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Sollen wir unseren Kindern wirklich NICHTS vom Christkind erzählen?

Frage am dritten Advent

Sollen wir unseren Kindern wirklich NICHTS vom Christkind erzählen?

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    An das Christkind haben die meisten von uns wohl als Kind geglaubt. Doch macht es wirklich Sinn den Kindern eine Mär zu Weihnachten aufzutischen? Es gibt Forscher, die da eine eindeutige Meinung haben.
    An das Christkind haben die meisten von uns wohl als Kind geglaubt. Doch macht es wirklich Sinn den Kindern eine Mär zu Weihnachten aufzutischen? Es gibt Forscher, die da eine eindeutige Meinung haben. Foto: Kur- und Tourismusbetrieb Bad Wörishofen (Archiv)

    Durch Kinderaugen gesehen, vereint der Heilige Abend zwei Eigenschaften, die eigentlich gar nicht zusammenpassen: Er ist wunderschön aufregend und gleichzeitig unendlich langweilig. Langweilig, weil es so lange dauert, bis das Glöckchen endlich klingelt und Bescherung ist. Aufregend, weil die Kleinen unbedingt einen Blick aufs Christkind erhaschen wollen, das die Geschenke bringt. Aber tut es das wirklich? Zumindest erzählen ihnen das viele Eltern - und bis zu einem gewissen Alter glauben ihre Kinder ihnen das auch. Nun gibt es Stimmen, die den Sinn dieser Christkind-, Weihnachtsmann-, oder Nikolaus-"Lüge" anzweifeln.

    Die Mär könne das Vertrauen zwischen Eltern und Kindern in Mitleidenschaft ziehen, gaben kürzlich zwei Forscher im Fachblatt The Lancet Psychiatry zu bedenken. Denn wenn die Kinder herausfänden, dass die Eltern über die weihnachtlichen Geschenke-Boten geschwindelt haben - und das werden sie früher oder später - spielten sich oft furchtbare Dramen ab, schreiben Christopher Boyle von der Universität Exeter in Großbritannien und Kathy McKay von der Universität New England in Australien. Die Kinder fragten sich, wenn Mama und Papa beim Christkind, Weihnachtsmann und Nikolaus nicht die Wahrheit erzählt haben, was stimme dann noch alles nicht? Feen, Zauberei, selbst Gott gerieten ins Wanken, warnen die beiden Wissenschaftler.

    Noch ist zwei Wochen Zeit bis Heiligabend. Spätestens dann sollten Eltern wissen, ob sie ihrem Kind vom Christkind erzählen oder dass Mama und Papa die Geschenke gekauft haben.
    Noch ist zwei Wochen Zeit bis Heiligabend. Spätestens dann sollten Eltern wissen, ob sie ihrem Kind vom Christkind erzählen oder dass Mama und Papa die Geschenke gekauft haben. Foto: Annette Zoepf

    Dabei erinnern sich die Autoren auch an ihre eigene Enttäuschung, als die Illusion vom Santa Claus zerplatzte: "Der Zauber war gebrochen. Vorbei war es mit der Realitätsflucht, die Kinder und Erwachsene für ein paar Monate teilen. Weihnachten war nicht mehr das Gleiche", schreiben sie.

    Nun kann man natürlich fragen: Ist das wirklich schädlich für den Nachwuchs? "Die Geschichte ist für kleine Kinder eher eine Bereicherung", sagt etwa der Erziehungswissenschaftler und Psychologe Peter Walschburger. Grundsätzlich sieht der Professor von der Freien Universität Berlin in Mythen und Ritualen einen wohltuenden Gegenpol zur rationalen Welterklärung. "Wir Menschen brauchen beides: aufgeklärtes Denken und Verzauberungen." Und solche Unwahrheiten hätten eine lange Tradition. Menschen hätten seit jeher versucht, Heimatgefühl, Sicherheit, Trost und soziale Verbundenheit so sinnlich erfahrbar zu machen.

    Bis zum vierten Lebensjahr könnten Kinder nicht zwischen Realität und Fiktion unterscheiden, erläutert der Wissenschaftler. Erst danach seien sie in der Lage, die Perspektiven anderer Menschen einzunehmen. Dann verhielten sie sich zunehmend kritisch gegenüber ihren Eltern. Das sei der ideale Zeitpunkt, um ihnen Ungereimtheiten, wie angeblich fliegende Rentiere, zu erklären, sagt Walschburger. "Eltern könnten dann sagen, das war eine Geschichte mit wahrem Kern oder guter Botschaft."

    Der katholische Tübinger Religionspädagoge Albert Biesinger plädiert dagegen dafür, die Wahrheit über Weihnachten zu erzählen: "Ich sage Kindern, dass wir an Weihnachten den Geburtstag von Jesus feiern. Und weil Jesus ein so großes Geschenk von Gott an uns Menschen war, haben Mama und Papa heute Geschenke für Dich. Das Geschenk bringt nicht das Christkind, das ist von Mama und Papa und anderen, die dich lieb haben."

    Bauen Eltern für ihre Kinder die Illusion vom Christkind auf, haben sie auch selbst etwas davon, sagen dabei selbst Boyle und McKay: Sie kehrten in die Zeit zurück, "in der sie glaubten, dass Magie tatsächlich möglich ist".

    Kinder haben zu dem Thema wohl ihre eigene Meinung. Denn, wie viele Eltern erzählen, hängen sie so sehr an den Geschichten rund um das Fest, dass viele - auch nachdem sie die Wahrheit kennen - noch so tun, als gäbe es das Geschenke bringende Christkind tatsächlich. (dpa)

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