Geworfen werden hier zwar "Guzla" statt Kamellen - doch dass es Faschingshochburgen nicht nur am Rhein gibt, sondern auch im Unterallgäu, bewiesen die Engetrieder heuer wieder eindrucksvoll. Die meisten der laut Veranstalter rund 20.000 Besucher des Faschingsumzugs kannten so die richtige Antwort auf die Frage "Was isch schee?" und gaben lauthals zurück: "D’Fiaß in d’Heh!". Es ist der Schlachtruf des Faschingsvereins, der mit seinem Gaudiwurm durch Engetried und Markt Rettenbach alle zwei Jahre Scharen von Besuchern aus nah und fern ins Günztal zieht.
In Engetried sind es freilich nicht die "Berliner GroKo-dile", die das Motto der Wagen vorgeben: Hier lassen die Dorfbewohner ihre eigenen Themen einfließen - und das mit jeder Menge Fantasie. Einzug halten dementsprechend nicht nur Prinzenpaare und ihr Hofstaat, angekündigt von Guggenmusik, Garden und Waldgeistern mit Ratschen, sondern auch Fantasiefiguren aus dem Disneyland sind in Engetried mit von der Partie. Der bunte Zug ist für den Ideenreichtum und die aufwendigen Aufbauten bekannt, mit denen die einzelnen Gruppen ihre Themenwagen gestalten.

Doch auch die Fußgruppen halten mit dieser Kreativität locker Schritt: Die "Engebacher New Generation" zum Beispiel machte sich Gedanken zum örtlichen Hochwasserschutz - entstanden ist die Vision einer farbenfrohen Unterwasserwelt mit Fischen, Tauchern, Kraken, Nixen und Blaubarsch-Buben. Mit allen Wassern gewaschen sind auch die Piraten. Frei nach dem Motto "Wer sein Schiff liebt, der schiebt" ziehen sie durch die von Menschen gesäumten Straßen.
Höher, schneller, weiter: Der Fasching in Engetried macht’s möglich - und zwar ganz ohne Feinstaub, Dieselskandal oder Doping. Denn hier "dappet" die Leute einfach noch selbst in die Pedale. Als Vorschlag präsentieren die Mitwirkenden beispielsweise ein abgewandeltes Surfbrett als neu entwickeltes Fortbewegungsmittel. In der fünften Jahreszeit darf man ruhig auch mal "nicht alle Tassen im Schrank haben", finden einige Teilnehmer - und haben daraus das Motto für ihren Wagen gemacht. Ähnlich sieht’s eine andere Gruppe - und präsentiert sich bunt, lautstark und ein bisschen "Ball-a-Ball-a".
Am Faschingsdienstag ab 14 Uhr starten die rund 2.000 Mitwirkenden erneut, um zu zeigen, was eine faschingsverrückte Unterallgäuer Dorfgemeinschaft auf die Füße - oder besser: auf die Fiaß - stellen kann.