Gerade ist Schloss Neuschwanstein zum Weltkulturerbe erhoben worden. Nun kommen, wenn man so möchte, Klassikstars zum Gratulieren: Bei fünf Konzerten von 1. bis 5. August singen unter anderem Rolando Villazón, Elina Garanča und Klaus Florian Vogt, begleitet von renommierten Orchestern wie den Münchner Symphonikern und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen sowie dem feinen Kammermusik-Ensemble „Chaarts“ aus der Schweiz. Sie treten im malerischen Innenhof von König Ludwigs „Märchenschloss“ auf.
Der Premiere der Konzertreihe unter freiem Himmel im vergangenen Sommer war allerdings nicht der erwartete Erfolg beschieden. Nicht einmal 60 Prozent der insgesamt 2400 aufgelegten Karten konnte die veranstaltende „Konzertgesellschaft Neuschwanstein“ verkaufen. Außerdem setzte nasskaltes Wetter den Sängern und Orchestern zu. Dennoch wollten die Veranstalter weitermachen. Nicht zuletzt, weil sie viele Jahre für die Wiederbelebung von Konzerten auf Schloss Neuschwanstein gekämpft hatten und für ihr 300.000-Euro-Budget nicht nur Sponsoren aus der Wirtschaft fanden, sondern auch beim Freistaat Bayern eine finanzielle Förderung von über 100.000 Euro locker machten.
Die Tradition von Klassik-Konzerten auf Neuschwanstein begann 1970
Die Tradition von Klassik-Konzerten auf dem Schloss begann schon 1970. Sänger und Orchester traten im prunkvollen Sängersaal unter dem Dach auf, den König Ludwig II. für seinen Lieblingskomponisten Richard Wagner geschaffen hatte. Das einwöchige Festival geriet über Jahrzehnte hinweg zum musikalischen Glanzlicht weit über das Allgäu hinaus. Die Konzerte waren oft schon im Vorfeld ausverkauft. Doch 2015 riss die Tradition ab. Renovierungsarbeiten im Saal, der fast 500 Zuhörern Platz bot, und verschärfte Brandschutz-Auflagen zwangen die Konzertreihe in den Dornröschenschlaf.
Einer aber wollte sich damit nicht abfinden: der ehemalige Landrat des Ostallgäus Johann Fleschhut. Jahrelang kämpfte er mit großer Energie und nicht nachlassendem Optimismus für eine Wiederauferstehung des Festivals. Im vergangenen Jahr war es soweit. Johann Fleschhut erlebte allerdings den von ihm erzielten Erfolg nicht mehr: Er starb fünf Wochen vor dem Festivalstart mit 68 Jahren überraschend nach schwerer Krankheit. Seine engste Verbündete beim Neustart, Geschäftsführerin Kerstin Glowalla, sowie führende Vereinsmitglieder ließen sich davon nicht entmutigen, sondern machten weiter.
Hochkarätige Stars sollen einen Klangkosmos der Oberklasse nach Neuschwanstein bringen
Das künstlerische Konzept war aufs berühmte Schloss zugeschnitten und sah vor allem Musik aus der Romantik vor. Weil dies im Premierenjahr nur eingeschränkt funktionierte, wechselte die Konzertgesellschaft die künstlerische Leitung aus. Das Duo Trixi Steiner und Matthias Greving löste André Turnheim ab und schärfte das Konzept nach. Die Konzertreihe wurde in einen (vermeintlich) wärmeren Zeitraum verschoben, die als hoch kritisierten Ticketpreise teils nach unten korrigiert. Das Wichtigste aber: Hochkarätige Klassik-Stars sollen nun einen „Klangkosmos der Oberklasse“ in den Innenhof von Schloss Neuschwanstein bringen. Dank ausgezeichneter Kontakte konnten Steiner und Greving trotz engen Budgets Topinterpreten der Klassikszene verpflichten.
Vor allem Ouvertüren, Zwischenspiele und Hits aus (romantischen) Opern werden im Schlosshof tönen. Zum Auftakt am 1. August singen Tenor Jonathan Tetelmann und Sopranistin Chelsea Zurflüh Arien und Duette aus Tosca, La Traviata und der Zauberflöte; Mezzosopranistin Elina Garanča widmet sich Bizets Carmen (2. August); Klaus Florian Vogt interpretiert Wagner, Weber, Mozart und Richard Strauss (3. August); mit Golda Schultz (Sopran), Rolando Villazón (Tenor) und Ludovic Tézier (Bariton) gibt‘s zum Finale am 5. August Verdi, Puccini, Mozart, Mascagni und Léhar. Für all diese Konzerte stehen noch (Rest-)Karten zur Verfügung. Allein ausverkauft ist ein Abend ohne Oper: Am 4. August spielt der kroatische Crossover-Cellist Hauser mit den Münchner Symphonikern Klassikhits und populäre Filmmusik.
Karten im Vorverkauf gibt es unter Telefon 0831/206 55 55 sowie online auf der Internetseite des Festivals
www.neuschwansteinkonzerte.eu.
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