Am Dienstagvormittag hängt der Geruch von Rauch noch in der Luft. Von dem Häuschen, in dem sich der Geldautomat der Sparda-Bank befand, ist nicht mehr viel übrig. Ringsherum liegen verkokelte Teile des Automaten, Polizisten sperren den Tatort weiträumig ab. Sprengstoffexperten und andere LKA-Spezialisten in weißen Anzügen sind mit der Spurensuche am Tatort beschäftigt. Innerhalb der Sperrzone liegt eine Bäckerei, die am Dienstagvormittag geschlossen bleibt. Wenige Stunden zuvor kam es hier zu einer Straftat, die in Neusäß offenbar nicht zu überhören war.
Geldautomat in Neusäß gesprengt: Täter sind auf der Flucht – Bäckerei gesperrt
In der Nacht auf Dienstag haben bislang unbekannte Täter in Neusäß einen Geldautomaten auf dem Parkplatz eines Gewerbegebietes in der Daimlerstraße gesprengt. Dort befinden sich unter anderem die Geschäfte Rewe, Sport Schmid und Ihle. Die Täter waren laut Polizei gegen 1.30 Uhr am Werk und sind noch immer flüchtig. Das Häuschen vor dem Supermarkt wurde bei der Sprengung des Automaten völlig zerstört. Mindestens ein mutmaßlicher Täter sei anschließend mit hoher Geschwindigkeit in einem hochmotorisierten Auto davongerast, sagt ein Sprecher des bayerischen Landeskriminalamts (LKA).
Zum Sachschaden und zur Beute konnten am Dienstag noch keine Angaben gemacht werden. Üblicherweise befinden sich in Geldautomaten mehrere tausend Euro Bargeld. Um an sie zu gelangen, zünden Straftäter immer wieder Sprengsätze. In der Regel verschaffen sie sich so Zugang zu den Geldkassetten, in denen das Bargeld gelagert wird, berichtet ein Sprecher des LKA. Ob das auch in Neusäß so war, müsse nun ermittelt werden. Geldscheine waren am Dienstagvormittag jedenfalls nicht mehr zu sehen.
Feuerwehr musste Löscharbeiten zwischenzeitlich unterbrechen
Stattdessen waren am weiträumig abgesperrten Tatort nur noch verkokelte Überreste des Häuschens zu finden, in dem sich der Geldautomat der Sparda-Bank befand. In der Nacht auf Dienstag waren Einsatzkräfte der Feuerwehr stundenlang damit beschädigt, das in Brand geratene Häuschen zu löschen. Der Kommandant der Neusässer Feuerwehr, Andreas Golling, berichtet unserer Redaktion, dass seine Wehr sowie die Wehr aus Täfertingen mit insgesamt rund 60 Einsatzkräften vor Ort waren. Dazu wurde mit allen zehn Fahrzeugen der Neusässer Wehr sowie den zwei Fahrzeugen der Täfertinger ausgerückt. Bis vormittags um etwa 8.30 Uhr musste der Brand gelöscht werden. Brisant: Wegen einer akuten Gefährdungslage mussten die Löscharbeiten in der Nacht zwischenzeitlich unterbrochen werden, berichtet der Kommandant.

Während des Einsatzes stellte sich offenbar heraus, dass die Feuerwehrleute in Gefahr sein könnten. Die Einsatzkräfte mussten davon ausgehen, dass sich weiterer Sprengstoff vor Ort befindet. Der Kommandant spricht von einer „sehr hohen abstrakten Gefährdung.“ Nach der Unterbrechung konnte die Feuerwehr mit dem Löschen des Brandes fortfahren. Verletzt wurde zum Glück niemand.
„Es hat dreimal geknallt. Bum, bum, bum - dann war es ruhig.“
Anwohner aus Neusäß
Mehrere Anwohner berichten unserer Redaktion am Dienstagvormittag von lauten Knallen in der Nacht. Ein Mann, der nicht weit vom Tatort entfernt wohnt, sagt: „Es hat dreimal geknallt. Bum, bum, bum - dann war es ruhig.“ Kurz nach den lauten Knallen ging die Sirene der Feuerwehr los. Die hörte auch eine Frau, die etwa einen Kilometer vom Tatort entfernt lebt. „Ich bin gegen 1 Uhr aufgewacht. Ich dachte, der Knall war vor meiner Haustüre, so laut war das“, berichtet sie. Am Vormittag danach steht sie auf dem bekannten Parkplatz und beobachtet das Geschehen am Tatort.

Dort rückten bereits gegen 1.30 Uhr die ersten Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei an. Von den Tätern war zu dieser Zeit nach ersten Informationen unserer Redaktion nichts mehr zu sehen. Mindestens einer der Täter soll mit einem Auto davongerast sein. Das LKA sucht nun Zeugen des Vorfalls. Dazu, wie viel Geld die Täter erbeuteten, gibt es zunächst keine Informationen.
Zeugenaufruf
Das Bayerische Landeskriminalamt bittet um Mithilfe und stellt folgende Fragen:
- Wem sind in den Nachtstunden im Bereich des Tatorts in Neusäß verdächtige Personen oder Fahrzeuge aufgefallen?
- Wer hat im Vorfeld in der näheren Umgebung verdächtige Wahrnehmungen gemacht, die im Zusammenhang mit der Sprengung des Geldautomaten stehen könnten?
- Wer kann sonst sachdienliche Hinweise zur Tat, den Tätern oder dem Fluchtfahrzeug geben?
Hinweise nimmt das Bayerische Landeskriminalamt unter der Telefonnummer 089/1212-0 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Es ist bereits der achte Fall einer Geldautomaten-Sprengung in Bayern in diesem Jahr. Und es ist nicht die erste Geldautomaten-Sprengung im Augsburger Umland. Zuletzt gab es am 21. Februar ebenfalls in der Nacht solch einen Fall: Um kurz vor 3 Uhr explodierte der Geldautomaten der Sparda-Bank in der Meringer Ohmstraße. „Das waren höchst professionelle Täter, die den Automaten in kürzester Zeit gesprengt hatten“, sagte Karl Schreiner, Leiter der Polizeiinspektion Friedberg. Die Ermittlungen vor Ort übernahm das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA).
Im Landkreis Augsburg kam es zuletzt in Meitingen zu einem ähnlichen Fall. Dort sprengten Unbekannte im vergangenen November einen Geldautomaten in die Luft. Sie verschafften sich gewaltsam Zutritt zu der SB-Stelle der Commerzbank in der Hauptstraße, brachten mindestens zwei Sprengladungen an und flohen nur wenige Minuten später - ohne Beute. Der Sachschaden, den der Raubzug verursachte, war jedoch enorm.
Nicht der erste Fall: Auch in Mering wurde Geldautomat bei Supermarkt gesprengt
Auch in Mering handelte es sich um einen Geldautomaten in einem Lebensmittelmarkt. Der Geldautomat befand sich in einem von außen zugänglichem Raum eines Supermarktes. Sowohl der Rewe-Markt als auch der Müller-Drogeriemarkt waren noch den ganzen Tag nach der Sprengung für die Öffentlichkeit geschlossen. Ob dies auch in Neusäß der Fall sein wird, hat die Polizei noch nicht bekannt gegeben.

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