Wie man so seine Träume verwirklichen kann, dazu gibt es unendlich viele Tipps und Weisheiten – nach dem Motto „Träume nicht vom Leben, lebe deinen Traum“ und dergleichen mehr. Konstantin Wecker zum Beispiel, seit 1. Juni 70 Jahre alt, begnadeter Liedermacher, Klavierspieler und Poet, träumt von einer besseren Welt. Seit 50 Jahren steht er auf der Bühne und hat sich dabei zur Aufgabe gemacht, in seinen Liedern und Gedichten immer wieder aufs Neue darauf hinzuweisen, dass eigentlich schon verloren hat, wer sich nicht auflehnt gegen die Trumps und Erdogans dieser Welt.
Wer hätte je gedacht, dass wir mal mit Konstantin auf einer Bühne stehen.Inka Kuchler (Vivid Curls)
Nicht von ungefähr trägt also Weckers Jubiläumsprogramm, mit dem er in der Kemptener Big Box knapp vier Stunden lang 1.300 Besucher begeistert, den Titel „Poesie und Widerstand“. Mit Zeilen wie „Empört euch“, „Wenn alle ja sagen, dann sagt nein“ oder auch „Wo alles dunkel ist, macht Licht“ versucht das Münchner Bühnen-Urgestein seinen Traum von einer „grenzenlosen Welt“ zu untermauern.

Musizieren - und nebenbei die Welt verbessern
Für die Vivid Curls dagegen ist durch den Auftritt mit Wecker vor heimischem Publikum schon mal einer ihrer Träume wahr geworden. „Wer hätte je gedacht, dass wir mal mit Konstantin auf einer Bühne stehen“, sagt Inka Kuchler ergriffen. Und passend zum roten Faden des Abends spielen sie mit Wecker und dessen erstklassiger Band (Cellistin Fanny Kammerlander, Keyboarder Jo Barnikel, Schlagzeuger Wolfgang Gleixner, Gitarrist Severin Trogbacher sowie Gitarrist und Violinist Markus Wall) das Lied von „Einer Welt“. Wecker hält sich dabei dezent im Hintergrund.
Ansonsten ist er mehr als präsent mit seiner Stimme, deren Pathos manche kritisieren. Wecker sagt dazu: „Warum nicht? Pathos heißt doch Leidenschaft.“ Leidenschaftlich karikiert er auch während der Zugabe, bei der dann die Vivid Curls nochmals ran dürfen, einen seiner früheren Hits. „Wenn der Sommer nicht mehr weit ist“ mutiert bis hin zum „Ententanz“.
Nicht erfüllt werden übrigens die Träume einiger Fans: Kein „Willy“, kein „Genug ist nicht genug“. Diese Phase seiner 50 Bühnenjahre scheint Konstantin Wecker wohl gelöscht zu haben.