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„Studium wie vor 30 Jahren“: Lehramt in Bayern soll entstaubt werden

Bildung

„Studium wie vor 30 Jahren“: Ausbildung für bayerische Lehrkräfte soll entstaubt werden

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    Angehende Lehrkräfte in Bayern berichten oft von einem „Praxisschock“ im Unterricht.
    Angehende Lehrkräfte in Bayern berichten oft von einem „Praxisschock“ im Unterricht. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Bayerns angehende Lehrkräfte fühlen sich nicht gut genug auf ihren Berufsalltag vorbereitet. Damit sich das ändert, soll das Lehramtsstudium mehr Praxisbezug bekommen. Studierende sollen gerüstet sein für die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern, deren familiäre Hintergründe und Bedürfnisse so vielfältig sind wie nie zuvor. Mehr als ein Dutzend Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Lehrerverbänden und aus den Reihen der Studierenden haben im Auftrag der Staatsregierung jetzt Vorschläge für eine große Studienreform erarbeitet.

    Wie nötig ein Update für das Lehramtsstudium ist, verdeutlichte am Mittwoch in München Martin Huber, Sprecher der Expertenkommission und an der Universität Bayreuth zuständig für den Bereich Lehre. Bislang fühlten sich viele Lehramts-Absolventen der Heterogenität der Schülerschaft und Aufgaben wie Digitalisierung und Inklusion nicht gewachsen, erklärte Huber. „Die Inhalte des Studiums sind super, aber sie stammen aus einer Zeit vor 30, 40 Jahren“, das bekommt er oft zu hören. Die Kommission schlägt in ihrem fast 60-seitigen Gutachten vor, im Studium stärker als bisher alltagsbezogene Kernkompetenzen zu vermitteln - etwa, wie man den individuellen Leistungsstand eines Schülers diagnostiziert und ihn darauf aufbauend bestmöglich fördern kann. Und zwar an allen Schularten, nicht nur an der Grundschule, wo die Vielfalt im Klassenzimmer schon am konsequentesten berücksichtigt wird.

    45 Prozent der Lehrkräfte brechen ihr Studium ab

    Insgesamt umfasst das Gutachten 13 Empfehlungen, die alle darauf abzielen, das Studium in Zeiten des Lehrkräftemangels attraktiver, praxisorientierter und flexibler zu gestalten und die Abbrecherquote zu verringern. Bislang bringen in Bayern laut einer Studie des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft 45 Prozent aller Lehramtsstudierenden ihre Ausbildung nicht zu Ende. Bayern selbst hat keine ausreichende Datengrundlage, um das zu bestätigen - übrigens auch eine Tatsache, die sich den Experten zufolge dringend ändern muss.

    Welche Ideen der Kommission umgesetzt werden, ist noch nicht klar. Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) und Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) kündigten an, alles zu prüfen und daraus einen „Masterplan“ für die Lehrkräftebildung in Bayern zu schmieden. Anfang 2026 soll dieser Blume zufolge im Kabinett vorgestellt werden und dann in die Umsetzung gehen.

    Experten: Alle Lehrkräfte sollen gleich lang studieren

    Dass für eine zeitgemäße Lehrkräfte-Ausbildung Theorie und Praxis dringend besser verzahnt werden müssen, daran lässt die Kommission keinen Zweifel - etwa, indem Dozierende an den Hochschulen enger mit den etablierten Lehrkräften zusammenarbeiten, die den Lehrernachwuchs in Praktika und vor allem im Referendariat betreuen.

    Eigentlich hätte das Gutachten schon vor mehr als einem halben Jahr vorgestellt werden sollen. Dem Vernehmen nach gab es aber „zusätzlichen Abstimmungsbedarf“ hinter den Kulissen. Das könnte an einer Idee der Experten liegen, für die Blume auch bei der Pressekonferenz noch keine Begeisterung zeigte. Die Kommission plädiert nämlich dafür, alle Lehramtsstudiengänge auf eine einheitliche Dauer von zehn Semestern festzulegen. So lange studieren in der Regel nur Gymnasiallehrkräfte. Gegner der Maßnahme fürchten höhere Gehaltsforderungen von Pädagogen anderer Schularten und eine schleichende Abkehr vom dreigliedrigen Schulsystem.

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