Herr Linke, wie kommt es, dass ein Lindenberger im Schwedischen Nobelpreiskomitee sitzt?
Heiner Linke: Ich wurde für die Schwedische Akademie der Wissenschaften vorgeschlagen und 2015 hineingewählt. Bewerben kann man sich dafür nicht. Die Mitglieder sind hauptsächlich Professoren, die in Schweden arbeiten. Als Deutscher bin ich dort eher die Ausnahme. Ich bewege mich im Nobelpreiskomitee in einem Zwischenbereich. Obwohl ich Physiker bin, wähle ich als eines von sieben Komitee-Mitgliedern die Nobelpreisträger im Fachbereich Chemie mit aus. Ich bin ein sogenanntes adjungiertes Mitglied.
Heiner Linke
Ausbildung
Heiner Linke hat in seinem Heimatort Lindenberg Abitur gemacht und studierte danach an der TU München Physik. Von 1991 bis 1997 war Linke zum ersten Mal in Lund und promovierte dort auch.
Beruf
Anschließend arbeitete er drei Jahre in Australien und acht Jahre in den USA. 2009 wollte der Physiker wieder zurück nach Europa und bekam eine Professur in Schweden an der Uni Lund. Seit 2013 leitet Linke dort das bedeutendste Nanoinstitut Schwedens.
Privates
Der 50-jährige ist Vater von zwei Kindern.
Wie läuft die Wahl eines Nobelpreisträgers ab? Machen Sie das hauptberuflich?
Linke: In einem ersten Schritt werden Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der ganzen Welt gebeten, Nominierungen zu schicken. Da gehen sicher 3.000 Einladungen heraus. So kommen circa 400 Nominierungen zusammen. Mit diesen arbeiten wir ein ganzes Jahr. Viele Experten werden angeschrieben, die bewerten sollen, ob ein Gebiet preiswürdig ist und wer den Preis kriegen soll. Über die Vorschläge stimmt zunächst die Chemieklasse ab und die endgültige Entscheidung fällt die ganze Akademie. Die Arbeit im Nobelpreiskomitee mache ich nicht hauptberuflich.
Wie hat ihnen die Tagung nahe der alten Heimat gefallen? Wie kommt sie unter den Wissenschaftlern an?
Linke: Ich habe mich gern gemeldet, als ein Repräsentant des Nobelpreiskomitees für die Tagung in Lindau gesucht wurde. Ich bin zum ersten Mal dabei, habe aber den Eindruck, dass sich alle darauf gefreut haben. Es ist eine ungewöhnliche Konferenz, da die Teilnehmer hauptsächlich Studenten sind. Für sie ist es toll, Nobelpreisträger zu treffen. Aber auch für Nobelpreisträger ist des interessant, Vorträge von anderen zu hören. Das ist auch für mich sehr spannend. Die Tagung ist beeindruckend und sehr professionell organisiert.
Ihr Lebensmittelpunkt ist inzwischen Schweden. Kommen Sie trotzdem regelmäßig ins Allgäu?
Linke: Meine Eltern und meine Schwester wohnen noch in Lindenberg. So habe ich immer noch eine Verbindung. Irgendwann selbst wieder dort zu leben, ist leider wegen der Arbeit schwierig.