Der für Samstag groß angekündigte Versuch von Auto-Poser, Ulm zum Ziel ihrer Auto-Show zu machen, ist gescheitert. Mit einem massiven Polizeiaufgebot wurden die angekündigten zwei- bis dreitausend Fahrzeuge von der Innenstadt ferngehalten. Einer der Ausweichorte war Memmingen.
Bis aus Belgien und Frankreich kamen die Aufrufe via Internet-Foren, dass die Auto-Poser und -Turner die Stadt Ulm „übernehmen“ wollen. In den Ankündigungsvideos drifteten Autos über Asphaltflächen, bengalische Feuer wurden gezündet, dazu Rap-Musik. Doch diese Videos landeten auch bei der Stadt Ulm und der Polizei.
Polizei und Stadt Ulm kämpfen schon seit Wochen und Monaten gegen Poser und Tuner
Bereits in den vergangenen Wochen und Monaten kam es immer wieder an den Wochenenden zu Ruhestörungen durch Auto-Begeisterte, die nicht nur ihre optisch veränderten Fahrzeuge zeigten, sondern auch mit röhrenden Auspuffrohren Aufmerksamkeit erreichen wollten. An manchen Samstagen sammelten sich so zwischen 200 und 400 Fahrzeugen, die meist zwischen einer Tankstelle in Blaustein und dem Messegelände Donauhalle auf- und abfuhren. Auch auf dem Ulmer Altstadtring wurde für vermeidbaren Lärm gesorgt. Dagegen gehen Stadt Ulm und das Polizeipräsidium Ulm bereits mit häufigen Kontrollen vor. Vor allem technische Veränderungen, die die Sicherheit beeinträchtigen, stehen dabei im Fokus.

Um der angekündigten großen Party Herr zu werden, erließ die Stadt Ulm eine Allgemeinverfügung, die sämtliche Treffen von mehr als fünf optisch veränderten Fahrzeugen im gesamten Stadtgebiet von Freitag bis Montagmorgen untersagte. Dabei wurde bereits die Beschlagnahmung der teilnehmenden Fahrzeuge angekündigt. Um diese Allgemeinverfügung durchzusetzen, brauchte die Stadtverwaltung Unterstützung durch die Polizei.
Großeinsatz der Ulmer Polizei wurde binnen weniger Tage auf die Beine gestellt
Binnen weniger Tage stellte die Ulmer Polizei einen Großeinsatz auf die Beine, wie ihn die Stadt selten gesehen hat. Neben Beamten aus dem gesamten Bereich des Ulmer Polizeipräsidiums waren viele Beamte des Polizeipräsidiums Einsatz aus Göppingen vor Ort und das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West aus Kempten kümmerte sich um den bayerischen Teil der Region. Allein die sichtbaren Polizisten mit ihren Streifenwagen dürften im Bereich von rund 500 Beamten gelegen haben, genaue Angaben machte die Polizei aus taktischen Gründen nicht.

Autofahrer, die am Samstag in die Stadt wollten, fanden kaum eine Zufahrtsstraße, an der nicht kontrolliert wurde. Die mehrspurigen B10, B28 und B30 wurden vor Parkplätzen auf eine Fahrspur verengt, um gezielt Fahrzeuge zur Kontrolle herauszuwinken. Doch auch an anderen Stellen wurden Kontrollstellen eingerichtet, beispielsweise in Blaustein, Böfingen oder an der Talfinger Uferstraße.
Tuner und Polizei liefern sich über Stunden ein Katz-und-Maus-Spiel
An den Ausfahrten vor den Kontrollstellen standen weitere Streifenwagen, um die Autofahrer zu überprüfen, die über Schleichwege ausweichen wollten. An zahlreichen Kreuzungen in der Innenstadt wurde ebenfalls der Verkehr überwacht und alle auffälligen Fahrzeuge per Funk an die Einsatzleitung weitergemeldet. Sobald sich irgendwo Grüppchen von Auto-Posern bildeten, war die Polizei vor Ort. Über Stunden hinweg lief ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem die Polizei regelmäßig Sieger blieb.

Bekannte Treffpunkte wie die Parkplätze entlang der Blaubeurer Straße waren bereits nach Geschäftsschluss von der Polizei abgesperrt und überwacht worden. Dabei kamen auch zivile Fahrzeuge zum Einsatz. Ein Polizeihubschrauber war stundenlang über Ulm unterwegs, um mit Nachtsichtgeräten Treffen frühzeitig erkennen zu können. Dabei wurde auch die Region von Senden bis zum Autobahnkreuz Elchingen mehrfach abgeflogen und auch die Ehinger Poser-Szene aus der Luft überwacht. Nach Geschäftsschluss des Rewe in der Wielandstraße in Ulm wurde auch dieser Parkplatz von der Polizei abgeriegelt. Fahrzeuge, die der Poser-Szene zugeordnet werden können, wurden kontrolliert.
Bilanz der Ulmer Polizei: 300 Fahrzeuge und 500 Personen kontrolliert, 20 Autos bemängelt
In einer ersten Bilanz hat die Ulmer Polizei am Sonntagmorgen die Kontrolle von rund 300 Fahrzeugen und 500 Personen vermeldet. Dabei wurden 20 Fahrzeuge bemängelt, unter ihnen sechs, die wegen technischer Mängel sofort stillgelegt wurden. Dazu war auch ein Sachverständiger einer Prüforganisation im Einsatz, der die Fahrzeuge auf einer Hebebühne einer technischen Kontrolle unterzog. Auch auf bayerischer Seite wurden stark veränderte Fahrzeuge für technische Gutachten sichergestellt und mit dem Abschleppwagen abtransportiert.

Insgesamt 31 Fahrer haben durch Teilnahme an Poser-Treffen gegen die Allgemeinverfügung der Stadt Ulm verstoßen, auf jeden von ihnen kommt ein Bußgeldbescheid in Höhe von 250 Euro zu. Die meisten dieser Fahrer können der regionalen Poser-Szene zugerechnet werden.
Die groß angekündigten zwei- bis dreitausend Fahrzeuge konnten Ulm nicht erreichen, am Samstagabend wurden Aufrufe im Internet verbreitet, sich beispielsweise am Kaufland in Memmingen oder beim ehemaligen Aldi-Lager in Altenstadt. Die bayerische Polizei schätzt dabei rund 1000 Teilnehmer. Manche der Poser waren in ihren Grüppchen unvorsichtig unterwegs. So kam es auf der A7 bei Altenstadt zu zwei Auffahrunfällen mit insgesamt acht beschädigten Fahrzeugen und drei Leichtverletzten sowie einem Gesamtschaden von 27.000 Euro.
Sowohl die Ulmer wie auch die Kemptener Polizei haben angekündigt, weiterhin konsequent gegen Lärmbelästigung vorzugehen und Fahrzeuge mit unzulässigen Veränderungen aus dem Verkehr zu ziehen.
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