Dass in puncto Sex und der Frage, wie oft man denn nun Sex hat, geschummelt wird, ist alles andere als neu. Zu viele Eitelkeiten verwickeln sich wohl mit dieser Fragestellung. In diesem Lichte ist sicher auch eine neue repräsentative Studie zu sehen, die das Deutsche Ärzteblatt veröffentlicht hat.
2524 Menschen ab 14 Jahren wurden befragt - mit einem Ergebnis, dass irgendwie ins Bild passt: Demnach wollen Männer im Schnitt mit zehn Frauen geschlafen haben, Frauen hingegen nur mit fünf verschiedenen Männern (siehe auch Infokasten).
Sehr merkwürdig. Da stimmt doch irgendetwas nicht. Auch die Autoren der Studie schreiben von "selbstwertdienlichen Verzerrungen und geschlechtsspezifischem Antwortverhalten" - was schon fast augenzwinkernd klingt. Zum einen liegt doch folgende Vermutung nahe: Viele Männer protzen wohl immer noch gern herum, was für tolle Hechte sie sind. Mal wieder typisch: Männer halt!
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie auf einen Blick:
- Männer haben im Durchschnitt mit zehn Frauen, Frauen mit fünf Männern geschlafen.
- Acht Prozent der befragten Männer sind schon zu Prostituierten gegangen.
- 86 Prozent der Männer und 82 Prozent der Frauen gaben an, heterosexuell zu sein. Jeweils ein Prozent ist rein Homosexuell.
- Am sexuell aktivsten ist die Gruppe der 25- bis 29-Jährigen: In diesem Alter haben Männer nach eigenen Angaben im Schnitt 60 Mal Vaginalverkehr pro Jahr, Frauen 47 Mal.
- Danach sinkt die Häufigkeit stetig ab: Männer im Alter von 50 bis 59 Jahre haben, demnach 34 Mal pro Jahr solchen Sex, Frauen 22 Mal.
- Jeder fünfte Mann (21 Prozent) ist in einer Partnerschaft schon einmal fremdgegangen. Bei den Frauen betrug der Anteil 15 Prozent.
-Eine kleine Gruppe (2,5 Prozent) gab an, während ihrer aktuellen Beziehung sexuelle Außenkontakte und generell schon ungeschützten Sex mit anderen Personen außerhalb der Partnerschaft gehabt zu haben. Jene Personen hatten außerdem dreimal so viele Sexpartner wie der Durchschnitt: Männer 38, Frauen 17.
Machen Männer und Frauen beide falsche Angaben?
Oder schummelt da vielleicht noch jemand? Frisieren auch manche Frauen vielleicht instinktiv ihre Zahl nach unten? Weil sie wissen, dass es viele Männer abschreckt, wenn sie hören, dass vor ihnen noch eine erkleckliche Zahl an störenden Geschlechtsgenossen und -konkurrenten vormals aus nächster Nähe befasst war? Oder wollen die Frauen - ebenso gesellschaftlich geprägt - dem Bild gerecht werden, dass eine Frau treu und in jedem Falle irgendwie keuscher als ein Mann sein sollte?
Wer nun mit mathematischen Erwägungen kommt und sagt, dass das Studienergebnis aufgrund der Gesetze der Arithmetik ja nicht stimmen kann, sei auf den Fakt verwiesen, dass immerhin acht Prozent der Männer schon zu Gast bei Prostituierten war.
Diese Männer sollen sich dabei im Durchschnitt vier verschiedenen Damen des Rotlichtgewerbes geschäftlich genähert haben. Und Prostituierte sind in der Studie als Umfragepartner nicht ausgewiesen notiert. Insofern könnte dieser Aspekt womöglich wirklich das Messergebnis signifikant verändert haben.
Zumal Frauen wiederum nicht hinsichtlich ihrer Kontakte bezüglich käuflicher Liebe befragt wurden. Die Studienautoren befürchteten, dass die Abbruchrate an der Studie infolge derartiger Fragen steigen würde.
Auch beim Thema Untreue gehen die Zahlen auseinander
Interessant ist auch wieder der geschlechtsspezifische Unterschied beim Fremdgehen: 21 Prozent der Männer in festen Händen wollen nebennaus gegangen sein, aber nur 15 Prozent der Frauen. Mutmaßlich könnte hinter diesen Ergebnissen erneut das "geschlechtsspezifische Antwortverhalten stehen".
57 Prozent der Befragten befanden sich übrigens in einer festen Partnerschaft. Von diesen gaben 40 Prozent ausdrücklich an, monogam zu sein. Zwei Prozent leben in einer offenen Beziehung, bei der mit ausdrücklicher Billigung jeder machen darf, was er will.
Einen interessanten Begriff führt die Studie außerdem ein: die "Triole" (ein Prozent). Dabei handelt es sich um eine von allen Beteiligten goutierte Dreiecksbeziehung. Die restlichen circa 57 Prozent der Befragten, die in einer festen Partnerschaft leben, haben überhaupt keine Vereinbarung darüber getroffen, wie sie ihre Verbindung definieren. Es bleibt aber zu vermuten, dass für sie die partnerschaftliche Treue einfach unausgesprochen im Vordergrund steht.
Die Studienautoren ermittelten zudem, dass zwar fast alle heterosexuellen Interviewpartner schon Vaginalverkehr hatten, was ja alles andere als überrascht. Aber im Schnitt nur die Hälfte hatte oralen Sex (56 Prozent Männer, 48 Prozent Frauen). Die Studie verweist abschließend auf eine kleine Gruppe mit sehr vielen Sexualpartnern und laxem Umgang mit Kondomen. Ihnen wird dringend ans Herz gelegt, etwa wegen AIDS, Präservative zu nutzen.