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Tattoos in der Karthalle Kaufbeuren: Diese Messe geht unter die Haut

Interview

Tattoos in der Karthalle Kaufbeuren: Diese Messe geht unter die Haut

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    Vor der Tattoo-Messe in Kaufbeuren haben wir mit Studiobetreiberin Elena Chifan über aktuelle Trends gesprochen.
    Vor der Tattoo-Messe in Kaufbeuren haben wir mit Studiobetreiberin Elena Chifan über aktuelle Trends gesprochen. Foto: Paul Zinkgen (dpa), Alexander Vucko.

    Die Szene erinnert an einen Zahnarztbesuch. Ein bequemer, kippbarer Ledersessel, dezente Hintergrundmusik und eine Maschine, die surrt wie ein Moskito. Doch wer hier auf dem Stuhl sitzt, ist kein Patient, sondern Kunde. Die über ihn gebeugte Frau hat keinen Doktor-Titel, sondern ist Inhaberin des „Dark Fairy Tattoo-Studios“ in der Neugablonzer Sudetenstraße. Elena Chifan (21) verewigt Bilder auf der Haut ihrer Kunden. Am Wochenende ist sie eine von 100 Künstlern und Ausstellern, die an der Tattoo-Messe in der Kaufbeurer Karthalle teilnehmen. Vor dem großen Auftritt sprachen wir mit der gebürtigen Rumänin.

    Wie würdest Du Deine Kundschaft beschreiben?
    Elena: Es gibt da überhaupt kein einheitliches Bild. Das geht quer durch alle Schichten, Berufe und Altersklassen, der älteste war 60. Tattoos sind in den vergangenen Jahren zum Trend geworden. Sie werden in der Gesellschaft zunehmend akzeptiert. Niemand muss die Kunstwerke auf seiner Haut mehr verstecken – ganz im Gegenteil.
    Wie hast Du angefangen?
    Elena: Ich habe schon immer gerne gezeichnet, war kreativ. Meine ersten Bilder habe ich auf Papier verewigt. In Bukarest habe ich eine Tatowierschule besucht. Mein Freund lebt in Kaufbeuren. So hat es mich ins Allgäu verschlagen.

    Studiobetreiberin Elena Chifan.
    Studiobetreiberin Elena Chifan. Foto: Vucko

    Wie war das, als Du das erste Mal jemanden tatowiert hast?
    Elena: Das ist schon aufregend – für beide Seiten. So ein Körperbild soll ja lange Freude machen, transportiert viele Emotionen. Mein Freund ist da mein Experimentierfeld. Ihm habe ich schon mehrere Tattoos gemacht. Wie viele andere Künstler habe ich mir auch schon selbst Bilder gestochen – auf dem linken Arm, weil ich Rechtshänderin bin.

    Was sind die Trends in der Branche?
    Elena: Also vom Seefahrer-Image sind wir längst weg. Es gibt so viele Möglichkeiten, über eine Tatowierung ein Lebensgefühl oder die Zuneigung zu einem Menschen auszudrücken. Ein Ginkgo-Blatt ist für viele Menschen zum Beispiel ein Symbol für Lebenskraft. Andere tragen ihre Tattoos wie ein Statussymbol – statt eines großen Autos vor der Tür. Es gibt Kunden, denen geht es nur um einen Buchstaben oder ein Symbol an einer versteckten Körperstelle. Das ist dann eine Sache von fünf Minuten. Andere wünschen sich großflächige Körperbilder von Tieren oder Blumen. Meine längste Sitzung hat sechs Stunden gedauert – es war ein Tiger.

    Was sind Deine Spezialitäten?
    Elena: Viele Studios machen alles. Ich beschränke mich auf Motive, bei denen ich Routine habe: Tierbilder, Blumen, Namen oder Begriffe in Schreibschrift. Black and Grey, Black Trash und Fantasie sind die Stile, die ich anbiete. Die Tatowierungen sind später ja auch wie eine Visitenkarte für mich. Oft werden Tribals, also Fantasiezeichnungen, gewünscht, die sich der Besucher zuvor in einem Katalog aussucht oder selbst ausdenkt. Man kann die Zeichnungen mit einer Vorlage auf die Haut übertragen, ähnlich wie mit einem Pauspapier.

    Wie gehst Du mit unsicheren Kunden um?
    Elena: Menschenkenntnis ist schon wichtig in unserem Beruf. Man sitzt beim Tatowiervorgang ja auch eine Weile zusammen, spricht miteinander, auch wenn die Arbeit Konzentration erfordert. Männer sind übrigens deutlich empfindlicher als Frauen, die etwa die Hälfte der Kundschaft ausmachen. Wichtig ist die Beratung, damit sich erst gar keine Unsicherheiten ergeben. Es kommt auch vor, dass ich Kunden von einem Motiv oder einer bestimmten Körperstelle abrate. Da muss man die Menschen auch vor sich selbst beschützten.
    Worauf sollte man beim Besuch eines Tattoo-Studios achten?
    Elena: Wichtig ist, dass der Tätowierer ein Beratungs- und Informationsgespräch anbietet und über alle Aspekte aufklärt. Die Preise variieren stark, aber Qualität kostet Geld. Man kann sich über Studios im Internet informieren, Bewertungen anderer Kunden lesen. Beim Besuch des Studios sollte der Kunde darauf achten, dass alles einen aufgeräumten und sauberen Eindruck macht. Die Instrumente müssen steril sein und Einweghandschuhe sind Pflicht. Wer Zweifel hat, sollte sich ein anderes Studio suchen.

    Tattoo-Convention in der Kaufbeurer Karthalle an der B12:

    Nach Angaben des Veranstalters werden 100 Tattoo- und Piercing-Künstler aus Griechenland, Italien, Los Angeles, Ungarn und Spanien, aber auch aus der näheren Region erwartet.

    Die Aussteller präsentieren sich und ihr Angebot, Arbeitsgeräte, Schmuck und Accessoires.

    Geplant sind laut Veranstalter auch ein Tattoo-Wettbewerb, mehrere Shows und ein Rahmenprogramm mit Jongleur, Hygieneseminar (für Tätowierer), Akrobatikshow und einer Spieleecke für Kinder.

    Öffnungszeiten: Samstag, 14. September, 12 bis 22 Uhr; Sonntag, 15. September, 12 bis 21 Uhr. Eintritt 12 Euro für einen Tag, 17 Euro für beide Tage.

    tattoocon-kf.de

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