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Warum die Recup-Pfandbecher im Allgäu häufig noch Ladenhüter sind

Recup kommt nicht in Fahrt

Warum die Recup-Pfandbecher im Allgäu häufig noch Ladenhüter sind

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    Das jüngste Mitglied der Recup-Familie ist das "Pano" in Kempten. Leni Koser füllt einen Recup-Kaffeebecher auf.
    Das jüngste Mitglied der Recup-Familie ist das "Pano" in Kempten. Leni Koser füllt einen Recup-Kaffeebecher auf. Foto: Matthias Becker

    Der Himmel ist blau, die Sonne scheint. Für Julia Reis und ihre Freundin Milena Thurik der perfekte Anlass, durch die Kemptener Innenstadt zu schlendern. Ein Kaffee zum Mitnehmen darf da nicht fehlen. Und den haben sich die beiden im mintgrünen Pfandbecher geholt. Der Mehrwegbecher wird nach dem Austrinken zurückgegeben, gespült und erneut verwendet, Müll entsteht nicht. „Recup“ heißt das System, hinter dem eine Münchner Firma steht und an dem sich mittlerweile etwa 65 Bäcker und Gastronomie-Betriebe im ganzen Allgäu beteiligen. Die meisten sind nun seit knapp über einem Jahr dabei. Die Bilanz fällt gemischt aus: Obwohl Umweltschutz den Kunden wichtig sei, setzten viele nach wie vor auf Pappbecher.

    Das Ganze ist eine gute Sache, aber da ist noch viel Luft nach obenEdgar Putz vom Unterallgäuer Landratsamt

    „Die Idee ist einfach gut“, findet Thurik. Ihren Kaffee haben sie und Julia Reis im „Pano“ in der Kemptener Altstadt gekauft. Jetzt spazieren sie durch die Fußgängerzone. Wenn die Becher leer sind, geben sie sie bei einem anderen teilnehmenden Betrieb zurück und bekommen einen Euro Pfand wieder. Das geht zum Beispiel bei der Bäckerei Wipper. „Jeden Tag kommen Kunden, die ihren Kaffee im Recup-Becher kaufen und wir weisen oft darauf hin“, sagt Verkäuferin Daniela Lingenheil. Noch besser wäre es aber, wenn sich mehr Unternehmen beteiligten. So sieht es auch Niklas Ringeisen vom Kemptener City Management. Knapp 20 Betriebe seien seit der Einführung des Systems in der Stadt dabei, es kämen aber kaum neue dazu. „Die Verbraucher müssen es auch annehmen und da gibt es noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten“, sagt er.

    Doch Recup will keine Fahrt aufnehmen

    Wir haben die Recup-Becher schon länger als ein Jahr und es läuft schleppend“, sagt Sabine Huth, Inhaberin der Cafés Lausfehl und Lausbua in Marktoberdorf. Außer ihren beiden Häusern beteilige sich in der Stadt kein Betrieb. In Memmingen gibt es sechs Ausgabestellen. „Recup hat sich leider bei uns nicht so durchgesetzt wie erwartet“, sagt Andreas Brommler von der gleichnamigen Konditorei. Noch immer entschieden sich nur wenige Kunden für den Pfandbecher.

    „Das Ganze ist eine gute Sache, aber da ist noch viel Luft nach oben“, sagt Edgar Putz vom Unterallgäuer Landratsamt. „Ich habe den Eindruck, dass jeder die Idee toll findet, bei der Nagelprobe greifen dann aber doch viele zum Pappbecher.“ Es sei von Anfang an klar gewesen, dass es in der Fläche schwerer ist, ein solches Pfandsystem durchzusetzen als in einer dicht besiedelten Großstadt. Für Putz ist das aber kein Grund, jetzt aufzugeben: „Es ist zwar ein zäher Prozess, aber da muss man dranbleiben.“ Wichtig sei, dass die Kunden die leeren Becher schnell wieder abgeben können und nicht lange mit sich herumtragen müssen. Auch sei es hilfreich, große Ketten und Tankstellen mit ins Boot zu holen. Das Recup-System gibt es in Deutschland an über 2300 Ausgabestellen.

    Das Pfandsystem hat Bäckereien überzeugt

    Der Recup-Becher ist auch optisch ein Hingucker.
    Der Recup-Becher ist auch optisch ein Hingucker. Foto: Matthias Becker

    Im Westallgäu und den angrenzenden Gebieten kennt sich Seraphine Mayer-Wager, Marketingleiterin der Bäckerei Mayer, mit den Gegebenheiten bestens aus. In 21 der insgesamt 27 Filialen der Bäckerei gibt es die Recup-Becher. In sechs Häusern wurden sie wieder aus dem Sortiment genommen, weil die Nachfrage zu gering war. Etwa acht Prozent der Kaffee-to-go-Käufer nutzten das Pfandsystem. Mayer-Wagner hatte lange nach einer Alternative zu Pappbechern gesucht, aber nichts Passendes gefunden. Bambus-, Thermo- oder Porzellanbecher hätten die Kunden kaufen müssen.

    Das Pfandsystem dagegen hat sie überzeugt. „Ich würde mir wünschen, dass die Kunden überall bereit wären, das Pfand zu bezahlen. Im Endeffekt kommen auf die Leute keine Mehrkosten zu, das haben aber noch nicht alle verstanden“, sagt Mayer-Wagner. „Wir haben gelernt, dass in ländlicheren Regionen oftmals eine längere Anlaufzeit nötig ist als in Städten“, sagt eine Sprecherin von Recup. Derzeit liefen verschiedenen Testphasen, um herauszufinden, wie diese Regionen unterstützt werden könnten. Im Allgemeinen sei man mit der Situation im Allgäu aber zufrieden.

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