Seit dem 18. Jahrhundert hat der Gasthof Adler das Halblecher Ortsbild entscheidend geprägt. Am Ende ging jetzt aber alles ganz schnell: Es brauchte nur wenige Schwenker des Baggers, bis die ersten Mauern des fachwerkähnlichen Baus niedergerissen waren. Ein für alle Mal.

Schon in wenigen Tagen soll das gesamte Grundstück planiert und vom ehemaligen Gasthaus nichts mehr übrig sein. Eine Entwicklung, die sich bereits abgezeichnet hat, als Wirt Sebastian Remmler den Betrieb Ende Oktober vergangenen Jahres dicht machte. Denn Nachfolger fand sich keiner. Und zu investieren, kam für den Eigentümer nicht in Frage.
„Das hätte nicht unserem Stiftungszweck, der Behindertenarbeit, entsprochen“, sagt Gerhard Reile, stellvertretender Vorsitzender der Regens Wagner Stiftung. „Wir haben uns dann entschieden, das Gebäude abzureißen, vor allem auch um unserer Verkehrssicherungspflicht nachzukommen“, sagt er. Als Eigentümerin trage die Stiftung dafür Verantwortung, dass keine Gefahren von dem Gebäude ausgehen. Und das sei laut Reile durch den baufälligen Zustand des Gebäudes nicht mehr auszuschließen gewesen.
Dass die Arbeiten nun schon so zeitig nach Erteilung des Auftrags beginnen würden, davon war Reile selbst überrascht. „Jetzt geht es aber ohnehin nur darum, das Grundstück zu planieren und platt zu machen“, sagt er. Denn was künftig auf dem mehrere Hektar großen Areal passieren soll, ist noch längst nicht klar. „Unmittelbar nach dem Abriss geht es auf dem Grundstück erst einmal nicht weiter“, legt sich Reile fest. Schließlich müsse über eine Folgenutzung erst noch entschieden werden. Er rechnet aber nicht damit, dass das in den kommenden beiden Jahren passieren wird. Hintergrund: Durch den Brand im nahe gelegenen Kloster Rottenbuch sind derzeit viele Kapazitäten der Stiftung gebunden. Dort betreibt Regens Wagner seit vielen Jahren eine Bildungseinrichtung, die in Folge eines Brands stark beschädigt wurde.

Die fällige Sanierung binde nun erst einmal Kräfte, bevor man sich um den Adler kümmern könne, sagt Reile. Außerdem gelte es für das Adler-Areal im Idealfall eine Nutzung zu finden, die dem Stiftungszweck dient, mit der die Gemeinde leben kann und mit der auch die Sozialbehörden einverstanden sind. In Frage käme beispielsweise ein Angebot, das in Ergänzung steht zu den bisherigen Einrichtungen der Behindertenarbeiten in Rottenbuch. „Aber einen Fahrplan dafür gibt es noch nicht“, sagt Reile. Eines schließt der stellvertretende Vorsitzende jedenfalls aus: nämlich einen Verkauf. „Das steht nicht zur Disposition“, sagt er. Vielmehr sei es das Bestreben der Einrichtung, die Behindertenarbeit zu regionalisieren und zu dezentralisieren.
„Dafür sind wir natürlich angewiesen auf geeignete Bauplätze“, sagt Reile. Bei der derzeitigen Marktsituation kein einfaches Unterfangen. Daher behalte man das Grundstück und werde in fernerer Zukunft versuchen, eine geeignete Nutzung zu finden.
Die Ruine zieht Schaulustige an
Immer wieder kommen jetzt dieser Tage Schaulustige an der Abrissstelle vorbei. Einige kommen zu Fuß, andere mit dem Fahrrad. „Da haben wir schon einige Stunden drin verlebt“, sagt einer und deutet leicht wehmütig in Richtung des alten Gebäudes. Der Adler ist Geschichte.