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Seltener Blick in den Tower: So arbeitet ein Fluglotse am Allgäu Airport

Sicherheit & Verantwortung

Seltener Blick in den Tower: So arbeitet ein Fluglotse am Allgäu Airport

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    Der Lotsen-Blick vom Tower auf Rollfeld und Landebahn: In den vergangenen Jahren nahm der Verkehr am Flughafen Memmingen stetig zu.
    Der Lotsen-Blick vom Tower auf Rollfeld und Landebahn: In den vergangenen Jahren nahm der Verkehr am Flughafen Memmingen stetig zu. Foto: Matthias Becker

    „Es gilt das Unerwartete zu erwarten“, sagt der 31-jährige Memminger, während er durch die großen Scheiben des Towers am Allgäu Airport auf das Fluggelände guckt. Natürlich entwickle er eine Routine, von der dürfe er sich aber nicht einschläfern lassen. Der 31-Jährige ist einer von acht Fluglotsen am Allgäu Airport. Der Mann will seinen Namen nicht in der Zeitung lesen.

    In etwa 22 Metern Höhe, mit viel technischer Ausrüstung wie beispielsweise Radar, digitalen Flugplänen und aktuellen Wetterdaten, hat der 31-Jährige den Überblick am Memminger Flughafen. Jedes Flugzeug, egal ob Passagiermaschine oder Hobbyflieger, und jeder Hubschrauber, der am Airport vorbei will, muss sich bei ihm anmelden.

    Eine Tochtergesellschaft der Deutschen Flugsicherung (DFS), die DFS Aviation Services, betreibt den Tower am Airport. Die Fluglotsen arbeiten in einem Schichtsystem auf dem Flughafengelände. Der Tower ist jeden Tag von 5.30 bis 23 Uhr besetzt. Im vergangenen Jahr nutzten nach Betreiberangaben fast 1,5 Millionen Passagiere den Airport – so viele wie noch nie seit der Eröffnung im Jahr 2007.

    Die Kontrollzone des Memminger Towers - von den Lotsen Schuhkarton genannt.
    Die Kontrollzone des Memminger Towers - von den Lotsen Schuhkarton genannt. Foto: Stefan Beckmann (Grafik)

    Der Weg zum Fluglotsen

    Zulassungsvoraussetzung für Bewerber:

    Sie müssen mindestens das Abitur haben und dürfen höchstens 24 Jahre alt sein.

    Die Grundausbildung

    findet in Langen bei Frankfurt statt und dauert eineinhalb Jahre. Danach ist noch eine Fortbildung speziell für den jeweiligen Standort notwendig (Dauer: zwischen vier und acht Monaten).

    Auf dem Lehrplan

    stehen etwa Wetterkunde, Navigations- und Funktechnik, Sicht- und Instrumentenflugbetrieb sowie Englisch- und Deutschunterricht.

    Man könnte durchaus sagen, dass alle Reisenden durch die Hände der Lotsen gehen. Denn das Tower-Personal schreibt jede an- und abfliegende Maschine auf eine Karte – den sogenannten Flugstreifen. Diese Streifen durchlaufen ein genau festgelegtes System: Gelb sind beispielsweise die Maschinen, die den Airport anfliegen, schwarze Streifen stehen für abfliegende Flugzeuge. Unter „Ground“ liegen die Streifen für die Maschinen, die zur Zeit am Boden stehen oder sich auf dem Rollfeld bewegen. Dadurch weiß jeder Mitarbeiter, ohne mit dem anderen zu sprechen, was als nächstes am Flughafen passiert.

    Auch in der Luft kann es zu Stau kommen

    „Die Hauptaufgabe der Flugsicherung ist eine sichere, geordnete und flüssige Durchführung des Flugbetriebes“, sagt der Memminger Lotse. „Anstehende Konflikte erkennen wir. Damit sich zwei Maschinen nicht zu nahe kommen, packen wir sie rechtzeitig an.“ Mit Anpacken meint er, die Maschinen etwa Kreise fliegen oder das Tempo reduzieren zu lassen. Das geschieht nach dem Motto: Wer zuerst kommt, der mahlt zuerst. Allerdings immer mit der Einschränkung, dass der Betrieb flüssig laufen muss, sagt der 31-Jährige. Es habe keinen Sinn, ein schnelles Flugzeug hinter einem langsamen herfliegen zu lassen.

    Wusstest Du's? Außer Passagiermaschinen landen am Allgäu Airport noch immer Bundeswehr-Jets!

    Lange, bevor eine Maschine für die Augen des Lotsen zu sehen ist, erscheint sie auf seinem Bildschirm. Etwa der Airbus A 320 aus Belgrad. Das Flugzeug war viele Kilometer vor Memmingen als kleiner Punkt auf dem Radar sichtbar. Jetzt setzt die Maschine 300 Meter vom Tower entfernt auf der Landebahn auf.

    Alle Augen auf den Schuhkarton

    Tower im Airport Memmingen:

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    Alle Piloten, die in die Kontrollzone des Towers fliegen, nehmen Kontakt mit den Fluglotsen auf. Der Schuhkarton, wie der Memminger Lotse die Zone nennt, ist 22 Kilometer lang, elf Kilometer breit und etwa 800 Meter hoch. Die Strecken- und Anflugkontrolle der DFS in München ist für den Luftraum außerhalb dieses Bereichs verantwortlich. „Im Schnitt gibt es in unserem Bereich pro Tag bis zu 100 Flugbewegungen“, sagt der Fluglotse. Dabei könne es durchaus zu Verzögerungen kommen, die nach Angaben des Lotsen in vielen Fällen nichts mit dem Airport zu tun haben.

    Der Lotse erklärt: Der Luftraum ähnelt dem Straßenverkehr. Auf Luftstraßen fliegen die Piloten feste Routen. Um von den Straßen zum Flughafen zu kommen, gibt es Auf- und Abfahrten. Die Abzweigungen für den Allgäu Airport sind in Laupheim und in Kempten. Weil der Luftraum so voll ist, könne es durchaus vorkommen, dass die Radarkontrolle beispielsweise des Flugraums Nordspanien keine weiteren Flugzeuge auf die Straßen lässt. „Dann staut es sich, wie auf der Autobahn“, sagt der Fluglotse.

    Man sehe ein unmittelbares Ergebnis und könne gestalten, sagt der 31-Jährige über seinen Beruf: „Das ist das Schöne an dem Job. Ich habe in Memmingen schon als Kind Militärjets gesehen“, erzählt der 31-Jährige und schaut auf die Landebahn hinüber. Seit zehn Jahren arbeitet er in der Flugsicherung. Hätte er damals den Ausbildungsplatz zum Fluglotsen nicht bekommen, wäre er wahrscheinlich Pilot geworden.

    Einen etwas anderen Blick auf die Flugzeuge am Allgäu Airport hat "Plane Spotter" Maximilian. Lies hier, was er macht.

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