Eine Innenstadt, die auch für junge Menschen mehr „sexy“ ist, ohne zahlungskräftige ältere Kunden zu vergraueln – das ist einer von vielen Ansätzen, das Zentrum und seinen Handel zu stärken. Auch die Laden-Öffnungszeiten, manches Sortiment sowie die Frage nach Grünflächen macht nicht jeden Passanten glücklich.
Die Erkenntnisse stammen aus einer Befragung, die das Kölner Institut für Handelsforschung in Sonthofen und 120 weiteren Städten vornahm. Ergebnisse stellte Andreas Maier von der Stadtverwaltung dem Wirtschaftsausschuss vor.
Bisher nur Mittelmaß
Konkret befragt wurden in der Fußgängerzone an zwei Tagen 285 Menschen, wie sie die Attraktivität der Innenstadt bewerten. In der Durchschnittsnote „2,7“ sieht Maier zwar den Hang zu gut, aber die Schulnote „3“ sei letztlich eben nur Mittelmaß. Zudem liegt Sonthofen nur minimal über dem Vergleichwert ähnlicher Städte (2,8).
In vielen Themenfeldern platziert sich Sonthofen dennoch besser als der Durchschnitt – etwa bei Sauberkeit, Sicherheit, Dienstleistungs-, Gastronomie- und Freizeitangebot. Nicht ganz so gut schneidet die Innenstadt bei Öffnungszeiten, Parkplätzen, Fassaden/Gebäuden, Plätzen, Wegen und Grünflächen ab.
Zu wenige Sehenwürdigkeiten
Historisch und baulich bedingt ist der Mangel an Sehenswürdigkeiten. Handlungsbedarf sieht Maier beispielsweise bei den Öffnungszeiten: Es sei kein guter Weg, dass sich halbe und ganze Ruhetage eingeschlichen hätten. Bei der Gebäudeoptik ist die Stadt bereits tätig. Ihr Zuschussprogramm für die Gestaltung von Fassaden komme bei Hauseigentümern gut an.
Sehr gut schneidet Sonthofen weitgehend beim Einzelhandel ab. Das gilt für das Gesamtangebot, was laut Maier am hervorragenden Mix liegt: „In Sonthofens Innenstadt bekommt man fast alles.“ Viele Branchen liegen nicht nur über dem Durchschnitt, sondern sogar nah am Spitzenwert, den vergleichbare Städte erzielen.
Am wenigsten zufrieden zeigten sich Passanten mit dem Angebot bei Bekleidung und Schuhen/Lederwaren. 44 Prozent gaben an, Kleidung vor allem in anderen Städten zu kaufen. Bei Schuhen gehen 34 Prozent andernorts fremd. Die Fachmarktzentren am Stadtrand haben in fast allen Branchen untergeordneten Stellenwert (unter zehn Prozent). Einzig im Segment Elektro/Elektronik kauft jeder Fünfte vor allem am Stadtrand ein, was wohl am Expert-Markt im Rudi-Park liegt.
Und wie sieht es mit Internet-Einkäufen aus, die bekanntlich für viele Einzelhändler ein Problem sind? Nur 16 Prozent der Passanten kaufen nach eigenen Worten inzwischen öfter online ein und besuchen deshalb die Innenstadt seltener. Dagegen sagte gut die Hälfte, sie kauften überhaupt nicht online ein – was Maier in dieser Häufigkeit wundert.
Dem Internet grundsätzlich abgeneigt sind dennoch wenige: Mehr als die Hälfte der Passanten hält ein kostenloses WLAN-Netz in der Fußgängerzone für eher oder sogar sehr wichtig. Für über 30 Prozent ist es voll oder teilweise wichtig, dass Geschäfte ihr Angebot im Internet darstellen. Und sie wollen online reservierte/bestellte Waren in den Geschäften abholen können.
Ergebnisse nicht versanden lassen
Wirtschaftsförderer Maier will die Ergebnisse nicht im Sande verlaufen lassen und eine Projektgruppe „Innenstadt“ initiieren. In der sollen Politik, Verwaltung und Handel Strategien entwickeln, um Sonthofens Attraktivität zu sichern. Christian Lanbacher (Freie Wähler) regte an, für Händler auch mal einen Fachvortrag zum Thema Schaufenster-Gestaltung zu organisieren.