Immer wieder sorgen kuriose Streitereien unter Nachbarn und Anwohnern in Bayern für Schlagzeilen. Erinnert sei hier nur an den Zank um Ziegenbock Zoltan. Besser gesagt um seinen Gestank, über den sich Anwohner in einer Gemeinde in Oberfranken ärgerten. Der Fall wurde am Landgericht verhandelt. Urteil: Die Ziegenhalter müssen dafür sorgen, dass die Nachbarin durch den Geruch nicht wesentlich beeinträchtigt werde. Gleich jahrelang dauerte beispielsweise auch der Rechtsstreit um die Lautstärke von Kuhglocken-Streit in Holzkirchen (Oberbayern), der erst vor dem Oberlandesgericht München mit einem Vergleich zwischen einem Ehepaar und einer Bäuerin endete: Höchstens drei Kühe dürfen demnach Glocken tragen - genau genommen handelt es sich um Schellen.
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Nicht um Kuh-, sondern um Kirchenglocken tobt seit etwa einem Jahr nun ein Streit in der 1500-Einwohner-Gemeinde Eschenlohe (Landkreis Garmisch-Parrtenkirchen). Genauer gesagt geht es um nächtlichen Glockenschlag im Turm der katholischen Pfarrkirche St. Clemens. An dem stören sich zwei Anwohner massiv. Sie haben den Bürgermeister und den Gemeinderat angezeigt, und zwar wegen Körperverletzung, das schreibt der Merkur.
Die zwei Anwohner – die dem Bericht zufolge aus dem Ort stammen - forderten, dass die Glocken zwischen 22 und 5.30 Uhr schweigen sollen. Der Gemeinderat hielt zwar an der Tradition des nächtlichen Glockenschlag fest, gab aber im Sommer ein schalltechnisches Gutachten in Auftrag. Ergebnis: Die nächtlichen Grenzwerte seien leicht überschritten worden.
Streit um Kirchenglocken: Gemeinde lässt Lärmschutzvorhänge einbauen
Daraufhin hat der Gemeinderat vier Lärmschutzvorhänge für die Turmöffnungen einbauen lassen, heißt es weiter. Außerdem sei eine Firma damit beauftragt, ein weiteres Schlagwerk zu installieren – und zwar speziell für die Nacht. Dieses soll die Grenzwerte einhalten und kostet insgesamt 14 000 Euro. Die Lieferung soll noch in diesem Jahr erfolgen. Dennoch erstatteten die beiden Anwohner Anzeige. Laut Merkur hat die Staatsanwaltschaft das Verfahren aber eingestellt. Dennoch führen die Anzeihen offenbar zu hitzigen Diskussionen im Ort. "Unfassbar“, wird Bürgermeister Anton Kölbl (CSU) zitiert. „Dafür habe ich kein Verständnis.
Der zuständige Dekan und Pfarrer Siegbert G. Schindele – ein gebürtiger Allgäuer – hofft, dass es zu einer gütlichen Einigung kommt und wieder Friede einkehrt. Möglicherweise könnte dies in einem Gespräch mit den Beschwerdeführern gelingen. Der gebürtige Ronsberger und frühere Memminger Dekan spricht sich für den Uhrschlag aus. Dabei spielen auch seine Erfahrungen in der Pfarrei St. Josef in Memmingen eine Rolle, wo er bis 2011 elf Jahre wirkte. Dort sei der nächtliche damals abgeschafft worden, obwohl es „jede Menge Beschwerden“ dagegen gegeben habe. Die Menschen hätten sich an den Glockenschlag gewöhnt gehabt. „Totenstill“ sei es plötzlich gewesen.