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Süßer Besuch! Kohlmeise nistet im Briefkasten einer Buchloer Familie

Habt ihr 'ne Meise? Ja!

Süßer Besuch! Kohlmeise nistet im Briefkasten einer Buchloer Familie

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    Uta Mantwill / Jana Moog
    Uta Mantwill / Jana Moog Foto: Och, wie süß! So gemütlich nistet es sich also in einem Briefkasten.

    Wenn die Mutter nach Hause kommt, ist das Gezwitscher immer besonders laut. „Das merkt man gleich“, sagt Fernando Moreira da Rocha lachend. Das gelb, weiß und schwarz gefiederte Vogelweibchen steuert dann weder Baum noch Hecke an, sondern fliegt zielstrebig zum Nest im kastenförmigen Briefkasten der Buchloer Familie. Vor über einem Monat hat Rocha die ersten Hinweise auf den ungewöhnlichen Besuch gefunden: Statt Post lag auf einmal Moos im Briefkasten.

    Nach und nach baute die emsige Kohlmeise dann das Nest, brütete ihre sieben Eier aus und schlüpft seither immer wieder durch den Schlitz, um auf Nahrungssuche für ihre Kleinen zu gehen. „Ich glaube zwei sind schon weg“, sagt Rocha, der seit zehn Jahren das portugiesische Lebensmittelgeschäft in der Bahnhofstraße betreibt.

    So sehen gute Gastgeber aus! Anabela Rocha und Joaquim Fernando Moreira da Rocha.
    So sehen gute Gastgeber aus! Anabela Rocha und Joaquim Fernando Moreira da Rocha. Foto: Andreas Schnurrenberger/Archiv

    Briefe bitte nicht mehr in den Briefkasten...

    Mit dem Postboten traf die Familie gleich zu Beginn eine Vereinbarung, um den Tieren genügend Ruhe zu verschaffen: Briefe, kleine Päckchen und Prospekte landen nun nicht mehr in dem schwarzen Kasten, sondern in einem Korb darunter. Denn ihre gefiederten Gäste haben die Rochas sofort ins Herz geschlossen. Vor drei Jahren nistete schon mal ein Vogelweibchen am Haus, damals jedoch noch an der Terrasse. Der Briefkasten als Brutplatz ist jedoch auch den Rochas neu.

    „Das gibt es relativ häufig“, sagt Peter Griegel, stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe Ostallgäu/Kaufbeuren im Landesbund für Vogelschutz (LBV). Vor allem Kohlmeisen und der Hausrotschwanz lassen sich gerne in Briefkästen nieder. „Für sie bietet sich das als geschützter Raum an“, sagt Griegel. Immerhin unterscheide sich so ein Briefkasten kaum von einem Vogelhäuschen.

    Der größte Unterschied sei wohl der Eingang. Bei den Rochas hatte das Vogelweibchen damit jedoch keine Probleme: Die Klappe klemmte immer Mal wieder. Später klebten Anabela und Fernando Rocha die Klappe einfach fest. Perfekte Ausgangslage also, um hinein zu fliegen. Weiterer Vorteil des Briefkastens: Vor Katzen müssen sich die Vogeljungen dort nicht fürchten.

    Wo nisten, wenn es keine Plätze mehr gibt?

    Tatsächlich verbirgt sich hinter dem ungewöhnlichen Brutplatz ein „riesiges Problem“, erklärt Griegel. Denn den Vögeln gehen die Nistplätze aus. „Das wird immer schlimmer.“ Dadurch dass Häuser energetisch besser isoliert werden, finden die Tiere keine Ritzen mehr, in denen sie ihre Nester bauen könnten. Das betreffe auch andere Gebäudebrüter wie Schwalben, Mauersegler oder Haussperlinge. Daher suchen die Vögel verzweifelt nach Alternativen. Hauseigentümer können ihnen mit ein paar Handgriffen helfen: Mit Brettern oder anderen Materialien lassen sich leicht künstliche Ritzen für die Tiere schaffen. „Das muss gar nicht wie ein Nistkasten aussehen“, sagt der Experte.

    Besonders die Schwalben haben derweil noch mit einem weiteren Problem zu kämpfen. Ihnen gehen nicht nur die Plätze, sondern auch das Nistmaterial aus. Das finden sie vor allem in lehmigen Pfützen. Doch: „Wo ist heute noch so eine Pfütze?“, bringt Griegel das Problem auf den Punkt. Auch hier können einzelne Personen helfen, indem sie Pfützen im Garten pflegen. Das bedeutet: Nach einem Regenguss hin und wieder Wasser nachkippen. „Klingt primitiv“, hilft aber, sagt Griegel.

    Einen Monat lang: "Zirp!"

    Hat sich ein Vogel erst Mal in einem Briefkasten niedergelassen, müssen die Besitzer damit rechnen, dass die Tiere mindestens einen Monat bleiben. So lange dauert eine Brutperiode, erklärt der Experte. Hin und wieder passiert es, dass die Vögel anschließend noch mal brüten. „Dann ist aber rundherum Schluss“, sagt Griegel.

    Den Gastgebern der gefiederten Tiere rät er, einfach Geduld zu haben. „Jeder freut sich da nicht“, weiß Griegel. Doch die Vögel seien komplett harmlos und eben dringend auf der Suche nach einem passenden Nistplatz. Für diejenigen, die Angst um ihre saubere Hausfassade haben, hat Griegel ebenfalls einen Tipp: Bretter können Ärger über herabfallenden Kot vermeiden.

    Die Rochas freuen sich derweil jeden Tag über ihre unerwarteten Gäste. „Wir haben sie von Anfang an bis jetzt beobachtet“, sagt Fernando Rocha. Gespannt wartet die Familie darauf, bis auch die restlichen fünf Kleinen flügge werden. Und wer weiß, vielleicht kommt der ein oder andere in den nächsten Jahren ja mal wieder zu den Buchloern zurück.

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