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Sturm "Kirsten" fegt über Bayern und das Allgäu: Retter an Seen im Dauereinsatz

Polizei kritisiert leichtsinnige Badegäste

Sturm "Kirsten" fegt über Bayern und das Allgäu: Retter an Seen im Dauereinsatz

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    Der Sturm Kirsten zog am Mittwoch über Bayern und das Allgäu. Viele Badegäste gingen leichtfertig ins Wasser.
    Der Sturm Kirsten zog am Mittwoch über Bayern und das Allgäu. Viele Badegäste gingen leichtfertig ins Wasser. Foto: Sven Hoppe/dpa

    Warm und sonnig - aber heftige Böen: Das Sturmtief "Kirsten" wirkte harmloser als es war. Am Mittwoch ist es über Bayern gezogen. Die Böen rissen Bäume um; Wochenmärkte mussten abgebrochen und Bahnstrecken gesperrt werden. Auf den Seen vor allem im Süden waren die Retter im Großeinsatz. Losgerissene Boote, gekenterte Segler und erschöpfte Stand-Up-Paddler - die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) berichtete von Dutzenden Einsätzen. Manche Wassersportler waren trotz Warnungen aufs Wasser gegangen.

    Am Nachmittag retteten Helfer am Starnberger See einen 18-Jährigen vor dem Ertrinken. "Er war 300 Meter vom Ufer entfernt aus seinem Schlauchboot gefallen und kam nicht mehr zurück ins Boot", berichtete DLRG-Sprecher Alexander Fendt. Viele Menschen hätten wegen des sonnigen und warmen Wetters die Stärke des Sturms unterschätzt. "Normalerweise ist es bei Sturm kühl und regnerisch."

    Trotz Warnung im See

    Am Waginger und Tachinger See hätten Warnleuchten auf Starkwind mit sechs und sieben Beaufort hingewiesen, teilte die Polizei in Laufen mit. "Trotzdem gab es noch einige leichtsinnige Wassersportler, die verantwortungslos die Warnung ignorierten und weiterhin mit Stand-up-Board und Ruderboot oder Schlauchbooten unterwegs waren."

    Helfer retteten Badegäste auf Luftmatrazen und Stand-up-Brettern, die gegen Wind und Wellen kämpften und aus eigener Kraft nicht mehr zum Ufer gelangten, darunter ein Vater mit seinem vierjährigen Sohn. Etwa 20 Wassersportler hätten gar durch einen Platzverweis der Polizei zum Ufer geschickt werden müssen.

    Am Chiemsee spülte der starke Westwind große Segeljachten regelrecht an Land. Gekenterte Boote konnten laut Polizei teilweise nicht geborgen und zunächst nur vor Anker gelegt werden.

    Retter müssen Familie aus dem Bodensee bergen

    Am Bodensee in der Nähe von Überlingen wurden ein vierjähriges Mädchen, seine Tante und sein Onkel nur dank eines glücklichen Zufalls in letzter Minute gerettet. Laut Polizei waren die drei mit der kleinen Schwester der Vierjährigen und den Großeltern auf einem Motorboot unterwegs. Das ältere Mädchen ging mit der 37 Jahre alten Tante ins Wasser, als Sturm aufzog. Als der 39 Jahre alte Ehemann sah, dass sie und die kleine Nichte es bei starkem Wellengang nicht mehr ins Boot schafften, sprang er hinterher. Die Wasserschutzpolizei entdeckte die um ihr Leben kämpfenden Menschen nur, weil sie wegen eines anderen Notfalls zu einem Segelboot unterwegs waren.

    An mehreren Orten in Bayern war der Bahnverkehr beeinträchtigt. Zwischen Roth und Schwabach in Mittelfranken fiel ein dicker Ast auf eine Oberleitung, so dass die Regionalbahnen zunächst nicht mehr fahren konnten. Die Oberleitung werde repariert, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn. Reisende könnten auf Busse umsteigen. Weil auch Signalkabel beschädigt seien, könnte sich die Sperrung bis in die Abendstunden hinziehen.

    Bahnverkehr eingeschränk

    Zwischen Landshut und Freising in Oberbayern stürzte ein Baum auf eine Oberleitung. Bahnmitarbeiter bargen ihn - die Sperrung der Strecke konnte nach gut einer Stunde wieder aufgehoben werden. Ein umgestürzter Baum blockierte am Vormittag auch die Schienen zwischen Fürth und Zirndorf (Landkreis Fürth). Die Deutsche Bahn musste auch hier für etwa eine Stunde den Verkehr unterbrechen.

    In Würzburg fällte der Sturm den Maibaum auf dem Marktplatz. Glücklicherweise sei niemand verletzt worden, sagte ein Stadtsprecher. Stadtmitarbeiter hätten den Baum zersägt und abtransportiert. Die Verwaltung sperrte die mit vielen Bäumen bewachsenen städtischen Friedhöfe und warnte vor einem Besuch des Stadtwaldes. Auch München schloss seine Friedhöfe für Besucher.

    In Erlangen machten zwei Märkte schon um 12.00 Uhr zu. Am Vormittag habe es Sturmböen von mehr als 60 Kilometer pro Stunde gegeben, begründete die Stadt. In Fürth warnte die Kreisbrandinspektion über Twitter die Menschen: "Passt auf Euch auf, es ist mit umgestürzten Bäumen sowie herabstürzenden Gegenständen zu rechnen!". In Oberfranken knickten die Böen nach Angaben der Polizei einige Bäume um. Unfälle oder Behinderungen des Verkehrs habe es aber nicht gegeben, sagte ein Sprecher.

    Der Deutsche Wetterdienst hatte zuvor vor starken Windböen vielerorts in Bayern gewarnt, besonders im nördlichen Franken, im Bergland, auf hohen Alpengipfeln und in Kammlagen. Am Donnerstag sollte sich das Wetter wieder beruhigen.

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