspielt, könnten an die 1.600 Besucher kommen. 800 pro Tag. Für 900 habe ich eine Zulassung. Übrigens sind auch Nicht-Metal-Fans herzlich willkommen!

    Die kommen sich dann aber sprichwörtlich vor wie im Wald, oder?

    Veit: Nein, gar nicht. Es kommen immer wieder auch Neugierige, die einfach mal schauen wollen, was bei uns geboten ist. Und auch aus Guggenberg kommen Einwohner, die sonst definitiv kein Metal hören. Bei uns muss keiner Angst haben. In den letzten Jahren ist nie etwas vorgefallen, höchstens musste die Security mal einen Betrunkenen rausbringen. Die Metal-Szene ist sehr offen, die Drogen-Thematik wie bei anderen Szenen gibt es hier nicht. Nur saufen tun sie (lacht)...

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    Wie fing das Ganze eigentlich an?

    Veit: 2006 haben wir uns in einer Gruppe von zehn Freunden verabredet, einfach mal ein Wochenende auf einer Waldlichtung zu verbringen. Damals noch bei Westerheim. Wir wollten zelten, grillen, ein paar Halbe trinken, Heavy Metal hören. Daraus entstand ein Grillfest, das von Jahr zu Jahr größer wurde. Wir haben Flyer verteilt, Spanferkel gegrillt, mehr Leute eingeladen und sind nach Guggenberg umgezogen. 2014 fragte uns erstmals eine Band - Ravenlord aus Memmingen - ob sie bei unserem Fest spielen darf.

    Die Geburtsstunde des Schlichtenfest-Open-Airs?

    Veit: Nein, es war immer noch eine private Party. Aber es waren fast 200 Leute da, ich hatte keine Ausschankgenehmigung, keinen Klowagen und dachte mir: Das geht so nicht - was mache ich, wenn irgendwann die Polizei daherkommt. Also habe ich mir überlegt, wie kann ich die entsprechende Infrastruktur und Voraussetzungen schaffen.

    Auf einer abgeschiedenen Waldlichtung sicher nicht ganz einfach?

    Veit: Klar, vor Ort gibt es kein fließendes Wasser, keinen Strom. 2015 habe ich einen öffentlichen Aufruf im Internet gestartet, um zu sehen, ob überhaupt Interesse besteht. In 24 Stunden bekam ich 200 Bewerbungen von Bands aus der Szene. Ich habe dann schnell aussortiert: Mehr als 50 Euro für den Tank und was zu Beißen gab's für die Bands nicht. Schließlich machen wir alles rein ehrenamtlich.

    Wie viele Helfer haben Sie inzwischen?

    Veit: 35 Leute, die ehrenamtlich helfen. Das ist im Prinzip mein Freundeskreis aus den paar verwegenen Metalfans, die es im Unterallgäu gibt. Vor dem fünfjährigen Jubiläum nächstes Jahr wollen wir uns als "Schlichtenfest e.V." eintragen lassen. Dazu kommen beim Open-Air noch fünf Securitys, zwei Sanis und vier Mann von der Feuerwehr, die den Parkplatz einweisen.

    Gibt es einen besonderen Moment aus den letzten Jahren, der Ihnen in Erinnerung geblieben ist?

    Veit: Letztes Jahr ging am Samstagnachmittag das Stromaggregat kaputt. Stille - die Band konnte nicht weiterspielen. Jetzt kriegt mal mitten im Wald ein neues, funktionstüchtiges Aggregat her. Ich habe Blut und Wasser geschwitzt, aber es hat geklappt. Es konnte jede Band, die eingeplant war, auftreten. Das zeigt den Zusammenhalt - und auch hinterher bekamen wir fast ausschließlich richtig nette, positive Bewertungen auf Facebook. Das ist mein Lohn, über den ich mich freue.

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