Den ersten habe ich von Matthias gekauft. Der war damals 14, ein Jahr älter als ich und der größte Flegel an der Schule. Heute ist er Studiendirektor.
Kann man mal wieder sehen, wie die Zeit vergeht. Gestern pfui, heute hui. Also der Matthias. Das, was ich damals von ihm erstanden hatte, diskret und unauffällig, fand ich schon immer hui: den „Playboy“. Ich weiß es noch wie heute: 1978 war das und die Nastassja Kinski war auf dem Cover. Und innen zum Ausklappen auch. Ausgeklappt habe ich sie noch auf dem Mofaparkplatz vorm Gymnasium, wo das Geschäft vonstattenging. Immerhin, 5 Mark waren damals ein Haufen Geld, da wollte ich schon sehen, ob’s sich auch lohnt. Hat sich – aber sowas von!
Jedenfalls, wir wurden alle älter. Der Matthias, der „Playboy“ und ich. Die Nastassja übrigens auch. Sie hat sich noch ein paar Mal für Filme und Zeitschriften ausgezogen und ist dann nach ein paar nicht so tollen Filmen schließlich in einer Dance-Show gelandet. Naja, immer noch besser als auf einem Homeshopping-Sender. Aber ich schweife ab. Den „Playboy“ habe ich über all die Jahre nie aus den Augen verloren. Irgendwann freilich, es mag nach so zehn, 15 Jahren Ehe gewesen sein, hat das Interesse dann doch deutlich nachgelassen.
Endgültig vorbei war unsere Beziehung, als die Mutter aller Playboy-Magazine, also Playboy USA, ab März 2016 auf das verzichtete, was den „Playboy“ so wohltuend von Magazinen wie „Mutter mit Herz“ oder „Oma im Spiegel“ oder was weiß ich, wie die alle heißen, unterscheidet. Nein, die Reportagen und Technik-Checks waren es nicht. Die blieben ja. Aber wegen denen – auch so eine uralte Fake News – hat doch keiner den „Playboy“ gekauft, oder? Also ich nicht.
Wenn ich den „Playboy“ kaufe, will ich Fleisch sehen. So wie ich bei einem Steak auch was Deftig-Zartes vom Rind erwarte und keinen faden Bohnen-Quark.
Ab März 2016, wie gesagt, ergab sich das US-Magazin den Nötigungen der aktuellen politischen Correctness und verzichtete darauf, die jungen Damen hüllenlos zu zeigen: Während also der deutsche Mann mit Genuss die Allgäuerin Tina Geiger mal nur mit Skiern bekleidet anschauen durfte, hätte es für die US-Männer eine Lindsey Vonn nur im Bikini gegeben. Höchstens. Beziehungsweise mindestens. Na, Sie verstehen schon. Keine Spur von „America first“.
„Gehen mit dem Zeitgeist“ nannten die Manager das wahrscheinlich. Die Marktstrategen hätten sich mal besser umgehört, wie sich Zero-Cola verkauft oder wie groß bei bekennenden Fleischessern die Beliebtheit von Produkten ist, wo zwar „Steak“ draufsteht, aber Tofu drin ist. Ganz direkt: wenn ich den „Playboy“ kaufe, will ich Fleisch sehen. So wie ich bei einem Steak auch was Deftig-Zartes vom Rind erwarte und keinen faden Bohnen-Quark. Punkt.
Aber jetzt scheint es wieder aufwärts zu gehen mit dem in die Jahre gekommenen Journal für den Lebemann. Die Manager haben – wahrscheinlich mit Blick auf die Verkaufszahlen – das Ruder herum und Bedenken über Bord geschmissen: die US-Ausgabe vom März kommt wieder hüllenlos daher. So wie es sein soll. Ich werde mal einen Blick riskieren, auch wenn die Aufregung nie mehr so sein wird die damals. Im Sommer 1978, bei Nasti…