"Ich bin kein Arzt. Und ich stelle keine Diagnosen", sagt Franziska Floris. Das klarzustellen, liegt ihr am Herzen. Sie weiß, dass ihr Beruf "Tierheilerin" nicht in die gängigen Schubladen passt. Denn was sie macht, liegt außerhalb des Greifbaren: Sie spricht mit Tieren.
Wobei das Wort "sprechen" es nicht ganz trifft. Sie fühlt sich ein. In die Tiere. Und die teilen ihr mit, wenn sie verspannt sind, wenn der Sattel drückt, oder wenn ihr Herrchen Probleme hat. "Es ist nicht so abgefahren, wie man es sich vielleicht vorstellt. Und eigentlich könnte das jeder", sagt sie. Sich in Tiere einzufühlen, sei nichts anderes als sich in einen Freund hineinzudenken.
Geht das wirklich?

Alles Humbug, sagst Du? Dann denkst Du genau wie Franziska früher. Denn keiner hat je so sehr an ihren Fähigkeiten gezweifelt, wie sie selbst. "Ich habe mir oft gedacht, woher soll ich das denn wissen?" Ihre Erklärung für all die Gedanken, die sie nicht einordnen konnte: Wahrscheinlich spinnst du, oder hast zu viel Fantasie!
Heute sieht Franziska das anders: Mit ruhiger Stimme und festem Blick erzählt sie, von ihren zahlreichen Versuchen, einen gesellschaftlich akzeptierten Weg einzuschlagen. "Wie man es eben macht. Schule - Ausbildung - Job". Franziska hat viel ausprobiert. Kinderpflegerin, Verkäuferin, Skilehrerin... Nie hatte sie das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein.
Sobald Franziska aber mit Tieren zu tun hatte, stellte sie sich ein: Die Sicherheit, das Richtige zu tun. Doch die Zweifel blieben. Und sie kam nicht raus aus den konventinellen Bahnen. So absolvierte sie ein Fernstudium - Hundeverhaltenstherapie. "Aber das deckt auch nur einen Teil ab, von dem was ich machen will - es war nicht ganzheitlich", sagt sie. Denn um ein Lebewesen zu verstehen, will sie Körper und Seele betrachten.
Wie Franziska ihre Zweifel besiegte
Ihre Unsicherheit blieb, bis sie eines Tages spazieren ging. Und an einem Hof mit Pferden stehen blieb. Sie musste stehen bleiben. Ein innerer Drang. Sie nahm die Gedanken der Pferde dort wahr. "Das eine war krank. Das andere massig - also schlecht gelaunt. Weil ihm sein Futter noch nie geschmeckt hat."
Lange haderte sie mit sich. Denn wer mit Tieren sprechen wolle, brauche das Einverständnis der Besitzer. Alles andere empfindet Franziska als übergriffig. "Am Ende hab ich es doch gesagt", erzählt sie. Irgendwie musste sie. Sie lies irritierte Besitzerinnen zurück und ging weiter ihrer Wege.
Über den Vorfall dachte sie nicht länger nach. Bis ihr Telefon klingelte: Die Pferde-Besitzerinnen hatten sie ausfindig gemacht. Nach der Begegnung mit Franziska, sind die Tiere ärztlich untersucht worden. Die Diagnose: Hufrehe. Eine Krankheit, die sofortiger Hilfe bedarf. Und auch bei dem anderen Tier lag sie richtig. Das Brauerei-Pferd brauchte anderes Futter.
Mit diesem Feedback legte sich bei Franziska ein Schalter um. Von nun an, war ihr egal, was andere sagen. Und seitdem weiß sie: "Ich bin auf dem richtigen Weg." Diese Gewissheit kann ihr keiner mehr nehmen.

Zu Franziska kann jeder kommen. Manchmal reicht sogar ein Foto, um Kontakt mit dem Tier aufzunehmen. Manchmal fährt sie direkt hin. "Die Antworten ergeben oft auch erst auf den zweiten Blick Sinn", erzählt sie. Wenn ein zitternder Hund ihr übermittelt, dass sein Herrchen sich selbst verzeihen müsse, dann gebe sie das ungefiltert weiter. Was sich hinter der Botschaft versteckt, könne nur der Besitzer verstehen.
Wer mit Tieren spricht muss unvoreingenommen bleiben, sagt sie - wertfrei alle Antworten zulassen. Ihr hilft, dass sie schon immer feine Antennen für ihre Umwelt hatte. Und die braucht sie für ihre Arbeit. Wenn Du Dich darauf einlässt, sagt sie, dann kannst Du es auch wieder lernen. Dazu musst Du erst einmal alle Gedanken zulassen - ähnlich wie beim Meditieren. "Und dann differenzieren, was kommt von mir und was von dem Tier". Kinder hätten fast alle diese Gabe, nur mit der Zeit verlieren die meisten dieses Einfühlungsvermögen, sagt sie.
Ziel ihrer Arbeit: Bewusstsein schaffen. Für einander - für Mensch und Tier. Denn häufig spiegeln Tiere auch Ängste, Stimmungen und Gefühle ihrer Besitzer. Und wer das weiß, versteht Tiere schon ein Stückchen besser.