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Und es hat BUUUUUM gemacht: Das blieb vom Krankenhaus in Marktoberdorf übrig

Spektakuläre Sprengung

Und es hat BUUUUUM gemacht: Das blieb vom Krankenhaus in Marktoberdorf übrig

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    Und es hat Buuuum gemacht: Das Marktoberdorfer Krankenhaus wurde spektakulär gesprengt. 20 Prozent des Gebäudes blieben jedoch stehen.
    Und es hat Buuuum gemacht: Das Marktoberdorfer Krankenhaus wurde spektakulär gesprengt. 20 Prozent des Gebäudes blieben jedoch stehen. Foto: Mathias Wild

    Für eine spektakulärere Kollapssprengung, bei der ein Gebäude in sich zusammensackt, war das Krankenhaus nicht hoch genug. Daher wurde eine sogenannte Fallsprengung vorbereitet. 80 Kilo Sprengstoff sollten im Erdgeschoss einen Keil herausreißen und das Krankenhausgebäude komplett umkippen. Das klappte allerdings nicht.

    Sprengung Krankenhaus Marktoberdorf
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    „Die Bewährung im hinteren Teil des Hauses war zu schwach, so dass er sich nicht mitziehen ließ und stehen blieb“, sagte Sprengmeister Hoyer in einer ersten Analyse. Was mit dem stehengebliebenen Gebäudeteil passiert, war am späten Nachmittag noch nicht klar. Sicher ist lediglich: Gesprengt werden kann dieser Rest nicht. Vermutlich müssen nun doch Abrissbagger ran.

    Etwa 800 Zuschauer verfolgten gebannt die Sprengung mit der der Abriss der Marktoberdorfer Klinik vorangetrieben wird. Das Gelände um das Krankenhaus war bereits seit dem frühen Nachmittag mit Absperrband weiträumig abgesichert. Polizei, Feuerwehr und Ordner sorgten dafür, dass die Zuschauer zu ihrer eigenen Sicherheit nicht in die Sperr- beziehungsweise Gefahrenzone gelangten.

    Der Abriss des Krankenhauses hatte bereits im Dezember vergangenen Jahres begonnen. Nach der Entkernung des Hauptgebäudes sollten in diesen Tagen – wie eigentlich geplant – Abrissbagger anrücken. Die verantwortliche Baufirma entschied sich jedoch für eine Sprengung, um die Abrissarbeiten insgesamt zeitlich zu verkürzen.

    Das lag an der Bausubstanz. Sprengmeister Hoyer über den Teil des Gebäudes, der stehenblieb

    Beauftragt mit der Sprengung war die Firma Olaf Hoyer aus Buchenberg. Der gleichnamige Sprengmeister war schon seit Wochen mit seinen Mitarbeitern in dem entkernten Hauptgebäude der früheren Klinik zugange, um 800 Bohrlöcher für die 80 Kilo Sprengmaterial zu setzen. Für Hoyer, der seit rund 35 Jahren Sprengmeister ist, war die Krankenhaussprengung nichts Alltägliches. „So etwas hat man nicht oft“, sagt er. Kleinere Misserfolge gebe es immer wieder einmal. Doch natürlich sei er „in Teilen auch enttäuscht“, dass die Sprengung nicht ganz funktionierte. Eine Schuld bei seiner Firma sieht er nicht. „Das lag an der Bausubstanz.“

    Das am 23. Juni 1967 eingeweihte Marktoberdorfer Krankenhaus war im Januar 2012 geschlossen worden. Der Beschluss des Verwaltungsrates des Kommunalunternehmens (KU) Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren hatte bei den Menschen in der Kreisstadt Empörung und Betroffenheit ausgelöst. Das KU (mit derzeit Häusern in Kaufbeuren, Füssen und Buchloe) gehört Landkreis Ostallgäu und kreisfreier Stadt Kaufbeuren zu je 50 Prozent.

    Dies bedeutet, dass beide zu gleichen Teilen für die Defizite aus dem Betrieb geradestehen müssen. 2012 lag der Schuldenstand des KU bei rund 13 Millionen Euro. Mit der Schließung der Krankenhäuser in Marktoberdorf und Obergünzburg erhoffte sich der Klinikverbund eine Senkung des Defizits. Im vergangenen Jahr betrugen die Schulden noch immer zwischen 4,5 und 5 Millionen Euro.

    Weil es nicht gelang, eine medizinische Nachnutzung für das Krankenhaus zu finden, wurde das Areal an die Stadt Marktoberdorf und die Baufirma Hubert Schmid verkauft. Auf dem Gelände sollen nun Mehrfamilienhäuser und ein Kindergarten entstehen.

    Bis es so weit ist, wird noch einige Zeit vergehen: Nach der Sprengung müssen die vielen tausend Tonnen Betonbruch und Mauerwerk vom Gelände beseitigt werden. Danach folgt der Abbau von Kellergewölbe, Fundamenten und Kanälen. Im Frühjahr 2018 soll aus dem Krankenhausareal schließlich ein bebaubares Gelände geworden sein. Um die Bebauungspläne zu konkretisieren, hat die Stadt Marktoberdorf einen Architektenwettbewerb ausgelobt.

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