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Studenten starten in digitalen Hörsälen und Zelten ins Semester

Unistart während Corona in Bayern

Studenten starten in digitalen Hörsälen und Zelten ins Semester

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    Zelte sind vor der Fakultät für Maschinenbau der Technischen Universität München in Garching aufgebaut. Die Zelte sollen Studierenden ermöglichen, trotz Corona mit Abstand an Vorlesungen teilzunehmen.
    Zelte sind vor der Fakultät für Maschinenbau der Technischen Universität München in Garching aufgebaut. Die Zelte sollen Studierenden ermöglichen, trotz Corona mit Abstand an Vorlesungen teilzunehmen. Foto: Lino Mirgeler, dpa

    So viel Präsenzlehre wie möglich, so viel digitale Lehre wie nötig - mit diesem Grundsatz starten die bayerischen Universitäten in das erste Wintersemester während der Corona-Pandemie. Studierende in Abschlusssemestern und Erstsemester werden für Veranstaltungen vor Ort bevorzugt, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den zehn Universitäten im Freistaat ergab. Doch die Corona-Beschränkungen stellen viele Unis vor Hürden bei der Umsetzung des Vorhabens.

    Zwar dürfen nach Vorgaben des bayerischen Wissenschaftsministeriums bis zu 200 Studierende an Präsenzveranstaltungen teilnehmen - es gibt aber kaum Räume, die diese Zahl an Studierenden unter Einhaltung des Mindestabstands aufnehmen können. Bei Einführungsveranstaltungen mit mehreren Hundert Studenten sind daher nur Online- und Hybrid-Varianten realisierbare Optionen.

    Über 50.000 Studenten an der LMU München

    Die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) zählt mit mehr als 50.000 Studierenden zu den größten Präsenzuniversitäten in Deutschland. "Selbst in unseren größten Innenstadt-Hörsaal passen mit dem Mindestabstand von 1,50 Metern nur etwa 77 Leute", sagte Vizepräsident Oliver Jahraus.

    Hörsäle wie das Auditorium Maximum dienen normalerweise für Einführungsveranstaltungen, wie in die Soziologie, Medizin, Betriebs- oder Volkswirtschaftslehre. Durch die feste Bestuhlung in dem denkmalgeschütztem Raum reihen sich die Holzstühle eng nebeneinander, so dass für die Einhaltung des Mindestabstandes mehr als ein Platz ausgelassen werden muss.

    Auch die Vorschrift des regelmäßigen Lüftens ist leichter gesagt als umgesetzt. "Manche Räumlichkeiten liegen im Innenbereich von Gebäuden. Hier wird es schwierig, schnell die Luftmasse auszutauschen", sagte Jahraus. Die Räume werden einmal am Tag gründlich desinfiziert. "Nach jeder Veranstaltung zu desinfizieren, ist bei den vielen LMU-Lehrveranstaltungen ein hoher Aufwand - dafür fehlt uns leider das Personal."

    TU: Lehrveranstaltungen auf den Campus

    Das Raumproblem kennen auch andere Universitäten im Freistaat. Die Technische Universität München hat wegen des erhöhten Raumbedarfs mehrere Zelte für Lehrveranstaltungen auf den Campus einrichten lassen, von denen manche rund 190 Personen fassen. Die Vorlesungen sollen in drei Hörsäle gleichzeitig übertragen werden, samt Live-Chat und Fragemöglichkeiten.

    Viele Unis setzen auf integriertes Lernen, sogenanntes Blended Learning. "Hier findet die Lehre online statt, es gibt aber mehrere Präsenztermine zum Beispiel am Anfang, in der Mitte und am Ende des Semesters oder nach bestimmten inhaltlichen Blöcken", erklärte ein Sprecher der Universität Augsburg. Dort entscheiden die Fakultäten und Studiengänge, welche Lehrveranstaltung in welcher Form stattfinden soll. "Dies richtet sich nach dem Inhalt: Musik, Kunst, Sport, Laborexperimente lassen sich beispielsweise online schlecht anbieten."

    An der Universität Passau sollen Veranstaltungen mehrfach nacheinander für jeweils eine Teilgruppe gehalten werden. Eine Option sei auch, dass die Studierenden in Gruppen wochenweise zwischen Online- und Präsenzteilnahme wechseln.

    Rotierende Verfahren denkbar

    "Präsenzveranstaltungen sind vor allem dort wichtig sind, wo die Studierenden klar davon profitieren: Übungen, Laborpraktika, Seminare beziehungsweise Veranstaltungen mit Anschauungsmaterial", sagte eine Sprecherin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Rotierende Verfahren seien beispielsweise denkbar, falls die Plätze in einem Saal nicht ausreichen. Die Studierenden besprechen dann mit ihren Dozenten, wer vor Ort teilnimmt.

    Viele Lehrende bieten an der FAU zusätzliche Telefonsprechstunden an. "Wir haben vor allem diejenigen im Blick, die aus irgendeinem Grund nicht vor Ort sein können." Das gelte etwa für diejenigen, die zu einer Risikogruppe gehören oder nicht einreisen können.

    An der Universität Bayreuth tauschen sich die Verantwortlichen für Digitales, IT, Lehre und Studium und verwandte Bereiche seit Beginn der Pandemie intensiv aus. Das Konzept für das Wintersemester sieht ein Präsenzsemester mit unterschiedlich hohen digitalen Anteilen vor. "Unsere Studierenden sollen in ihrem Studienfortschritt keine Nachteile durch die Pandemie-Maßnahmen erleiden müssen", sagte eine Sprecherin. Für die Umsetzung sind die Vorlesungszeiten bis 22.00 Uhr ausgeweitet worden. In Einzelfällen werden Veranstaltungen an Samstagen stattfinden. Für Erstsemester werden in der Woche vor dem Beginn der Vorlesungszeit auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Einführungsveranstaltungen angeboten.

    Vorlesungen online

    Im größten Hörsaal der Uni Bamberg können maximal 70 Studierende an einer Präsenzveranstaltung teilnehmen, da auch hier die geltenden Hygienebestimmungen für Räume mit fester Bestuhlung das Fassungsvermögen reduzieren. Gibt es zu wenig Plätze, werden die entsprechenden Lehrveranstaltungen in der Regel online durchgeführt, erklärte eine Sprecherin. Im Falle von Präsenzveranstaltungen, in denen die Nachfrage die zulässige Teilnehmerzahl übersteigt, berücksichtigt die Universität - entsprechend der Empfehlung des Wissenschaftsministeriums - Erstsemester und Studierende in Abschlusssemestern. Zudem werde besondere Rücksicht auf Risikogruppen genommen.

    Wegen der Pandemie ist der Mix aus Präsenz- und Internet-Veranstaltungen keine Zukunftsmusik mehr und schneller verwirklicht worden, als vielerorts gedacht. Video-Aufzeichnungen, Webinars mit Chats und Zoom-Veranstaltungen sind im Wintersemester ein wesentlicher Bestandteil des Lehrangebots - und werden es wohl bleiben. "Die Universitäten werden sich durch Corona verändern", sagte LMU-Vizepräsident Jahraus. "Wir werden an den Universitäten nicht mehr auf den Zustand zurückkehren, wie er vor Corona war."

    Langfristige Prognosen möchte angesichts des aktuellen Infektionsgeschehens kaum eine Universität wagen. Einig sei man sich jedoch, dass der Fokus auf dem persönlichen und interaktiven Austausch mit den Studierenden bleiben muss.

    Hochschule Kempten: Vorlesungen fast nur noch online

    Wegen der steigenden Zahl der Corona-Infizierten in Stadt und Land fährt auch die Hochschule Kempten den Vorlesungsbetrieb vor Ort fast völlig herunter. Die Wissensinhalte werden ab Montag, 26. Oktober, meist nur noch digital vermittelt.

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