„Ich bin froh, wenn der Winter vorbei ist und es in den Sommer geht“, sagt Stefan Thannheimer, während er seine 520-PS-Pistenraupe die steilste Skiabfahrt an der Söllereckbahn in Oberstdorf hinauf steuert. Im Oktober aber werde er sich wieder auf die Wintersaison freuen, sagt der 41-jährige Außenbereichsleiter der Bahn. Thannheimer ist seit acht Jahren Pistenraupenfahrer. Seit die Skisaison im November etwas verspätet gestartet ist, sind jeden Tag drei Fahrer auf insgesamt 14 Kilometern Skipiste unterwegs und präparieren sie für den kommenden Tag. Auch bei Nebel und dichtem Schneetreiben, sieben Tage in der Woche.

„Manchmal sind die Sichtverhältnisse so schlecht, da sieht man nicht viel weiter als ein paar Meter“, sagt Thannheimer. Er hat es aber noch nie erlebt, dass die Raupen wegen des Wetters nicht fahren konnten. Auch bei dem starken Schneefall im Januar waren sie unterwegs. Das sei auch wichtig: „Wenn es schneit und wir fahren eine Woche nicht, dann bekommen wir Probleme“, sagt Thannheimer. Die Wege müssen freigehalten und der Schnee immer wieder platt gemacht werden.
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An normalen Tagen, schätzt Thannheimer, werden an der Söllereckbahn etwa 6.000 Fahrten gezählt. „Das war ein gutes Jahr, mit viel Schnee“, sagt er. Ski- und Snowboardfahrer sowie Winterwanderer hinterlassen Spuren, die Thannheimer und sein Team am Abend wieder beseitigen. Dafür braucht es Erfahrung. „Ich merke täglich einen Unterschied beim Schnee“, sagt Thannheimer. An manchen Tagen müsse er seine Spuren öfter ziehen, bis die perfekte Piste präpariert ist. Das bedeutet, sie muss komplett zu sein, die feinen Rinnen dürfen keine Löcher oder Unregelmäßigkeiten haben. Oder wie Thannheimer es ausdrückt: „Nichts darf den Skifahrer stören.“

Neigung von 40 Grad
Deshalb ärgert es Thannheimer, wenn jemand durch die frische Spur fährt. „Da muss ich mich zusammenreißen“, sagt er. Das hat einen ernsten Grund: Gerade im März, wenn die Piste nass ist und abends wieder gefriert, werden die neu gefahrenen Spuren hart. Das sei eine Gefahr für Wintersportler, die am nächsten Tag dort unterwegs sind.
Manchmal bleibe ich kurz stehen und genieße das Abendrot oder den Sternenhimmel.Stefan Thannheimer über die schönen Momente bei der Arbeit.
Thannheimer stellt seine Pistenraupe in der Nähe der Schrattenwangalpe ab, steigt aus und befestigt eine Seilwinde des Kettenfahrzeugs an einer Vorrichtung. „1.000 Meter Seil sind hier drauf“, sagt Thannheimer. Die Winde ziehe bis zu 4,5 Tonnen und helfe dabei, das Fahrzeug im steilen Gelände zu steuern. Dann geht es bergab, Thannheimer fährt die Piste hinunter. Die Bordinstrumente zeigen eine Neigung von knapp 40 Grad an. Ein Schild schiebt Schnee vor sich her, der von den Raupen zerkleinert und von der Fräse am Heck des 14-Tonnen-Fahrzeugs so klein gehackt wird, dass am Ende eine ebene Spur herauskommt.

Feierabend um ein Uhr nachts
Thannheimer kommt auf die nächtlichen Tourengeher zu sprechen. Ihre Zahl hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Der Pistenraupenfahrer erzählt von einem Fall, als er über eine Kante fuhr und vor ihm plötzlich zwei Tourengeher standen – drei Meter neben dem gespannten Seil. Wenn das Seil ausschere, sei dies sehr gefährlich, sagt Thannheimer und appelliert an die Tourengeher, auf den vorgesehenen Wegen zu bleiben.
Gegen ein Uhr nachts haben Thannheimer und sein Team Feierabend. Die Saison geht noch bis 31. März. Dann wartet Thannheimer die Fahrzeuge und hält die Außenanlagen instand. Andere aus dem Team sind Saisonarbeiter. „Die hocken im Sommer auf einem Bagger“, erzählt Thannheimer.
